Von Simone Hett und Erich Reimann
«Wie hat sich das Leben in der Gastronomie in den letzten Jahren durch das Internet verändert?», fragt Metro-Chef Olaf Koch in die Runde und gibt dann die Antwort selbst. «Kaum - viel weniger jedenfalls als mein privates Leben.» Koch untermauert seine Einschätzung am Dienstag in Düsseldorf mit Zahlen. Von den zwei Millionen Hotels, Restaurants und Caterern in Westeuropa habe gut ein Drittel nicht einmal eine eigene Internetseite. Nach wie vor verzichteten fast 80 Prozent der Unternehmen auf die Nutzung von Reservierungsplattformen.
Koch will den Metro-Kunden jetzt bei dem Sprung in die digitale Neuzeit helfen. Dazu will das Unternehmen zusammen mit der US-Start-up-Schmiede Techstars künftig junge, innovative Gastro-Unternehmer in diesem Bereich fördern. Ziel sei es, den Metro-Kunden neue Dienstleistungen anzubieten und sie so an das Unternehmen zu binden.
Auch die Metro hat allerdings noch Nachholbedarf, was das Thema Internet angeht. Vom Konzernumsatz in Höhe von 18,3 Milliarden Euro im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2014/15 kamen gerade einmal 600 Millionen Euro - rund 3 Prozent - aus dem Internethandel. Allerdings betrug die Wachstumsrate gut 30 Prozent.
Selbst die Elektronikketten Media Markt und Saturn kommen bislang erst auf einen Online-Anteil von gut sieben Prozent. Dabei werden nach Angaben des Handelsforschungsinstituts IFH in dieser Branche schon rund 20 Prozent aller Umsätze online gemacht.
Auf der Suche nach neuen Ideen spielt der Handelsriese sogar mit der Überlegung, seine eigenen Läden für reine Online-Shops zu öffnen. Immer mehr reine Online-Händler suchten verstärkt den Weg auf reale Verkaufsflächen, heißt es bei der Metro. Sie könnten als Shop-in-Shop in die bestehenden Verkaufsflächen integriert werden. Bereits kurz vor Weihnachten startete die Metro in Bremen einen ersten Testlauf mit einem Pop-up-Store des US-Onlinehändlers eBay. «Wir können uns das auch für andere Händler vorstellen», sagte Koch.
Der Metro-Chef steht unter Erfolgsdruck. Erst am vergangenen Wochenende hatte der größte Metro-Aktionär Haniel signalisiert, dass er mit der Entwicklung des Konzerns unzufrieden ist. «Die Wertentwicklung der Metro ist seit Jahren nicht so, wie wir sie gerne hätten», sagte Haniel-Chef Stephan Gemkow in einem Interview.
Koch zog dennoch eine positive Bilanz seiner Arbeit. «Wesentliche Baustellen machen Fortschritte», sagte er. Vor allem für Media Saturn sei die Zeit von Oktober bis Dezember ein «Durchbruchsquartal» gewesen. Die Metro habe allein ihre Nettoverschuldung binnen Jahresfrist um 900 Millionen Euro auf 1,5 Milliarden Euro gesenkt und verfüge über eine Finanzkraft «wie seit Jahren nicht mehr». Das Unternehmen habe damit genügend Kraft, um neue Dinge zu wagen.
Doch das heißt nicht, das überall im Metro-Reich eitel Sonnenschein herrscht. Größtes Sorgenkind ist derzeit das Russland-Geschäft. Der schwache Rubel hinterlässt tiefe Spuren in der Gewinnbilanz. Und auch im Alltagsgeschäft läuft nicht alles rund. Ausgerechnet bei den gewinnstarken Eigenmarken musste der Handelskonzern im wichtigen Weihnachtsgeschäft Federn lassen. Ihr Umsatzanteil sank von 10,6 auf 10,3 Prozent. Die Kunden hätten sich öfter als im Vorjahr für teurere Markenartikel entschieden. Dies sei «nicht befriedigend», meinte Koch und kündigte an, den weiteren Ausbau der Eigenmarken ganz oben auf die Prioritätenliste zu setzen. dpa