Silvester am Brandenburger Tor Die Welt feiert in Berlin

Von Jordan Raza

«Das war die beste Party meines Lebens», schwärmte eine chinesische Besucherin. «Mein absoluter Höhepunkt des Jahres», meinte ein Gast aus den Niederlanden. Erneut haben Hunderttausende aus aller Welt - viele mit leuchtenden Hüten und bunten Neonbrillen - auf der Silvesterparty am Brandenburger Tor größtenteils friedlich ins neue Jahr gefeiert. Trotzdem: Verletzungen durch Böller und Übergriffe auf Einsatzkräfte gab es auch in diesem Jahr.

«Das ist die bekannteste Silvesterparty Europas. All meine Freunde waren auch schon hier», sagte Anabel aus Málaga begeistert. Sie sei extra angereist, um mit ihrem Bruder, der in Hamburg studiere, den Jahreswechsel zu feiern. Andere Besucher berichteten zwischen Glühweinbuden und Würstchenständen, sie hätten über ein Jahr für den Trip zum Brandenburger Tor gespart.

«Berlin hat seinem Ruf als Silvesterhauptstadt alle Ehre gemacht», sagte der Geschäftsführer der Tourismusgesellschaft visitBerlin, Burkhard Kieker, am Mittwoch. Genaue Daten liegen noch nicht vor, rund eine Million Übernachtungsgäste über Silvester sind Kieker zufolge für die Hauptstadt aber realistisch, wenn auch diejenigen mitgezählt werden, die bei Verwandten und Freunden unterkommen.

Bereits am Nachmittag hatten sich lange Schlangen an den Eingängen zur Partymeile gebildet, wie eine Sprecherin der Veranstaltung sagte. Gut drei Stunden vor Mitternacht waren dann alle Zugänge wegen Überfüllung geschlossen worden. Die Besucher feierten bei Temperaturen knapp über null Grad das bunte Bühnenprogramm, das von Schlagerstar Kerstin Ott über die Boygroup East 17 bis hin zur Rockband Mando Diao reichte.

Auf der Silvestermeile zwischen Pariser Platz und dem Großen Stern galt ein Verbot für Knaller und Raketen. «Gott sei Dank», fand Alizé aus Frankreich. Bei ihr in Paris sei privates Feuerwerk ohnehin nicht erlaubt. Wenn Menschen jetzt noch Raketen abfeuerten, könne man den Abend gar nicht genießen, sagte sie.

Im Rest der Stadt wurde allerdings ungehindert geknallt. Im Berliner Unfallkrankenhaus behandelten die Ärzte bis zum Nachmittag des 1. Januar 26 Verletzungen durch Böller, wie eine Sprecherin am Mittwoch mitteilte. Dazu zählten mehrere schwerste Verbrennungen. Teils waren durch Explosionen Finger abgetrennt worden, in einem Fall die ganze Hand. Unter den Schwerverletzten seien vier Kinder unter zehn Jahren.

Auch Einsatzkräfte der Berliner Feuerwehr wurden erneut Opfer von Böllerangriffen. 24 Übergriffe auf Helfer habe es insgesamt gegeben, 20 mittels Pyrotechnik. Ein besonders negatives Ereignis trug sich laut Feuerwehr in Neukölln zu. «Dort wurde ein Löschfahrzeug massiv mit Pyrotechnik beschossen. Mehrere Personen versuchten weiterhin sogar die Fahrzeugkabine zu öffnen und mit Schreckschusswaffen hineinzuschießen», sagte ein Sprecher am Mittwoch. Die Gefährlichkeit der Angriffe habe zugenommen, hieß es.

Insgesamt sei die Feuerwehr in der Silvesternacht mit rund 1350 Einsatzkräften 1523 Mal im Einsatz gewesen - deutlich häufiger als im vergangenen Jahr, als sie 1448 Mal ausrücken musste. Allein an der Festmeile am Brandenburger Tor gab es zwei temporäre Feuerwachen und sechs Sanitätsstellen des Deutschen Roten Kreuzes. Dort waren die Hilfeleistungen des Sanitätsdienstes 134 Mal gefragt, 15 Personen wurden in Kliniken transportiert. Abseits der Partymeile hatte es die Feuerwehr laut eigenen Angaben mit mehreren Hausbränden zu tun.

Erstmals in diesem Jahr gab es Böller-Verbotszonen am Alexanderplatz und in Schöneberg rund um die Pallasstraße. Neben den regulär im Dienst befindlichen Polizisten seien in der Silvesternacht rund 2000 zusätzliche Einsatzkräfte im Einsatz gewesen. Die Polizei zog am Neujahrstag eine positive Bilanz und bezeichnete die dort gegriffenen Maßnahmen als «erfolgreich».

Zwischenfälle, darunter auch Angriffe auf Polizeikräfte mittels Pyrotechnik, gab es dennoch an zahlreichen Stellen der Stadt: In Neukölln etwa schossen junge Männer schwere Böller mit einer Steinschleuder quer über die befahrene Sonnenallee. Andere feuerten mit Schreckschusspistolen in die Luft. Vorfälle mit Schreckschusswaffen meldete die Polizei unter anderem auch aus Charlottenburg und Schöneberg. Auf der Partymeile am Brandenburger Tor seien drei Verdächtige wegen sexueller Belästigung von Frauen festgenommen worden, twitterte die Polizei um kurz nach Mitternacht.

Seit den frühen Morgenstunden kümmerten sich rund 550 Beschäftigte der Berliner Stadtreinigung (BSR) um den Silvestermüll. Das teilte die BSR am Mittwoch auf Twitter mit. Beseitigt wurden Böller- und Raketenreste, leere Sektflaschen und jede Menge Verpackungsmüll zunächst an der Strecke für den Neujahrslauf und in der Umgebung der Partymeile am Brandenburger Tor. dpa