Tourismus Deutsche beim Urlaub spendabel wie nie

Von Birthe Blechschmidt und Bernd Röder

Die Deutschen lassen sich ihren Urlaub so viel kosten wie nie. Mehr als 67 Milliarden Euro gaben sie im vergangenen Jahr für Urlaubsreisen von mindestens fünf Tagen aus, plus fünf Prozent zum Vorjahr. Pro Person und Reise wurden im Schnitt 958 Euro ausgegeben - ebenfalls ein Rekord, wie die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) berichtete. «Auch für 2015 sind die Aussichten gut», heißt es in der FUR-Reiseanalyse. Die meisten planen ein gleich hohes Reisebudget, 12 Prozent wollen sogar tiefer ins Portemonnaie greifen, nur 9 Prozent eher weniger.

Knapp 55 Millionen Urlauber unternahmen im vorigen Jahr insgesamt mehr als 70 Millionen Reisen. Fast 20 Milliarden Euro gaben sie für Kurzreisen aus. Auch im laufenden Jahr sieht es für die meisten rosig aus: Mehr als die Hälfte der Deutschen haben bereits feste Urlaubspläne, nur 11 Prozent wollen der Studie zufolge nicht verreisen.

Wie ausgabefreudig die Deutschen für die schönste Zeit des Jahres inzwischen sind, ermittelten die Experten um Professor Martin Lohmann: Im Verlauf der vergangenen zehn Jahre habe sich die Zahl der Reisen mit einem Preis von mindestens 3000 Euro auf 2,4 Millionen verdoppelt. Insgesamt gaben die Urlauber dafür 9,5 Milliarden Euro aus.

Unangefochten auf Platz eins der Auslandsziele bei den Deutschen liegt weiter Spanien mit einem Anteil 13 Prozent, um Platz zwei wetteifern Italien und die Türkei. Frankreich wurde von Griechenland und Kroatien abgehängt. Am häufigsten wird jedoch im eigenen Land Urlaub gemacht: Deutschland hat einen Anteil von 31 Prozent.

Wie beliebt Deutschland ist, zeigt auch die Zahl der ausländischen Gäste: Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl ihrer Übernachtungen um 5,1 Prozent auf den Rekord von 75,6 Millionen. Zu einem Einbruch kam es dagegen bei den russischen Reisenden. Deren Übernachtungszahlen sank um 7,5 Prozent. Das sei besonders der politischen Situation geschuldet, kommentierte Petra Hedorfer, Vorsitzende des Vorstandes der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) die Entwicklung.

Polen zog dadurch mit Russland gleich: Auf Gäste aus diesen beiden Ländern kamen jeweils rund 2,4 Millionen Übernachtungen. Die Niederländer lagen wiederum an der Spitze mit 11 Millionen Übernachtungen, gefolgt von den Schweizern mit 5,9 Millionen. Erstmals gab es auch über 5 Millionen Übernachtungen von Reisenden aus den USA.

Das Internet wird bei den Urlaubern als Buchungsweg immer beliebter. 39 (Vorjahr: 37) Prozent aller Buchungen von Reisen ab fünf Tagen Dauer wurden im vergangenen Jahr in Deutschland online vorgenommen. 2005 lag der Anteil lediglich bei 16 Prozent. «Ich glaube, wir werden vor 2020 noch die 50-Prozent-Marke knacken», sagte FUR-Marktforscher Ulf Sonntag.

Der Anteil der Reisen, die Urlauber in Reisebüros buchten, ging leicht zurück, von 31 Prozent im Jahr 2013 auf 30 Prozent im Folgejahr. Die Digitalisierung treibe das Reisegeschäft weiter voran, die Branche stehe dabei erst am Anfang, hob der Vorstand des Verbandes Internet Reisevertrieb (VIR), Michael Buller, hervor. dpa