Reise nach Ägypten

Ein bisschen schwierig ist es schon über Ägypten zu schreiben. Irgendwie liegt in jedem Satz ein "Ja, aber". Klar, da ist das Land mit Jahrtausender alter Geschichte. Pyramiden, Sphinx, Luxor, Nil und Rotem Meer. Aber da ist auch das Land nach dem sogenannten Arabischen Frühling. Und um es gleich zu Beginn zu sagen: Ob daraus ein Sommer wird, ist eher fraglich.

Doch für die meisten von uns ist Ägypten erst einmal ein Urlaubsland. Und auch für die Ägypter selbst ist der Tourismus überlebenswichtig. Nach dem Suezkanal ist die Branche Einnahmefaktor Nummer zwei für das Land am Nil. So ist der Rückgang nach dem politischen Wandel besonders schmerzlich.

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Etwa 15 Millionen Touristen kamen 2010. 2011 sank die Zahl auf etwa 10 Millionen. Nun ist wieder ein leichter Aufwärtstrend zu beobachten. Das bestätigt auch Michaela Schmalvogel. Die alltours-Reiseleiterin ist seit vielen Jahren im Land. Der Neuanfang im Land fasst sie in drei Worten zusammen: "Die Angst ist weg."

Jedoch fügt sie hinzu dass die anfängliche Euphorie gewichen sei. Nicht nur nicht mehr euphorisch, regelrecht abweisend sieht Karim El-Sharkawi die Lage. Er begleitet uns als wir durch Kairo fahren. Sehr drastisch sagt er: "Mubarak war das Paradies." Vor allem sieht er die Lage aus seiner persönlichen wirtschaftlichen Sicht. Weniger Touristen bedeuten für den Reiseführer weniger Arbeit, weniger Geld. Ihm ist es egal, wer da an der Macht ist, Hauptsache die Touristen und damit ihr Geld käme ins Land.

"Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral", wird Bertolt Brecht hier bestätigt. "Früher waren 10 Prozent der Ägypter unzufrieden, heute sind es 90 Prozent", meint er. Doch zurück zum Reiseland.

Etwas surreal erweist sich ein kleiner Abstecher den der Reiseleiter mit uns unternimmt. Er liebt das Wort Schokoladenseite, wenn er von den Sehenswürdigkeiten seiner Stadt, seines Landes redet. "Ich zeige euch mal die Schokoladenseite der Pyramiden", sagt er und dirigiert den Bus auf einen im Nichts endende Schnellstraße. Etwas entfernt sieht man das Pyramidenplateau. Postkartenmotiv. Etwas näher sieht man dampfenden, sinkenden Müll. Und auch später, als wir direkt nach Gizeh fahren, passieren wir mit Müll gefüllte Kanäle, Müllhalden direkt neben der Cheops-Pyramide. Ich frag mich ob ich jemals eine verdrecktere Stadt gesehen habe.

An den Pyramiden dann ein weiteres Ärgernis. Penetrante Souvenir- oder Was-auch-immer-Verkäufer. Aber: "Wir beobachten wieder einen Anstieg der Touristen", sagt die alltours-Mitarbeiterin. Vor allem die Tauchreviere am Roten Meer seien beliebt.

Und in der Tat bietet gerade die Region um Hurghada da eine Menge. Gab es 1990 drei Hotel in Hurghada sind es heute 120. Dazu kommen 15 im benachbarten El Gouna und weiter 25 an der Makadi Bay. Alles in Allem Hotels, die durchaus deutschem Sternestandard entsprechen. Fast alle mit All-Inklusive-Service.

Das wiederum stellt ein Problem für die einheimischen Restaurants dar. "Warum sollen die Touristen zu uns kommen und bezahlen, wenn in ihrer Hotelanlage alles umsonst ist", fragt ein Restaurantbesitzer am Hafen von Hurghada. Dies ist in der Tat ein Problem, welches Reiseveranstalter überdenken sollten. Nicht nur in Ägypten. Denn ebenso wie etwa in der Türkei, verlassen viele Gäste kaum die Hotelanlagen. Nur eben mal für einen Ausflug etwa nach Luxor oder zu einer aufregenden Quad-Tour durch die Wüste. Unvergleichlich mit solch einem Gefährt in der menschenleeren Wüste dem Sonnenuntergang entgegen zu fahren.

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Ansonsten haben die meisten Hotelanlagen nicht viel mit Ägypten zu tun. Von ihrer Lage mal abgesehen. Es sind perfekt gestaltete Hideaways die vor allem ein paar erholsame Tage ermöglichen. Sei es am Pool, am Strand oder auf dem Golfplatz. Und da die Deutschen ja für ihre Ängstlichkeit bekannt sind: Ja es ist sicher in den Hotelanlagen am Roten Meer. Und wo findet man schon im deutschen kalten Winter nur vier Flugstunden entfernt Temperaturen um die 30 Grad?

Ich bin dann mal wieder unterwegs

Honza Klein