Kaum eine Branche trifft die aktuelle Situation so hart, wie die Hotellerie und Gastronomie. Durch die Schließung von Restaurants und Bars haben viele Restaurantfachleute nun Kapazitäten frei. Bei vielen Weingütern hingegen werden in den kommenden Monaten perspektivisch zahlreiche Hände gebraucht. Ähnlich wie bei den Spargelbauern werden auch die Winzer durch die geschlossenen Grenzen nicht auf ihre landwirtschaftlichen Kräfte aus Osteuropa zugreifen können.
Was liegt näher, als Sommeliers und Weingüter zusammen zu bringen – für einen Sommelier ist es großartig dazu beizutragen, Weine zu erzeugen. Und für die Winzer ist es ein schöner Schulterschluss mit ihren Gastronomiepartnern.
„Als Sommelier lernst Du nie aus. Im stressigen Arbeitsalltag nimmst Du Dir aber einfach nicht immer die Zeit, um Dich tiefer in bestimmte Themen einzuarbeiten. Eine Art Praktikum beim Winzer ist zum Beispiel Gold wert. Aber im Alltag machen es nur die wenigsten“, stellt Peer F. Holm, Präsident der Sommelier Union Deutschland, fest. „Wenn wir dieser verrückten Situation, so existenzbedrohend sie auch für viele von uns ist, also nur eine positive Sache abringen können, dann ist es die gewonnene Zeit. Zeit, die jeder für sich nutzen sollte. Und wenn man mit seiner Arbeitskraft einem Winzer helfen und für sich noch etwas lernen kann, dann haben wir doch zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen!“
„Auch für uns Winzer sind dies schwere Zeiten. Es ist völlig unabsehbar, wie stark unser Absatz tatsächlich getroffen wird. Jedes geschlossene Restaurant tut uns natürlich doppelt weh: Zum einen für die liebgewonnenen Kollegen, zum anderen für unseren eigenen Vertrieb“, sagt Steffen Christmann, Präsident des VDP.
„Doch gerade in der Landwirtschaft muss alles seinen gewohnten Gang gehen, um die Ernte nicht zu gefährden. Die Weinberge müssen weiter bewirtschaftet werden. Für uns wäre es ein riesiges Glück, wenn wir die Arbeiten für den nächsten Jahrgang in unseren Weinbergen mit den hoch geschätzten Kollegen aus der Gastronomie gemeinsam anpacken könnten. Seite an Seite im Weinberg – mit dem aktuell gebührenden Abstand versteht sich!
Die Aktion wird seitens der Sommelier-Union zentral von Peer F. Holm gesteuert. Jeder Sommelier, Gastronom oder Händler, der Lust hat mitzuhelfen, kann sich direkt an peer.holm(at)sommelier-union.de wenden.
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Winzer und Spargelbauern hoffen auf Erntehelfer in Deutschland
Nach der massiven Einschränkung der Einreise aus dem Ausland aufgrund der Corona-Pandemie bangen Bauern und Winzer um ihre Saisonarbeitskräfte aus Osteuropa. Inzwischen hätten sich zahlreiche Menschen in Deutschland zur Mitarbeit in landwirtschaftlichen Betrieben gemeldet, teilte der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau am Donnerstag mit. Für die Vermittlung von Interessenten biete sich eine bundesweite Plattform des Gesamtverbands der deutschen Land- und Forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände an. Dort können sich Interessenten einen ersten Eindruck über einen Betrieb machen und dann Kontakt aufnehmen.
Plattform für Saisonarbeitskräfte: (http://dpaq.de/vV1FC)
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner zu Saisonarbeitskräften
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) schlägt wegen der Coronakrise den Einsatz von Beschäftigten aus der Hotel- und Gastwirtschaft als Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft vor. Sie könne sich «regional organisierte Jobbörsen vorstellen, die Arbeitnehmer aus Branchen, die wegen der Coronakrise zum Stillstand gekommen sind, an die Landwirtschaft vermitteln», sagte sie im Interview der VRM-Zeitungen in Mainz. Klöckner sagte: «Auf der einen Seite drohen viele Kräfte zum Beispiel aus der Hotel- und Gastronomiebranche bald ohne Einkommen dazustehen. Auf der anderen Seite haben die Landwirte schon in normalen Zeiten Schwierigkeiten, helfende Hände zu finden. Sollten immer weniger Saisonkräfte aus Nachbarländern kommen können, wird das nicht nur die Spargel- oder Erdbeerbauern treffen.»