Anlass ist der Weltvegantag, sagte der Vorsitzende der Gesellschaft, Christian Vagedes. Mit «veganen Schnupperwochen» will auch das Tierrechtsbündnis Berlin-Vegan für eine Lebensweise ohne Milch, Leder & Co. werben.
Mit «massiver Aufklärungsarbeit» will sich die vor wenigen Monaten gegründete Vegane Gesellschaft Deutschland in das öffentliche Geschehen einmischen. «Der Welt und den Tieren zuliebe treten wir für die Veganisierung praktisch aller Lebensbereiche ein», erklärte Vagedes. Wenn die Welt vegan sei, müsste niemand mehr verhungern. Hochwertige Soja- und Weizenschnitzel und Pflanzenmilch könnten - im Gegensatz zu Rindfleisch und Milch - für alle Menschen unbegrenzt erzeugt werden.
Praktische Tipps für ein Leben ohne Milch, Käse oder Eier gibt das Tierrechtsbündnis Berlin-Vegan vom kommenden Samstag an. Geplant sind nach Angaben einer Sprecherin unter anderem Kochkurse mit Profiköchen, Diskussionen, ein Filmabend, eine vegane Einkaufstour sowie Besuche von veganen Restaurants. Laut Veganer Gesellschaft verzichten bereits bis zu einer Million Deutsche auf tierische Produkte.
Der Weltvegantag am heutigen Montag ist ein internationaler Aktionstag, mit dem an die Gründung der britischen Vegan Society (Vegane Gesellschaft) am 1. November 1944 erinnert wird. dpa
Verband: Vegane Lebensweise im Aufwärtstrend
Immer mehr Menschen in Baden-Württemberg setzen auf pflanzliche Ernährung und entscheiden sich zu einer veganen Lebensweise. Das geht aus Schätzungen des Vegetarierbunds in Deutschland (VEBU) und Erkenntnissen von Ernährungswissenschaftlern hervor. «Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Veganer jährlich um rund zehn Prozent wächst», sagte Sebastian Zösch von Vegetarierbund. Der Verein geht von etwa 80 000 Menschen aus, die sich in Baden-Württemberg vegan ernähren, bundesweit seien es rund 600 000. Diese Menschen verzichten nicht nur auf Fleisch und Fisch wie Vegetarier, sondern auch auf alle tierischen Produkte wie Milch und Honig, Joghurt oder Käse.
Allein der Mitgliederzuwachs des Vegetarierbundes betrage in den ersten neun Monaten dieses Jahres weit über zwanzig Prozent, was auch ein Indiz für die steigende Zahl von Veganern sei, sagte VEBU-Geschäftsführer Zösch.
Der emeritierte Professor Claus Leitzmann von der Universität in Gießen sagt: «Es gibt zwar keine genauen Daten, aber von allem, was wir wissen, nimmt besonders in Baden-Württemberg die Zahl der Veganer - ähnlich wie die der Vegetarier - allmählich, aber nicht dramatisch zu.»
Entgegen der verbreiteten Meinung, vegane Ernährung sei zu einseitig und damit ungesund, kommt Leitzmann zu einem anderen Ergebnis mit einer Einschränkung: «Die Versorgung mit Vitamin B12 kann problematisch werden. Dagegen gibt es inzwischen mit Vitamin B12 angereicherte Lebensmittel und Vitamin-B12-Tabletten. Leider sind bestimmte Veganer nicht bereit, auf diese Hilfsmittel zurückzugreifen.»
Dass Fleisch und Fisch auf dem Speiseplan des Menschen stehen, sei nicht immer so gewesen. «In der frühen Evolution des Menschen gab es lange Phasen von vegetarischer Ernährung. Danach wurde Fleisch ein Teil der Ernährung, die nach Region und Klima wohl recht unterschiedlich war», sagt Leitzmann. «Nach unseren physiologischen und anatomischen Veranlagungen sind wir mehr als Pflanzenfresser geprägt, sind insgesamt aber als Omnivoren (Allesfresser) zu bezeichnen.»
Vegan ernähre man sich vor allem aus ethischen Gründen, sagt Zösch. Aber auch Umweltschutz spiele im Zuge des Klimawandels eine verstärkte Rolle sowie neue ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse.
Vegane Lebensweise und Ernährung
Wer vegan lebt und sich vegan ernährt, verzichtet vollständig auf Fleisch, Fisch und jegliche Form von Tierprodukten. Vom Speiseplan gestrichen sind damit Eier, Honig oder Milch sowie daraus weiter verarbeitete Produkte wie Joghurt, Gelatine oder Käse. Vegan Lebende meiden auch Kosmetika oder Haushaltsreiniger mit tierischen Inhaltsstoffen. Bei Kleidung und Schuhen achten sie darauf, keine Wolle, Leder oder Seide zu kaufen. Veganer begründen ihre Art der Ernährung und Lebensweise vor allem ethisch: Sie möchten keinem Tier schaden oder es ausbeuten.