Von Cod Satrusayang
Rucksacktouristen kommen verschlafen und verkatert auf der Suche nach Frühstück aus ihren Hotels. Die Läden und Stände mit den billigen Sandalen, Sonnenbrillen und kopierten Marken-T-Shirts sind geöffnet. Auf den ersten Blick ist es ein ganz normaler Freitagmorgen auf Bangkoks Khao San Road, der bekanntesten Touristenmeile der thailändischen Hauptstadt. Manche Touristen haben noch gar nicht mitbekommen, dass die Armee am Donnerstag die Macht übernommen hat.
Nein, von einem Putsch wisse sie nichts, sagt etwa die Kanadierin Miriam Gorman. Sie sei am Vortag früh ins Bett. «Mein Verlobter schläft noch, er hat zu viel getrunken.» Sie sei nach Thailand gekommen, um am Strand zu heiraten, erzählt sie und betritt eine Filiale einer internationalen Fast-Food-Kette.
Auf den zweiten Blick kann man die neue Realität jedoch kaum übersehen. Soldaten stehen an beiden Enden der nur wenige Hundert Meter langen Straße, immer wieder donnern Lastwagen der Armee vorbei. Bulldozer reißen die letzten Überreste eines nahe gelegenen Protestlagers nieder.
Er habe von einem Freund von dem Umsturz erfahren, sagt der Stuttgarter Ingo Thiel. Um seine Sicherheit sei er nicht besorgt, aber er verstehe die Menschen in Thailand. «Einerseits hat man die demokratischen Kräfte, die korrupt sind, und andererseits die Militärherrschaft. Das ist alles sehr schwierig.»
Sorgen um ihre Sicherheit machen sich die wenigsten Touristen. «Wir glauben nicht, dass es gefährlich ist», meinen etwa Anais Parejo aus Spanien und der Argentinier Pablo García. «Wir sind seit einem Monat hier, und die Proteste betreffen uns nicht.»
Auch die Britinnen Nena, Charlotte und Lucy stören sich nicht an den Soldaten: «Es ist uns echt egal», sagen sie gut gelaunt und kaufen Kokosnusssaft. «Wir haben von dem Putsch gehört, als Menschen im Restaurant darüber getuschelt haben.» Das einzige was anders sei, sei die nächtliche Ausgangssperre. Einige Bars hätten früher als sonst dicht gemacht.
Eine thailändische Freundin habe ihm gesagt, er müsse sich keine Sorgen machen, erzählt Petter Strom aus Schweden. Er ist erst vor wenigen Stunden angekommen und hatte bereits vor seinem Abflug Nachrichten über den Putsch gehört. «Das ist alles sehr traurig. Das Militär sollte niemals über die Menschen herrschen.»
Ob sich Thailand-Urlauber weiterhin so unbesorgt vergnügen können, ist unklar. Das Auswärtige Amt in Berlin empfiehlt Reisenden nachdrücklich, Demonstrationen und Menschenansammlungen in ganz Thailand zu meiden. Bislang verlaufe das öffentliche Leben in Bangkok weitgehend normal, doch die Lage könne sich rasch ändern, hieß es am Freitag in den Reisehinweisen des Auswärtigen Amtes.
Für Badeurlauber gab es nach Angaben von Tui Deutschland zunächst keine Einschränkungen. Im vergangenen Jahr verbrachten nach Schätzungen der deutschen Botschaft 700 000 Deutsche ihren Urlaub in Thailand, etwa 30 000 leben in dem südostasiatischen Land. dpa