Von Erich Reimann
Vorwerk stellt die Produktion seiner Küchenmaschine Thermomix am Stammsitz in Wuppertal ein. «Die Produktion läuft voraussichtlich im Dezember 2019 aus», sagte Unternehmenssprecher Michael Weber am Dienstag. Zuvor hatte die «Rheinischen Post» darüber berichtet. Das 1359 Euro teuere Küchengerät soll künftig nur noch in Frankreich und in einer neuen Produktionsanlage in China produziert werden.
Bei einigen Thermomix-Fans sorgte das für Aufregung. Eine Besitzerin des Geräts klagte auf der Facebook-Seite von Thermomix: «Wenn das stimmt, dann hat sich Vorwerk für mich erledigt.» Ein anderer Kunde klagte, die Verlagerung der Produktion nach China passe nicht zur Vorwerk-Firmenphilosophie.
Tatsache ist, der Hype um den Thermomix hatte in Deutschland und Europa zuletzt spürbar nachgelassen. Im vergangenen Jahr sank der Vorwerk-Konzernumsatz um rund vier Prozent auf knapp 2,8 Milliarden Euro - nicht zuletzt, weil sich der Thermomix nicht mehr so gut verkaufte. Der Konzern hat sich deshalb ein Konsolidierungsprogramm verordnet. Im Zuge dessen werden in Wuppertal insgesamt 200 von 2500 Stellen in Produktion und Verwaltung abgebaut. Nach den Verhandlungen mit dem Betriebsrat droht bis zu 85 Mitarbeitern die betriebsbedingte Kündigung. Ein Bestandteil des Effizienzsteigerungsprogramms ist auch die Einstellung der Thermomix-Produktion in Wuppertal.
Die Fertigung in Wuppertal war nach Unternehmensangaben 2015 zum Höhepunkt des Thermomix-Hypes aufgebaut worden, um das Stammwerk in Frankreich zu entlasten und die damals langen Wartezeiten für Kunden zu verkürzen. Was viele nicht wissen: Die Maschinen für den deutschen Markt kamen in der Regel aus Frankreich. In Wuppertal seien vor allem kleinere Stückzahlen für einzelne Märkte mit anderer Stromspannung oder anderer Steckerform produziert worden, berichtete Weber. Frankreich soll auch in Zukunft der größte Produktionsstandort bleiben.
Doch plant Vorwerk parallel zur Schließung der Endmontage in Wuppertal den Aufbau einer neuen Thermomix-Fertigung in Shanghai. Denn in China boomt die Nachfrage nach dem Luxus-Küchengerät aus Deutschland. Allein im vergangenen Jahr konnte Vorwerk die Umsätze mit dem Thermomix dort auf über 100 Millionen Euro verdoppeln. «China ist der mit Abstand am schnellsten wachsende Markt. Da ist es sinnvoll, die Produkte für den asiatischen Mark in Shanghai zu produzieren», betonte Weber.
Ein Plan der bei Gesamtbetriebsratschef Ralf Hüttemann durchaus auf Verständnis stößt. «Wir hatten Überkapazitäten beim Thermomix in Europa, die Wachstumschancen liegen in Asien», zitiert ihn die «Rheinische Post». «Wir hoffen, dass die Produktion in China hochfährt und wir dadurch auch in Wuppertal mehr Motoren und Messer für den Thermomix exportieren können.»
Denn auch wenn es schon bald keine Endmontage in Wuppertal mehr geben wird, wichtige Teile des Geräts werden auch weiterhin aus dem Bergischen Land kommen. So werden die Motoren für den Thermomix weiterhin zentral im neuen Motorenwerk in Wuppertal produziert. Und Messer für das Gerät werden weiterhin am Stammsitz hergestellt. dpa