Von Gudrun Janicke
In Brandenburg soll erstmals professionell Paprika in großem Stil unter Glas angebaut werden. Der märkische Obst- und Gemüseanbauer Werder Frucht nimmt das Gemüse mit ins Programm. «Ab Juni wird es die ersten Früchte geben, unter Glas gewachsen», sagt Geschäftsführerin Petra Lack.
Die Frucht sei sehr sensibel, sagt der Geschäftsführer des Brandenburger Gartenbauverbandes, Andreas Jende. «Spezielles Wissen ist erforderlich, man sollte sich sehr gut auskennen und sich dann darauf spezialisieren», betont er. Es steige aber auch die Nachfrage nach regional erzeugtem Obst und Gemüse.
«Bundesweit stammen nur etwa zwei Prozent der 2013 verkauften knapp 300 000 Tonnen Paprika aus einheimischer Produktion», sagt Jochen Winkhoff von der Fachgruppe Gemüsebau im Zentralverband Gartenbau. Die Lieferanten säßen meist in Holland und Südeuropa.
In Deutschland wächst das sensible Gemüse nach Angaben des Zentralverbands auf etwa 64 Hektar (2013). Mit 30 Hektar hat demnach Baden-Württemberg die größte Fläche. Brandenburg war bislang nur mit einem Hektar dabei - eine Fläche etwas größer als ein Fußballfeld. Mit dem Einstieg von Werder Frucht sind es nun knapp vier Hektar.
«Paprika braucht warme Temperaturen und Licht, sonst entwickeln sich keine Früchte», sagt Winkhoff. 20 Grad Celsius seien tagsüber gut, 30 Grad wären besser.
Ähnlich anspruchsvoll sind nach seinen Angaben Tomaten. Von den in Deutschland verbrauchten rund 673 000 Tonnen frischen Früchten seien nur 8 Prozent im Land gereift. Der einheimische Markt verlange aber immer mehr nach heimischem Obst und Gemüse. Es werde den Bauern fast aus den Händen gerissen. «Für einige Unternehmen ist das ein Grund, strategisch auf dieses darauf zu setzen», sagt er.
Bereits vor etwa zehn Jahren hatte der Betrieb aus Werder sich am Paprika-Anbau versucht. «Das Interesse war aber damals beim Kunden mäßig», sagt Geschäftsführerin Lack.
Mit einer Investitionssumme von etwa sieben Millionen Euro entstanden nach Firmenangaben auf knapp fünf Hektar Gewächshäuser in Bralitz bei Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland). «Auf einer Hälfte stehen Paprika, auf der anderen Salatgurken», sagt sie. Die Jungpflanzen seien schon seit dem Jahreswechsel im Boden.
Mit den ersten Salatgurken rechnet das Unternehmen Ende Februar. Rote, gelbe und grüne Paprika könnten ab Juni geerntet werden. Insgesamt wird ein Ertrag von 594 000 Kilogramm Paprika ins Auge gefasst. Dazu kommen rund 4 Millionen Gurken.
Der Obst- und Gemüseanbauer aus Werder wurde nach der Wende gegründet. Das Unternehmen produziert selbst. Auf 500 Hektar stehen Obstbäume und -sträucher oder Erdbeerpflanzen. Zudem werden Bananen, Konserven, Weine und Säfte vermarktet. Werder Frucht hat 150 Mitarbeiter. dpa