The Wash Bar Berlin Gerührt und nicht geschüttelt

Was spontan an einen Waschsalon denken lässt, ist von einem Bar-Fachausdruck abgeleitet: Als „Wash“ bezeichnet man eine Destillationsstufe bei der Herstellung von Destillaten, bei der aus mehreren Bestandteilen ein neues Ergebnis erzielt werden soll. The Wash sollte nach den anderen beiden Bars von Dustin Render und Marius Döring ein ganz neues Erlebnis in Berlin-Mitte werden.

Uns gefällt an diesem lauen Maiabend vor allem, dass die The Wash Bar sich im vorderen Teil komplett öffnen lässt und sogar über ein paar Freilufttische auf der Brunnen verfügt: So sitzen wir entgegen unserer Erwartung nicht in einem dunklen Barschlauch, sondern können ganz entspannt bei Frühlingsluft Cocktails probieren. Und genauso klingen die Cocktails auch: Da gibt es Flowers & Bees, einen Collins Twist mit Noten von Salbei, Honig, Zimt, Rosenknospen, Sternanis, Supasawa und Pfirsich garniert mit einer Gewürzgurke. Gewöhnungsbedürftig schmeckt er, aber durchaus spannend - und prompt gewinnt der grüne Drink die erste Battle.

Von dem Ergebnis zeigt sich Inhaber Dustin Render eher überrascht  - auch wenn sein persönlicher Favorit gewonnen hat: „Der Flowers & Bees ist durch das Säurethema aus der Gurke aus Erfahrung etwas zu komplex für die breite Masse und der Cherry Blossom Coke (der zweite zur Wahl stehende Drink) hingegen sehr süffig zu trinken - eine Geschmacksrichtung, die eher bestellt wird. Dazu muss man sagen, dass auch der Name etwas mehr catchy ist, weshalb wir allein schon deshalb  eher erwartet hätten, dass dieser Drink gewählt wird.“ 

Nächster Gewinner wird der Woodruff, ein sommerlicher Highball  mit Noten von Waldmeister aus eigenem Anbau, Matcha, importierter Cocablatt-Liqueur, grüner Habanero, Tonic und Soda. Als letzter Cocktail im K.O.-Verfahren gewinnt der Sexy Crocus, ein blumiger Sour mit Noten von Gin, Schmetterlingsblüte, Ananas, Lavendel, Vanille, trockenem Riesling, Kirsche und Eiweiß. Tatsächlich ist der schaumige Sour auch mein persönlicher Favorit und unter allen getesten Cocktails zumindest in unserer Runde mit Abstand der beliebteste. Auf Basis unserer drei Sieger werden die Bargäste in den nächsten Wochen darüber abstimmen, welcher Gesamtsieger es für die nächsten drei Monate auf die Barkarte schafft. Ziel ist es, die Vielfältigkeit der zeitgenössischen Eigenkreationen der The Wash Bar zu präsentieren und eine Getränkekarte zu entwickeln, die den Geschmack Berlins widerspiegelt.

Alle Cocktails sind bisher unveröffentlichte Eigenkreationen. Während wir das Mixen der Drinks live an der 10 Meter langen Theke des Graffiti-Künstlers AkteOne erleben, erfahren wir, dass im hauseigenen Labor eigene Liköre angesetzt, Sirupe selbst gekocht und Ultraschall-Infusionen gefertigt werden. So garantiert The Wash Bar Frische, Qualität und Originalität. Alle Drinks werden "vorgebaut", weshalb die Bartender:innen hinterm Tresen anstelle des klassischen Boston-Shakers auf den Barlöffel setzen.  So kommt es, dass in The Wash Bar vor allem gerührt und nicht geschüttelt wird. 

Barchef Marius Döring

Und was sind im täglichen Bargeschäft tatsächlich die Bestseller - eher die Klassiker oder die funky Neuschöpfungen? „Grundsätzlich kann man gar nicht so sehr pauschalisieren, was gern getrunken wird, das ist in jeder unserer Bars unterschiedlich“ sagt Dustin Render. „Im The Wash werden vorwiegend Signature Drinks bestellt, sowohl süß als auch bitter und herb. Topseller ist weit abgeschlagen unser Purple Negroni, ein im Grunde sehr herber Negroni Twist mit einem weißen Bitteraperitif anstelle des Campari. Ein wirklich merkbarer Trend im Vergleich zu den Vorjahren und in allen Bars bei uns sind Espresso- oder Pornstar Martini, die vor 2-3 Jahren eher seltene Bestellungen waren."

Es bleibt spannend, denn das Cocktail-Voting geht weiter: Um aus den drei Favoriten des Mediatastings den Drink des Frühjahrs zu küren, haben die Gäste der The Wash Bar die Möglichkeit, während der nächsten vier Wochen via Instagram abzustimmen, welcher Drink ihnen am besten mundet. Der Gewinner -Drink wird dauerhaft auf der Karte bleiben. Eins lässt sich auf jeden Fall jetzt schon sagen: die Drinks sind trotz ihrer Süße und der wilden Mischungen ausgesprochen bekömmlich und ich hatte trotz Heavy Tasting nicht den Anflug eines Katers - ein mehr als angenehmer Nebenaspekt eines guten Drinks.

Die The Wash Bar in der Brunnenstraße 163, 10119 Berlin, ist derzeit von Mittwoch bis Samstag ab 18 Uhr geöffnet. Zutritt ab 21 Jahren.

Gesa Noormann mit einem Waldmeister-Aperitif