Thomas Gottschalk, der Abschied und Wetten, dass?

Von Jürgen Ruf

Der Show-Dino verlässt die Couch: Thomas Gottschalk moderiert seine letzte Ausgabe von «Wetten, dass?». Seit mehr als 30 Jahren prägt die ZDF-Unterhaltungsshow mit ihrem bekannten Wettsofa und den illustren Gästen die deutsche Fernsehlandschaft. Nach Gottschalks Abgang ist die Zukunft der Sendung ungewiss. Doch bevor der 61-Jährige zur ARD wechselt, gibt er bei «Wetten, dass?» seinen Abschied: Gottschalks letzte Wettshow kommt am 3. Dezember, 20.15 Uhr, live aus Friedrichshafen am Bodensee.

«Ich weiß, dass etwas Großes zu Ende geht», sagt Gottschalk in der Ankündigung zur letzten Show. In seinem 25. «Wetten, dass?»-Jahr und nach 151 Sendungen nimmt der groß gewachsene Franke mit den blonden Haaren den Hut. Es ist die 199. Ausgabe der Sendung. Mit Iris Berben und Til Schweiger holt Gottschalk zum Abschied jene zwei Gäste in die Sendung, die in den vergangenen drei Jahrzehnten am häufigsten als Wettpaten auf dem Sofa saßen. Berben hält den Rekord: Sie kommt nun zum zehnten Mal zu «Wetten, dass?», Schweiger zum neunten Mal.

Ebenfalls dabei: Gottschalks Weggefährte Günther Jauch, Modeschöpfer Karl Lagerfeld sowie Hollywoodstar Jessica Biel. Auch musikalisch geht es nach Gottschalks Geschmack. Lenny Kravitz und Meat Loaf, der ein Medley seiner größten Hits präsentiert, sind die Lieblingsinterpreten des Moderators.

«Wetten, dass?» ist seit dem Start am 14. Februar 1981 zum Sinnbild deutscher Fernsehunterhaltung geworden. Der Erfinder der Sendung, Frank Elstner, moderierte die ersten 39 Folgen. Sein Nachfolger Gottschalk kam im September 1987. Er hat der Show seinen Stempel aufgedrückt. Wolfgang Lippert, der 1992 und 1993 moderierte, gab nur ein kurzes Gastspiel. Er erreichte das Herz der Zuschauer nicht. Als Lippert ging, war Gottschalk wieder da. Seit Oktober 2009 ist Michelle Hunziker als Co-Moderatorin an Gottschalks Seite.

«Ohne die Wetten wäre diese Sendung nie so erfolgreich geworden», sagt Frank Elstner. Mehr als 1100 Wetten sind seit 1981 gezeigt worden, nur 300 davon haben die Wettkandidaten verloren.

«Immer, wenn große Fahrzeuge und schweres technisches Gerät zum Einsatz kommen, schlägt das Herz der Zuschauer höher», sagt Gottschalk. 624 Fahrzeuge mussten seit 1981 für Wetten herhalten - vom Kleinwagen über den Lastwagen bis zum Bagger. 23 302 Bierdeckel wurden für Wetten verwendet, 10 077 Gläser und 8312 Kerzen. 30 Kandidaten, die ihre Wette verloren haben, wurden am Ende der Sendung sogar Wettkönig.

«Wetten, dass?» war auch immer wieder Bühne für Skandale und Skandälchen. Pop-Diva Cher sorgte mit einem gewagten Outfit für Gesprächsstoff, auch Sängerin Sarah Connor gab Anlass für modische Diskussionen. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) musste sich nach seinem Auftritt in der Sendung als «Show-Kanzler» bezeichnen lassen. Demonstranten schlichen sich bei Elstner ebenso in die Halle wie bei Gottschalk, um vor einem Millionenpublikum auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen.

Gottschalk wurde auch Opfer eines Streichs: Am 3. September 1988 entpuppte sich ein Wettkandidat als Redakteur der Satirezeitschrift «Titanic». Seine Wette mit Buntstiften, die er am Geschmack erkennen sollte, war eine Falle für den Moderator.

Und Showerfinder Elstner, der das Konzept der Sendung damals bei einem Glas Rotwein am Küchentisch entwickelt haben soll, ärgert sich noch heute, dass er nicht den Papst in die Sendung geholt hat. Johannes Paul II. war bereit, sich zu «Wetten, dass?» live zuschalten zu lassen. Doch Elstner lehnte ab. Er wollte, dass alle seine Gäste direkt in die Sendung kommen.

Den tiefsten Einschnitt für die Show und den Moderator gab es am 4. Dezember vergangenen Jahres, in Sendung 192. Der junge Wettkandidat Samuel Koch, der mit Sprungstelzen über fahrende Autos sprang, stürzte während der Live-Sendung. Er ist seither gelähmt. Der Grund für Gottschalk, bei «Wetten, dass?» aufzuhören. Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem Unfall moderiert er nun zum letzten Mal.

Wie es danach weitergeht mit Europas größter Fernsehunterhaltungsshow, ist unklar. Ein Nachfolger für Gottschalk ist nicht in Sicht. Fest steht nur, dass «Wetten, dass?» nächstes Jahr mindestens ein halbes Jahr Pause macht.

Zu seinem Abschied kann Gottschalk mit einer Topquote rechnen. Immer, wenn es Veränderungen gab, schalten besonders viele Menschen ein. Die erste Ausgabe sahen 16,91 Millionen Zuschauer. Als Elstner im April 1987 aufhörte, waren es 21,43 Millionen. Gottschalks erste Show im September 1987 kam auf 20,84 Millionen. Die Konkurrenz privater Sender musste die ZDF-Show damals nicht fürchten.

Heute schalten im Schnitt rund 10 Millionen Menschen bei «Wetten, dass?» ein - gerade die letzten Gottschalk-Shows haben das Publikumsinteresse wieder steigen lassen. dpa

Wetten, dass?, ZDF, 3.12., 20.15 Uhr