Urlaub in der Schweiz wird für deutsche Urlauber noch deutlich teurer als ohnehin schon. Grund ist die überraschende Freigabe des Franken-Wechselkurses zum Euro durch die Schweizerische Nationalbank (SNB). «Die Stärkung des Schweizer Franken bringt eine massive Verteuerung des Ferienlandes Schweiz mit sich und trifft uns im Kern», erklärt der Geschäftsführer des Schweizer Hotelverbands, Christoph Juen.
Die SNB hob den Mindestkurs von 1,20 Franken für 1 Euro am Donnerstag überraschend auf. Die Schweizer Währung verteuerte sich danach innerhalb weniger Stunden um mehr als 15 Prozent. Damit bekommen Touristen für einen Euro weniger Schweizer Franken als zuvor. Sie können sich für das gleiche Reisebudget also weniger leisten.
Ein Beispiel: Ein Skipass in Zermatt für sieben Tage kostet für Erwachsene derzeit 387 Schweizer Franken. Für diesen Betrag müssen deutsche Urlauber jetzt ungefähr 380 Euro eintauschen. Vor der Freigabe des Franken waren es dagegen nur rund 322 Euro.
Wie sich der Wechselkurs des Franken in Zukunft entwickelt, ist offen. «Wir wissen noch nicht, wohin die Reise geht», sagt Jörg Peter Krebs, Deutschland-Chef von Schweiz Tourismus. Man stellt sich aber auf schlechte Zeiten ein: «Wenn Sie heute buchen, wissen Sie nicht, wie viel Sie in Ihrem Urlaub bezahlen. Das ist nicht gerade förderlich für das Geschäft.» Für Aussagen darüber, welche Maßnahmen das Hotelgewerbe nun ergreife, sei es aber noch zu früh.
Der Tourismus in der Schweiz leidet schon länger unter der starken Währung, die Urlaub in dem Alpenland nicht nur für Deutsche teuer macht. Zuletzt hatte der Franken im Sommer 2011 innerhalb weniger Wochen ungefähr 25 Prozent an Wert gegenüber dem Euro gewonnen. Viele Urlauber entschieden sich damals für ein anderes Reiseziel - zumal das Nachbarland Österreich in vieler Hinsicht vergleichbar ist.
Dann intervenierte im September 2011 die Notenbank: Sie kündigte an, einen höheren Kurs als 1,20 Franken pro Euro nicht tolerieren zu wollen. Diese Politik hat die SNB bis zum Donnerstag durchgehalten.
Trotz des Mindestkurses kämpfte die Schweiz in den vergangenen Jahren weiterhin mit den Folgen ihrer starken Währung. Touristiker Jörg Peter Krebs nannte die Lage noch im Dezember eine «wirkliche Herausforderung» - und da ahnte noch niemand, dass der Mindestkurs aufgegeben würde. Hinzu kommt, dass der klassische Alpentourismus schon seit Jahren stagniert. Tendenziell fliegen die Urlauber heute noch eher in den Süden, als Winterurlaub in den Bergen zu machen.
Aus diesem Grund verschreibt sich die Schweiz schon seit einiger Zeit einem nachhaltigen Tourismus und setzt außerdem auf Vielseitigkeit: Urlauber sollen nicht bloß zum Wintersport und Wandern kommen ist das Ziel der Tourismuswirtschaft. Das Land biete neben Bergen schließlich auch Kultur, interessante Städte und gutes regionales Essen. Auch ein stärkerer Fokus auf den Sommertourismus soll helfen, mehr Besucher anzulocken. dpa