Wein aus Franken wird teurer

Die fränkischen Winzer haben in diesem Jahr wegen des Frosts im Frühjahr so wenig Trauben geerntet wie seit 30 Jahren nicht mehr. In dieser Saison hätten die Weinbauern ersten Schätzungen zufolge 59 Hektoliter Weinmost pro Hektar eingefahren, sagte Hermann Kolesch vom Bayerischen Landesamt für Weinbau und Gartenbau (LWG) am Freitag in Randersacker (Landkreis Würzburg). Dem Leiter der Abteilung Weinbau zufolge war der Ertrag zuletzt im Jahr 1981 noch geringer. Der Fränkische Weinbauverband schätzt den Umsatzverlust für 2011 auf etwa 50 bis 60 Millionen Euro.

Eine Ernte von weniger als 75 Hektoliter pro Hektar sei für die Winzer betriebswirtschaftlich problematisch, aber nicht existenzbedrohend. «Das wird es erst, wenn wir fünfmal hintereinander eine Ernte wie diese haben.»

Der Frost im Mai hat nach LWG-Angaben vielen, aber nicht allen Weinbaubetrieben zugesetzt. «Die Bilanz muss deshalb sehr differenziert gezogen werden», sagte Kolesch. Während das Anbaugebiet im Steigerwald fast eine «Insel der Glückseligen» mit einer guten Traubenausreife sei, habe der Frost viele Weinreben bei Sommerach und Sulzfeld (Kreis Kitzingen) und Frickenhausen (Kreis Würzburg) zerstört. «Dort müssen nun ganze Rebstöcke nachgepflanzt werden.»

Der neue Jahrgang sei jedoch von einer guten Qualität. Wegen der etwa 30 Prozent geringeren Ausbeute werde der neue fränkische Wein ein wenig teurer, sagte Artur Steinmann, Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes. Diese Verluste würden auch die Verbraucher zu spüren bekommen. «Guter Wein kann durchaus 10 bis 15 Prozent teurer werden», sagte Steinmann. Bereits im vergangenen Jahr mussten die Winzer wegen des Wetters deutliche Einbußen hinnehmen.

Die extremen Witterungsverhältnisse machen sich auch bei der Beantragung von Fördermitteln bemerkbar. «Die Winzer haben in diesem Jahr mehr als 900 Anträge mit einem Antragsvolumen von etwa 2,2 Millionen Euro gestellt», sagt Kolesch. Im vergangenen Jahr seien es etwa 400 Anträge mit einem Volumen von etwa 500 000 Euro gewesen. Das Landesamt verhängte bereits einen Antragsstopp. Das Geld für Um- und Ausbau der Weinberge kommt aus den Töpfen der Europäischen Union.

In Franken seien bereits etwa 95 Prozent der Ernte abgeschlossen. In Bayern bauen die Winzer auf fast 6300 Hektar Wein an. Hauptanbaugebiet ist Franken mit 6250 Hektar. Hier wachsen 80 Prozent Weiß- und 20 Prozent Rotweinsorten.

Das Weinjahr hat viel Arbeit gemacht

Wenn Winzer Martin Schmitt das diesjährige Weinjahr Revue passieren lässt, schüttelt er immer wieder den Kopf. Ganz anders als die vielen Jahre zuvor sei diese Saison gewesen, sagt der Weinbauer aus Randersacker (Landkreis Würzburg). «Das Weinjahr 2011 hat uns diesmal viel mehr Arbeit gemacht», fasst er zusammen. Grund dafür ist der Frost, der im Mai in die schon blühenden Weinberge gezogen ist.

Damals sind einige Blüten abgestorben, andere überlebten. Nach der «Nacht des Grauens», wie die fränkischen Winzer den 4. Mai gern nennen, setzten die Pflanzen neu an. Das Ergebnis: an den Stöcken hängen im Spätsommer Trauben mehrerer Generationen. Die machten den Winzern in dieser Saison das Ernten mit den Vollerntemaschinen nahezu unmöglich.

Die Maschinen fahren normalerweise durch die Reihen und schütteln die Beeren von den Rebstöcken. Da die Trauben jedoch unterschiedlich reif sind, ist das in diesem Jahr nicht möglich. Handarbeit ist gefragt. Trotz der zusätzlichen Pflege und Handlese hat der Betrieb in Randersacker nur etwa die Hälfte der normalen Ernte eingefahren. «Das tut schon weh. Aber die Qualität entlohnt das wieder ein bisschen», sagt Schmitt.

So wie ihm geht es vielen bayerischen Winzern. «Schon im Mai war klar, dass wir nur etwa die Hälfte unseres normalen Ertrages erreichen werden», sagt Artur Steinmann vom Fränkischen Weinbauverband. Am Freitag zog er dennoch eine bessere Bilanz. Insgesamt mussten die Winzer lediglich Einbußen von 30 Prozent hinnehmen. Das gute «fast schon neuseeländische» Wetter der vergangenen Wochen habe die «Nacht des Grauens» fast wieder gutgemacht. Der diesjährige Jahrgang sei so zwar klein, aber fein.

«Weniger Trauben und trotzdem mehr Arbeit», ist auch das Fazit von Erntehelferin Gertrud Maertsch. Die 72-Jährige liest seit zehn Jahren Trauben in den fränkischen Weinbergen. «In diesem Jahr mussten wir zweimal in jeden Weinberg.» Jede Traube musste begutachtet, Blätter entfernt, abgestorbene Hölzer abgeschnitten werden - damit der Rest des Stocks weiterhin Kraft für die restlichen Beeren entwickeln kann.

«Es ist natürlich schön, eine kleine Ernte bei hoher Qualität einzufahren. Aber damit können die Weinbauern betriebswirtschaftlich nicht lange überleben», sagt Hermann Kolesch vom Bayerischen Landesamt für Weinbau und Gartenbau. Umso wichtiger sei es, dass die Winzer in dieser Saison flüssige Rücklagen bilden. Der Klimawandel werde weiterhin extreme Witterungen mit sich bringen, die Ernten der Winzer gefährden könnten.

«Man muss einfach - bei allen betriebswirtschaftlichen Konsequenzen - mit guten Weinen ein gewisses Polster schaffen», empfiehlt Hermann Mengler, Fachberater für Kellerwirtschaft und -technik beim Bezirk Unterfranken. Martin Schmitt will das tun. «Wir kompensieren auch die Ausfälle aus diesem Jahr bereits mit unseren Reserven.» dpa