Tocos vs Hawesko Vorstand lehnt Übernahmeangebot ab

Von Eckart Gienke

Beim Weinhändler Hawesko spitzt sich der Konflikt zwischen den beiden Großaktionären des Unternehmens zu. Vorstand und Aufsichtsrat haben den Aktionären empfohlen, das Übernahmeangebot der Beteiligungsgesellschaft Tocos von Anteilseigner Detlev Meyer nicht anzunehmen. Der angebotene Preis von 40 Euro je Aktie sei zu niedrig, sagt Finanzvorstand Ulrich Zimmermann. «Es ist der offensichtliche Versuch, mit möglichst geringem finanziellem Einsatz die Kontrolle über das Unternehmen zu erlangen. Wir raten jedem Aktionär daher, seine Aktien zu behalten», erklärte er.

Die Gegenspieler bei Hawesko: Vorstandschef Alexander Margaritoff, Sohn des Firmengründers Peter Margaritoff und seit 33 Jahren im Unternehmen, hält bislang gut 30 Prozent der Aktien an dem Weinhändler. Angreifer Detlev Meyer mit seiner Beteiligungsgesellschaft Tocos hielt mit 29,5 Prozent der Anteile kaum weniger Aktien, als er vor einem Monat das Übernahmeangebot für Hawesko ankündigte und gehört dem Aufsichtsrat an. An der Stellungnahme war er als Bieter und Großaktionär aber nicht beteiligt, so wenig wie Margaritoff an der Einlassung des Vorstands.

Mittlerweile haben Aktionäre die Offerte von Meyer bereits akzeptiert, so dass er nach den letzten veröffentlichten Informationen auf 31,3 Prozent des Hawesko-Kapitals kommt. Damit wäre Tocos der größte Einzelaktionär des Unternehmens und könnte in der Hauptversammlung des Unternehmens maßgeblichen Einfluss ausüben. Dort waren in den vergangenen Jahren zwischen 75,4 und 77,7 Prozent des Kapitals vertreten.

Es geht um den künftigen Kurs des Unternehmens. Der Investor und Unternehmer Meyer hat angekündigt, die Dividende zu senken, um mehr Kapital für Investitionen und Expansion zur Verfügung zu haben. Bislang hat Hawesko den Bilanzgewinn fast vollständig ausgeschüttet. Das soll nach Meinung des Vorstands auch so bleiben. «Die Hawesko-Aktie wird von den Aktionären überwiegend als attraktiver Dividendentitel geschätzt», heißt es in der Stellungnahme. Eine Änderung der Dividendenpolitik würde das Vertrauen der Aktionäre erschüttern.

Meyer will seine Ziele gemeinsam mit dem bisherigen Management umsetzen, hat sich aber gleichzeitig für eine Verjüngung ausgesprochen. Der Vertrag des 62-jährigen Margaritoff wurde erst im Februar um fünf Jahre verlängert. Der Aufsichtsrat kritisiert, dass Meyer sein Angebot nicht angekündigt und im Unternehmen abgesprochen hat. Das habe aus Sicht des Aufsichtsrats zu einer möglicherweise vermeidbaren Verhärtung der Fronten geführt. Der Vorstand stellt sich jedenfalls voll hinter seinen Vorsitzenden. «Er nimmt mit seinen langjährigen vertrauensvollen Kontakten eine Schlüsselrolle für den Ausbau der Geschäftsbeziehungen, das Wachstum und den nachhaltigen unternehmerischen Erfolg des Unternehmens ein», heißt es in der Stellungnahme.

Das Angebot von Tocos ist nicht an eine Mindestanzahl von Aktien geknüpft und wird nach Meyers Angaben nicht erhöht. Der Hawesko-Konzern ist in den drei Geschäftsfeldern Versandhandel, Groß- und Einzelhandel tätig. Zu dem Unternehmen gehört auch die Filialkette Jacques' Wein-Depot mit 284 Depots in Deutschland und 2 in Österreich. Der Konzernumsatz soll in diesem Jahr bei rund 465 Millionen Euro liegen, der Gewinn vor Steuern und Zinsen bei 24 bis 25 Millionen Euro. Das Unternehmen beschäftigt 925 Mitarbeiter. dpa