Weinbau Bislang nur drei Eiswein-Lesen

Nach einer ungewöhnlich guten Weinlese 2018 ist es nur wenigen Winzern gelungen, auch einen Eiswein ins Fass zu bringen. Das Deutsche Weininstitut in Bodenheim bei Mainz erhielt dazu bislang drei Mitteilungen von Winzern aus den Anbaugebieten Nahe, Baden und Saale-Unstrut, wie Sprecher Ernst Büscher am Mittwoch mitteilte. Im vergangenen Jahr gab es bundesweit sechs Betriebe, denen eine Eiswein-Lese gelang.

«Das ist für uns die Krönung des Spitzenjahrgangs 2018», sagte der Winzer Lorenz Keller vom gleichnamigen Weingut in Klettgau-Erzingen (Kreis Waldshut) in Baden. Dort wurden nach seinen Angaben am 3. Januar auf einer Fläche von 0,15 Hektar die Trauben von 750 Stöcken der Rebsorte Spätburgunder gelesen. Die Trauben seien nach dem besonderen Sommer 2018 noch sehr gesund gewesen, sagte Keller am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Jetzt liegen etwas mehr als 400 Liter im Eichenfass und sollen im Anschluss an die Gärung genug Zeit zur Reife bekommen. «Eiswein ist für uns eine Frage des Prestiges, vor allem aber auch ein Thema mit viel Herzblut», sagte Keller. Zuletzt gelang dies dem badischen Winzer 2015.

Auch ein Weingut in Monzingen an der mittleren Nahe habe am Zweiten Weihnachtsfeiertag bei minus 8,5 Grad einen Eiswein lesen können, sagte Büscher. Da der Wein jedoch eine für Eiswein relativ geringe Säure aufgewiesen habe, werde er vom Weingut als «Weihnachtsauslese» vermarktet. Außerdem sei am 28. November auch einem Betrieb in Salzatal (Saalekreis) eine Eiswein-Lese gelungen.

In Rheinland-Pfalz, dem Bundesland mit den beiden größten Weinanbaugebieten Rheinhessen und Pfalz, gingen bei der Landwirtschaftskammer Eiswein-Anmeldungen von 628 Betrieben ein. Im Vorjahr waren es nur 24 Betriebe gewesen. Grund für die Steigerung waren die hohen Erträge in den Weinbergen und der gute Zustand der Trauben. Eine endgültige Bilanz sei erst nach Auswertung der Traubenerntemeldungen und Abschluss von Kontrollen im Februar möglich, sagte am Mittwoch eine Sprecherin. Wenn es jetzt doch noch richtig kalt werden sollte, seien auch Nachmeldungen möglich.

Bislang vergeblich hat der Winzer Peter Fluhr aus Biebelnheim in Rheinhessen auf Eiswein gehofft und dafür 1,5 Hektar mit Trauben der Rebsorten Scheurebe, Riesling, Ortega und Merlot hängen lassen. Vor allem die Merlot-Trauben seien noch ganz robust und nicht eingeschrumpelt, erklärt Fluhr. «Ein Eiswein wäre das I-Tüpfelchen auf einem guten Jahrgang», sagt er. Zuletzt gelang das in seinem Weingut Pilgerhof im Jahr 2008. Der wirtschaftliche Verlust halte sich in Grenzen, da der Betrieb sein Kontingent für Qualitätswein bereits ausgeschöpft habe.

Eiswein kann nur bei Temperaturen von mindestens minus sieben Grad gelesen werden. Die natürlich gefrorenen Trauben werden sofort gekeltert, was einen stark konzentrierten, süßen Most ergibt, der aber noch einen relativ hohen Säuregrad hat. Mit der natürlichen Gefrierkonzentration von Zucker, Säure und Fruchtstoffen, so erklärte Büscher, «bekommt der Eiswein seine besondere Aromatik mit floralen Noten». dpa