Schlemmen in den Ardennen

Von Bernd F. Meier

Bunt färben sich die Eichen- und Buchenwälder in der südbelgischen Provinz Luxembourg. Landstraßen schlängeln sich neben murmelnden Bächen durch tiefe Täler. Hin und wieder grüßen die grauen Hausfassaden einsamer Bauerndörfer. Inmitten der Wälder liegt Saint-Hubert mit seiner mächtigen Basilika aus dem 16. Jahrhundert und der ehemaligen Benediktinerabtei. «Europas Hauptstadt der Jagd und der Natur» nennt sich der Ort mit seinen 5700 Einwohnern nicht gerade bescheiden.

Saint-Hubert und der heilige Hubertus sind eng miteinander verbunden. Der mittelalterlichen Legende nach sah Hubertus auf der Jagd in den Ardennen einen prächtigen Hirsch mit einem Kruzifix zwischen dem Geweih. Durch diese Erscheinung wurde der Jäger zum Glauben bekehrt. Ab dem Jahr 705 wirkte Hubertus als Bischof von Tongeren und Maastricht. Seine Reliquien kamen 825 nach Saint-Hubert - seit der Französischen Revolution sind sie allerdings verschwunden.

Der heilige Hubertus ist Schutzpatron der Jäger und wird in der Stadt seines Namens besonders verehrt. Gläubige machen sich im Frühsommer vom rheinischen Düren-Lendersdorf aus als Fußpilger über eine Strecke von 160 Kilometern nach Saint-Hubert auf den Weg. Den Pilgermarsch durch Eifel und Hohes Venn gibt es bereits seit 1720. Jährlicher Höhepunkt in Saint-Hubert ist am 3. November, dem Namenstag des heiligen Hubert, die festliche Hubertusmesse in der Basilika. Der Gottesdienst wird von den 14 Mitgliedern des Jagdhornbläserkorps Royal-Forêt Saint-Hubert musikalisch gestaltet. «Das ist für uns eine große Ehre», sagt Patrick Lassence, der Leiter der Gruppe.

Rund um Saint-Hubert lockt ein Wegenetz mit einer Länge von 240 Kilometern zu Wanderungen in den Wäldern. 30 Routen mit Längen bis zu 20 Kilometern sind auf Wanderkarten verzeichnet. Doch sollte man während der Jagdsaison vorsichtig sein. «Wenn Warnschilder auf die Jagd hinweisen, ist das Waldstück tabu. Daran sollte man sich unbedingt halten», rät Roger Deville vom Tourismusbüro in Saint-Hubert. Ungefährlicher ist der Abstecher ins Freilichtmuseum Fourneau Saint Michel, das auf einem ausgedehnten Areal 50 Landhäuser, Bauernhöfe, Kapelle, Schule und Tabakscheunen zeigt.

Wandern macht Appetit. In mehr als 150 Restaurants der Region stehen im Herbst und Winter Wildgerichte auf der Speisekarte. Rehbraten und Hirschrücken serviert beispielsweise Küchenchef Luc Dewalque in der «Auberge du Sabotier» im Dörfchen Awenne, ein paar Kilometer von Saint-Hubert entfernt. «Heute Abend bekomme ich wieder einen Hirschen und ein Wildschwein, frisch geschossen von den Jägern», erzählt Dewalque, der auch schon Belgiens Königspaar Paola und Albert II. bekochte.

Weitere Restaurants mit Wildspezialitäten sind etwa das «Au Sanglier des Ardennes» in Oignies-en-Thierache, «Le Moulin de Daverdisse» in Daverdisse, «Auberge du Grandgousier» in Mirwart, und das «Beau Séjour» in Villers-sur-Lesse. Alle diese Orte liegen um Umkreis von rund 60 Kilometern um Saint-Hubert. Zum Wildessen reisen Genießer aus dem nahen Nordfrankreich sowie aus den Niederlanden, dem flämischen Teil Belgiens und auch aus Deutschland an.

«Nur während der Jagdsaison ab Mitte Oktober bieten die guten Restaurants bei uns Wildgerichte an», sagt Dewalque. Dann werden Hirsch, Wildschwein, Reh, Rehbock bejagt. Klassiker, die in den Ardennen häufig serviert werden, sind Filet vom Hirschkalb an Kürbispüree oder auch Reh mit Knollenselleriemousse, Esskastanien und Bratapfel. dpa

Informationen: Belgien-Tourismus Wallonie-Brüssel, Cäcilienstraße 46, 50667 Köln, Tel: 0221/27 75 90, belgien-tourismus.de