Wein vom Jungwinzer

Von Nina Ayerle

«Es gibt keinen schöneren Beruf als Winzer», da ist sich Timo Kraft sicher. Trotz aller Unannehmlichkeiten, die ein Weingut so mit sich bringen kann, liebt der 22-Jährige die aufwendige Arbeit mit den Trauben. Kraft ist Teil des Jungwinzerprojekts «Vinitiative» der Lauffener Weingärtner, das jetzt erstmals mit einem Deutschen Rotweinpreis ausgezeichnet wird.

Im Jahr 2007 haben sich in Lauffen bei Heilbronn 22 jungen Winzer zusammengetan. Ihr Ziel: Rotwein auf internationalem Spitzenniveau. Jeder von ihnen hat einen eigenen Weinberg auf den Weingütern ihrer Familien. Insgesamt umfasst das Anbaugebiet der Jungwinzer 22 Hektar.

Für die Pflege seines Weinbergs ist jeder selbst verantwortlich. «Kontrolliert und entschieden wird aber in der Gruppe», berichtet Kraft. Zu gemeinsamen Arbeiten gehört auch die Ertragsregulierung, die Pflege der Trauben oder die Lese. Mit 22 Jahren ist Kraft der Zweitjüngste in der «Vinitiative». Noch ist er Vollzeit in Ausbildung. Seine Freizeit verbringt er auf dem elterlichen Weingut.

Dort beginnt die Weinlese für Kraft immer früher im Jahr. In den vergangenen 50 Jahren hat sich der Zeitpunkt der Weinlese um drei Wochen nach vorne verschoben, heiß es. Ein Verschnaufen im Sommer gibt es für die meisten Winzer deshalb nicht mehr. Würden sie länger warten, faulen die Beeren, werden ungenießbar. Am Klimawandel könnte es aber auch liegen, dass die Weine aus Württemberg beim Deutschen Rotweinpreis abräumten wie selten: «Hier wird zu 80 Prozent Rotwein produziert. Der mag es wärmer», sagt Werner Bader, Geschäftsführer des Weinbauverbands Württemberg.

Rund 70 junge Menschen fangen pro Jahr in Baden-Württemberg eine Ausbildung zum Winzer an. Die meisten planen, den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Viele sehen die Berufsausbildung aber auch als Grundlage für ein Studium. «Es lohnt sich in jedem Fall auch heute noch, das elterliche Gut zu übernehmen», sagt Bader.

Besonders in Württemberg habe die Branche in den letzten 20 Jahren großen Auftrieb gehabt. «Wir befinden uns immer noch auf der Überholspur», ist Bader überzeugt. Er führt das auch auf den guten Ausbildungsstandard zurück, zum Beispiel durch die Fachhochschulen in Heilbronn oder die Technikerschule in Weinsberg.

Kraft liebt die mühsame Arbeit im Weinberg, sieht aber auch ein: «Den Aufwand schafft kaum einer allein.» Umso schöner, wenn es dann mal Lob gibt, wie jetzt von der Jury des Rotweinpreises. Die «Vinitiative» bekommt den Preis in der Kategorie Cuvée. Dies ist ein Wein, der aus der Mischung verschiedener Rebsorten entsteht. Der Siegerwein der Lauffener ist aus dem Jahr 2010 und besteht aus neun verschiedenen Rotweinsorten. Bezeichnend: Die in Württemberg traditionsreichen Sorten Lemberger und Trollinger sind nicht dabei. dpa