Die Nachfrage nach Shrimps und Gambas aus regionaler Zucht zieht nach Einschätzung von Experten trotz hoher Preise an. Zwar sei die Produktion in Europa ein Nischenmarkt, es gebe aber hohes Wachstumspotenzial, sagte der Leiter der Aquakulturforschung am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI), Matthew Slater.
"Garnelen aus europäischen Aquakulturen sind frischer und schmecken besser als die aus Vietnam, Thailand oder China", sagte der Wissenschaftler. Feinschmeckern seien diese Kriterien wichtig. Dafür seien immer mehr Konsumenten auch bereit, dreimal so viel zu zahlen wie für importierte Tiefkühlware.
In der Branche stünden viele Akteure in den Startlöchern, um in die Garnelenzucht zu investieren, sagte Slater. Das Alfred-Wegener-Institut bringt deshalb in der nächsten Woche (4./5. April) Wissenschaftler, Züchter, Anlagenbauer, Händler und Futtermittelhersteller zu einem Fachsymposium zusammen. Dabei wollen rund 50 Experten ihr Wissen austauschen. "Unser Ziel ist es, ein Netzwerk aufzubauen", sagt AWI-Aquakulturforscher Gregor Jähne.
In Deutschland werden laut dem Institut jährlich rund 50 000 Tonnen Garnelen verzehrt. Nur ein verschwindend kleiner Teil von etwa 50 Tonnen wird auf drei Farmen in Deutschland gezüchtet. Slater geht aber davon aus, dass für weit größere Mengen aus umweltschonenden und artgerechten Aquakulturen ein Markt vorhanden ist.
So gibt es nach AWI-Berechnungen in Deutschland das Potenzial, jährlich 500 Tonnen Gambas und Shrimps aus nachhaltiger Zucht verkaufen zu können. Das entspräche einem Prozent des Gesamtkonsums. "Da ist noch Luft nach oben", sagt auch Bert Wecker, Geschäftsführer von Förde Garnelen im schleswig-holsteinischen Ostseebad Strande. Das Unternehmen produziert rund fünf Tonnen Garnelen pro Jahr. "Wir wollen in diesem Jahr expandieren und die Produktion auf 30 Tonnen erhöhen", sagte Wecker. Wichtigster Abnehmer der fangfrischen Ware sei die Gastronomie.
Die Garnelenzucht in Ländern wie Thailand oder Vietnam sorgt immer wieder für Schlagzeilen wegen abgeholzter Mangrovenwälder, zerstörter Böden oder des Einsatzes von Antibiotika. Die deutschen Züchter verzichten nach eigenen Angaben auf Medikamente. Hohe Investitions- und Energiekosten sowie der Bedarf an gut geschultem Personal machten die Produktion in Europa allerdings teuer, sagt Gregor Jähne vom AWI. dpa