Von Eva Neumann
In der heißen Jahreszeit ist Kräuter- oder Früchtetee eine gesunde Erfrischung, in der kalten eine wärmende Wohltat. Die Grundlage dafür gedeiht in manch einem Garten oder auf dem Balkon: Blätter, Blüten und Früchte mehr oder weniger bekannter Pflanzen für Tees sind hier ab dem Frühjahr frisch und garantiert unbehandelt für die Ernte verfügbar.
Die Minze ist die wohl bekannteste und beliebteste Pflanze für solche Tees. Die Gattung gehört zur Familie der Lippenblütler. Sie sind vor allem in den gemäßigten Regionen Europas und Asiens zu Hause. Hierzulande werden gerne die Blätter der aus Großbritannien stammenden Mitcham Minze (Menthe piperita 'Mitcham') mit rötlichen Stängeln, dunkelgrünen Blättern, violetten Blütenähren und einem intensiven Pfefferminzaroma getrunken, erläutert Heide Hasskerl, Kräuterexpertin aus Dortmund. Sie gelte bei Krämpfen, Magenbeschwerden und Zahnweh als Hausmittel.
Doch die Minzen-Gattung hat noch mehr zu bieten: «Fruchtig kommen die Ananas- und die Apfel-Minze daher. Die Lavendel-Minze erinnert an Basilikum. Und das Aroma der Kölnisch-Wasser-Minze kennt jeder von dem bekannten Parfüm», sagt die Gartenbuchautorin Hasskerl. Auch optisch unterscheiden sie sich: Mal sind die Blätter saftig grün und glatt, mal grau-grün und flauschig. Das Farbspektrum der zierlichen Blüten reicht von Weiß bis zu Dunkelviolett.
Fast alle Minzen lieben sonnige bis halbschattige Standorte mit ausreichend Feuchtigkeit. Dort breiten sie sich unterirdisch zum Leidwesen vieler Gartenbesitzer stark aus. «Man kann eine Minze einsperren, indem man entweder eine Wurzelsperre einbaut oder die Pflanze in einen Kübel setzt», erläutert der Kräutergärtner Mirko Wersin aus Grünow bei Schwedt (Brandenburg). Kissenbildende Arten wie die Kriechende Minze aus Jamaika kämen darin ohnehin am besten zur Geltung. «Im Pflanzgefäß muss allerdings viel gedüngt werden. Minzen wuchern so stark, weil sie ständig neue Nahrung suchen.» Kompakte Arten wie die Slowenische Bergminze oder die buschige Marokkanische Minze findet man im Handel eher selten.
Die den Minzen in Wuchs und Farbe ähnelnde Zitronenmelisse (Melissa officinalis) ist auch ein Lippenblütler, erläutert Sven Görlitz, Gartenfachberater im Verband Wohneigentum Baden-Württemberg in Karlsruhe. Die Melissen stammen aus dem Mittelmeerraum und benötigen - ebenso wie die Teekräuter Thymian und Ysop - nicht so viel Feuchte wie ihre britischen Verwandten. An einem warmen und trockenen Standort mit nährstoffreichem, humosem Boden mit Sand- und Lehmanteilen sind sie glücklich, bilden aber kaum Ausläufer.
«Vielfach unterschätzt wird Salbei (Salvia officinalis)», sagt Hasskerl. Wenig bekannte Arten wie der Blut-Salbei mit lachsfarbenen Blüten oder der blaue Enzian-Salbei seien eine Augenweide und für Schmetterlinge und andere Insekten ein Festtagsschmaus.
Auch manches zur Zier gepflanzte Gewächs und sogar Unkräuter eignen sich als Tee-Zutat. «Dazu zählt etwa die Indianernessel (Monarda) mit ihrem meist roten, filigranen Blütenflor. Dass die Blätter und Blütenstände ein intensives Bergamotte-Orange-Aroma haben, wissen die meisten Gartenbesitzer gar nicht», sagt Wersin.
Auch das Kraut der einjährigen, mexikanischen Gewürztagetes (Tagetes tenuifolia) oder der Zitronenverbene (Aloysia triphylla) sowie die Blüten von Ringelblume, Lavendel, Königskerze oder Weißklee sind ein Tee-Genuss. Die Blätter von Brombeeren und Wald-Erdbeeren, Hagebutten, Vogelbeeren eignen sich ebenfalls.
Die Brennnessel (Urtica) liefert als Tee aufgebrüht viele Vitamine und wirkt entwässernd. «Genau wie Minzen wuchern Brennnesseln schnell, so dass man sie nicht mehr in den Griff bekommt», warnt Gartenberater Görlitz vor einem Anbau des Unkrauts im Garten.
Er empfiehlt, auch mal Blüten bestimmter Pflanzen mit Wasser aufzugießen. «Die frischen Blütendolden von Schafgarbe genau wie die Blüten von Löwenzahn können getrocknet als Tee zubereitet werden.» Beim Löwenzahn dürfe man jedoch nie den Stängel mit dem Milchsaft in das Gemisch geben. Auch sollte man sich bei jeder Pflanze vor dem Aufguss über ihre Wirkung informieren, betont Görlitz. Nur so ließen sich Überdosierungen oder Vergiftungen vermeiden. dpa
Blätter ernten und lagern
Für den Aufguss eignen sich die gesunden, jungen Blätter und frische Triebe. «Sie sollten am späten Vormittag geerntet werden, wenn der Tau abgetrocknet ist», rät Sven Görlitz, Gartenfachberater im Verband Wohneigentum Baden-Württemberg in Karlsruhe. Entweder werden die Blätter direkt mit kochendem Wasser übergossen oder zum Trocknen in lockeren Büscheln an einem warmen und schattigen, aber luftigen Ort aufgehängt. Die Blätter von Brombeeren oder Himbeeren können auch fermentiert werden.