Restaurantkette Vapiano Chef tritt überraschend zurück

Der Chef der angeschlagenen Restaurantkette Vapiano, Cornelius Everke, hat am Sonntag überraschend seinen Rücktritt für Ende August angekündigt. In einer Mitteilung des Unternehmens wurden persönliche Gründe genannt. Der Vertrag werde «einvernehmlich» zum 31. August beendet, hieß es weiter. Der Aufsichtsrat bedauere die Entscheidung von Everke. Er war seit Mai 2018 Vorstandsmitglied und ab Dezember 2018 Vorstandsvorsitzender von Vapiano.

Die schnell gewachsene Restaurantkette steckt seit längerem tief in der Krise. Bei einem Umsatz von rund 372 Millionen Euro musste das Unternehmen 2018 einen Verlust von 101 Millionen Euro hinnehmen. Dies lag vor allem an hohen Abschreibungen und höheren Betriebskosten im Zuge der Ausdehnung. Der Schuldenberg wuchs deutlich an. Auf gleicher Fläche - also ohne Berücksichtigung der neuen Restaurants - sank der Umsatz um ein Prozent.

Einen Nachfolger für Everke hat Vapiano der Mitteilung zufolge noch nicht gefunden. Die Aufsichtsratsvorsitzende Vanessa Hall soll das Unternehmen vorübergehend bis mindestens April 2020 führen. Die dauerhafte Nachfolge soll dann in einem «strukturierten Prozess» gesucht werden.

Der Aufsichtsrat möchte in seiner turnusmäßigen Aufsichtsratssitzung am Dienstag den Vertrag des Finanzchefs Lutz Scharpe für weitere drei Jahre bis Juni 2023 verlängern. In der Mitteilung von Sonntagabend betont das Unternehmen, Kontinuität auf der Position des Finanzvorstands zu wollen.

Das scheint angesichts der Entwicklungen der vergangenen Monate auch notwendig. Dreimal hatte Vapiano im Frühjahr die Vorlage des Jahresabschlusses verschoben und dies mit Verhandlungen wegen eines dringend benötigten Kredits über 30 Millionen Euro begründet. Erst Ende Mai kam eine verbindliche Kreditzusage von den finanzierenden Banken und den Großaktionären. Rund vier Wochen später gab es dann erst den Jahresabschluss.

Vapiano war 2017 an die Börse gegangen. Mit den Erlösen aus dem Börsengang setzte die Kette auf Expansion, im vergangenen Jahr kamen mehr als 30 neue Restaurants hinzu. In 33 Staaten ist Vapiano inzwischen präsent mit rund 230 Restaurants, die meisten davon in Deutschland. Noch-Vorstandschef Everke räumte im Juni Fehler bei der Wachstumsstrategie ein. «In der Vergangenheit haben wir uns bei der Auslandsexpansion etwas verhoben», sagte er.

Doch die Probleme sind nicht nur im Ausland zu suchen. Lange Warteschlangen sorgten auch in Deutschland bei Kunden immer wieder für Ärger. Dieses Problem will das Unternehmen nach früheren Angaben angehen, indem Arbeitsabläufe geändert und die Menükarte vereinfacht werden.

49 verschiedene Gerichte hatte man dauerhaft auf der Karte plus 10 saisonale Gerichte, zudem konnte man unter elf verschiedenen Pastasorten wählen. Das sei zu viel, zumal das Bestellungen kompliziert mache, sagte Everke im Juni. Einen asiatischen Salat brauche man zum Beispiel künftig nicht mehr. Er kündigte an, die Menükarte bald zu verschlanken. «Wir müssen zurück zu den Wurzeln, also zur klassischen, ehrlichen italienischen Küche.» dpa

Hintergrund: Vapiano wird sein US-Geschäft nicht los - Suche nach neuem Käufer

Die angeschlagene Restaurantkette Vapiano wird ihr US-Geschäft nicht los. Anfang Januar hatte die kalifornische Beteiligungsgesellschaft Plutos Sama einen Vertrag unterzeichnet, demzufolge sie für 20 Millionen US-Dollar die Vapiano-Anteile an mehreren US-Firmen übernimmt und noch Entwicklungskosten zahlt. Vollzogen wurde die Transaktion aber noch nicht - und dürfte nun wohl gestorben sein. Man habe die für Plutos Sama geltende «Exklusivität» des Vertrags aufgehoben, teilte Vapiano mit. Grund: Plutos Sama hat bisher nicht gezahlt.

Vapiano sei nun berechtigt, «alternative Optionen zur Veräußerung des US-Geschäfts zu prüfen» und man werde hierzu einen Verkaufsprozess starten. Ganz außen vor ist Plutos Sama aber noch nicht. Man wolle «die Gespräche über einen möglichen Vollzug der Transaktion im guten Glauben fortsetzen», hieß es in der Mitteilung.

Vapiano ist tief in den roten Zahlen, der Aktienkurs im Keller. Der seit Ende 2018 amtierende Vorstandschef Cornelius Everke leitete ein Maßnahmenpaket ein, um Kosten zu reduzieren und Arbeitsabläufe zu verbessern. Eine seiner ersten Schritt als Vorstandsboss war die Unterschrift unter den US-Kaufvertrag mit Plutos Sama. Vapiano hat weltweit etwa 230 Restaurants, sechs davon in den USA.