Jedenfalls wirkt die französische Hauptstadt im Sommermonat manchmal ein bisschen wie ausgestorben. Das sonst übliche Verkehrschaos löst sich in Wohlgefallen auf, Ämter und Unternehmen laufen mit gedrosseltem Tempo, und manchmal muss man für ein richtig gutes Baguette glatt ein paar Hundert Meter laufen. Die Franzosen kultivieren ihren Sommerurlaub, viele flüchten einen Monat aus der Metropole.
Ihre Ferien verbringen die meisten Franzosen im eigenen Land. Hinzu kamen im vergangenen Jahr 84,5 Millionen ausländische Touristen - Weltrekord, denn Frankreichs Strände, Schlösser und das sprichwörtliche Savoir-Vivre (Lebensart) sind weiterhin eine starke Marke.
Auch wenn der Touristenmagnet Paris nach den Terroranschlägen vom November schwer Federn lassen musste, die Übernachtungszahlen gerade ausländischer Gruppen gingen deutlich zurück und haben sich bis heute nicht erholt.
Die ausländischen Besucher sind auch diejenigen, die im August weiter in Scharen durch Paris strömen und sich dann oft darüber wundern, wie wenig los ist.
Übrigens ist in Frankreich dann nach den langen Sommerferien auch die «rentrée», die allgemeine Rückkehr in den Alltag im September, ein landesweit zelebriertes Ereignis. dpa
Chinatown bis Pakpak
Chinatown liegt im Dreizehnten. Dort haben auch die Tang Frères, die Brüder Tang, ihr für Pariser Verhältnisse unfassbar günstiges Einkaufsparadies. Alles günstig, alles frisch. Mali ist eher am Übergang vom zehnten zum achtzehnten Arrondissement der französischen Hauptstadt zu finden. Gleich nebenan beginnt Pakpak, wie politisch unkorrekte Pariser die pakistanisch geprägten Straßenzüge schon mal nennen.
In Paris ist der Vielvölkerstaat Frankreich von Viertel zu Viertel zu sehen, zu hören, zu riechen und zu schmecken. In Frankreich leben laut Statistikbehörde Insee knapp 57 Millionen gebürtige Franzosen, hinzu kommen etwa drei Millionen Eingebürgerte. Die Zahl der Franzosen mit ausländischen Wurzeln ist nicht erfasst, weil herkunftsorientierte Statistiken nicht erhoben werden dürfen. Wer in zweiter Generation im Land geboren wird, ist ohnehin Franzose.
Menschen aus 40 Staaten bilden jeweils mehr als 10 000 Einwohner umfassende Gemeinschaften. Ganz vorn liegen die Portugiesen mit mehr als 500 000 Landsleuten in Frankreich.
Das bunt gemischte Straßenbild verdankt Frankreich nicht nur seinen noch immer zum Land gehörenden Überseegebieten, sondern vor allem auch seiner Kolonialzeit. So lebt fast eine halbe Million Algerier in Frankreich. Ein Großteil von ihnen oder ihre Vorfahren kamen nach dem blutigen Algerienkrieg vor allem in den Süden des Landes.