Traumstraßen der Welt

Von Dietmar Denger

Bis auf 5325 Meter Höhe schraubt sich der Manali-Leh-Highway in Indien. Die atemberaubende und schweißtreibende Fahrt durch das Death Valley in den USA führt hinab bis unter 86 Meter unter dem Meeresspiegel - zwei Traumstraßen, die nicht gegensätzlicher sein könnten. Doch auch in anderen Ländern gibt es für Autofahrer spektakuläre Routen.

1 Märchenhaftes Fjordland: Milford Road, Neuseeland

Der enge, 15 Kilometer lange Milford Sound gilt als schönster Fjord Neuseelands. Doch schon die Anreise ist ein Erlebnis, denn die Route führt durch den Fjordland-Nationalpark und über eine der spektakulärsten Straßen des Landes: Von Te Anau aus kurvt die Milford Road (offizieller Name SH 94) 120 Kilometer lang durch die alpine Bergwelt. Hübsche Buchenwälder, blühende Wiesen und Seen laden zwischendurch immer wieder zu Stopps ein. Nicht entgehen lassen sollte man sich den Mirror Lake, auf dem sich bei Windstille die hohen Berge im Wasser spiegeln. Herr-der-Ringe-Fans sind übrigens auch im Fjordland auf den Spuren von Frodo, Sam und Gollum unterwegs: Einige Szenen des ersten und zweiten Films wurden am Milford Sound und bei Te Anau gedreht.

2 Atemberaubend: Manali-Leh-Highway, Indien

Mit Auto oder Bus höher hinaus als der Gipfel des Mont Blanc: Der Manali-Leh-Highway über den Himalaya ist buchstäblich atemberaubend. Vom Ferienort Manali aus windet sich die Straße fast 500 Kilometer lang und scheinbar endlos über gleich vier gewaltige Pässe, darunter den Lachulung La (5059 Meter) und den Tanglang La auf 5325 Metern Höhe. Zugleich verbindet die Straße Kulturen, das hinduistisch geprägte Himachal Pradesh mit dem buddhistischen Ladakh, das aufgrund des lebendigen Klosterlebens und wüstenhaften Hochlands auch Klein-Tibet genannt wird.

3 Europas Gipfel für Autofahrer: Col de la Bonette, Frankreich

Nicht ganz so hoch wie die Himalaya-Pässe, trotzdem spektakulär sind viele Übergänge über die Alpen. Der Col de la Bonette in den französischen Seealpen hält mit 2802 Metern hier den Rekord als höchstgelegene asphaltierte Straße. Zwischen den Orten Jausiers und Saint-Etienne-de-Tinée überquert man sogar ein Pass-Doppel, erst den Col des Restefond auf 2608 Metern und anschließend den Col de la Bonette (2715 m). Oben angekommen, geht es noch höher hinauf, bei einer Rundfahrt um den Cime de la Bonette gelangt man auf 2802 Meter Höhe.

4 Roadtrip durchs Paradies: Garden Route, Südafrika

So schön kam ihnen die Landschaft an der Südspitze Afrikas vor, dass die ersten Siedler und Forscher sich an das biblische Paradies erinnert fühlten. In Anlehnung an den Garten Eden kam die Garden Route zu ihrem Namen. Dem Aha-Erlebnis früherer Tage lässt sich heute auf der Nationalstraße 2 nachspüren, die von Kapstadt aus 770 Kilometer bis nach Port Elizabeth führt. Die Vielfalt und vor allem der rasche Wechsel der Landschaft ist beeindruckend: Schroffe, steile Küsten wechseln ab mit Halbwüsten und weißen Sandstränden, auf denen sich Pinguine sonnen. Weingüter und kleine Orte mit Kolonial-Charme folgen auf dichte Urwälder (die größten der Kap-Region), die von Affenhorden und kunterbunten Kolibris bewohnt werden.

5 Ozeanische Gefühle: Pacific Highway 101, USA

Der Highway 101 verbindet Los Angeles mit dem fast 2500 Kilometer weiter nördlich gelegenen Olympia im Bundesstaat Washington. Auf dem Weg nach San Francisco führt die erste Etappe, zwischen San Simeon und Carmel, durch Big Sur. Dieses 100 Kilometer lange Teilstück zählt zu den schönsten Küstenstraßen der Welt. Wie von einem Landschaftsarchitekten inszeniert, fügt sie sich perfekt ein zwischen einsamen Buchten, klettert über schroffe Klippen, auf denen sich uralte Kiefern windschief an die Felsen krallen. Es geht vorbei an Surfer-Traumstränden und geschichtsträchtigen kleinen Fluchten von Hippies und Beatnicks. Apropos: Auch bekannte Schriftsteller ließen sich von Big Sur inspirieren, darunter Henry Miller und Jack Kerouac.

6 Mit Achttausender-Blick: Karakorum Highway, Pakistan und China

Diese Passstraße der Superlative verbindet Pakistans Hauptstadt Islamabad mit Kashgar, einer uralten Oasenstadt an der Seidenstraße im heutigen Westen Chinas. Mittlerweile ist die 1284 Kilometer lange Strecke sehr gut ausgebaut, was der Faszination keinen Abbruch tut. Schließlich führt der Weg über das zweithöchste Gebirge der Welt und vorbei an spektakulären Bergen wie dem 8126 Meter hohen Nanga Parbat oder 7000er-Giganten wie dem Mustagh Ata und Rakaposhi. Höchster Punkt und Grenzübergang ist der Khunjerab-Pass auf 4693 Metern. Bergab geht es, vorbei an Yaks und Kamelen, durch den Westausläufer der Taklamakan, der zweitgrößte Sandwüste der Erde.

7 Heiße Tour: Durchs Death Valley nach Las Vegas

Im aktuellen Rekord-Sommer zeigte das Thermometer im Tal des Todes bereits 54 Grad Celsius an, nur noch 3 Grad entfernt vom Allzeithoch aus dem Jahr 1913. Heißer kann man mit dem Auto kaum unterwegs sein, tiefer geht es mit dem Auto zumindest in Nordamerika auch nicht: Das Badwater Basin liegt 86 Meter unter Meereshöhe. Doch nicht nur diese Rekorde machen die Tour zum Erlebnis. Auf der Fahrt von den Nationalparks im Westen nach Las Vegas bietet die Route durch das Death Valley irre Kontraste: hier die Wüstenlandschaft, dort die Glitzerstadt mit ihren Springbrunnen und Wassershows. Übrigens: Besonders wer mit großen und älteren Autos unterwegs ist, sollte einen Tipp beherzigen, der schon beim Lesen den Schweiß auf die Stirn treibt: Um den Motor vor Überhitzung zu schützen, wird auf den Anstiegen aus dem Death Valley dringend zum Abschalten der Klimaanlage geraten!

8 Salzmeer mit Flamingos: Salar de Uyuni, Bolivien

Auf der Autouroute durch die Salar de Uyuni gibt es keine Straße: Allein deshalb sollte die Fahrt durch die größte Salzwüste der Welt nur mit ortkundigen Guides unternommen werden. Wer nicht selbst ans Steuer will, kann vom kleinen Ort Uyuni aus auf eine mehrtägige Safari in eine unwirkliche Landschaft starten. Aus dem endlosen Weiß des Salzes ragen hier und da nur kleine felsige Inseln heraus, auf denen haushohe Kakteen wachsen. Obwohl auf 3653 Metern Höhe gelegen, wird es tagsüber brütend heiß in der Uyuni, während die Nachttemperaturen auch im Südsommer weit unter den Gefrierpunkt fallen. Aufwärmen kann man sich in geothermischen Quellen am Ufer von nahe gelegenen Salzseen, deren Wasser mal leuchtend grün schimmert oder tiefrot leuchtet. Und wenn man auch seinen Augen nicht traut, es ist keine Fata Morgana: Durch das Wasser staksen, am Ende der Welt und auf weit über 4000 Metern Höhe, Schwärme von rosa Flamingos. dpa