"Die Provinz auf Weltniveau", so hieß einmal der Slogan für Würzburg, erzählt Hoteldirektor Walter Pint vom Maritim Hotel. Sicherlich steht dem über 130.000 Einwohnern zählenden Städtchen in punkto Weltanschauung und Offenheit nichts nach, auch die gewachsene Historie sowie das Erbe von Kulturgütern macht Würzburg zudem noch interessant.
Bereits 1981 nahm die UNESCO die Würzburger Residenz als drittes Bauwerk in Deutschland in die Liste der zum Weltkulturerbe gehörenden Objekte auf. Auch der Weinkeller, integriert in der Residenz, Staatlicher Hofkeller Würzburg ist Teil vom Weltkulturerbe und gibt die Weinkultur in beeindruckender Weise weiter.
Es geht tief runter in den Keller, wo jeden Tag über 1000 Kerzen (herunter)brennen und das erste was in den Gewölben zu sehen ist, ist der Kellerpilz aus dem 18.Jahrhundert sowie das Kellerrecht. "Es ist verboten: das Zanken, Fluchen, Zoten reißen mit großen Worten um sich schmeißen, das Kratzen, Schreiben an den Wänden, das Klopfen an die Faß mit Händen. Fürwitz und ander Ungebier Geziemet sich durchaus nicht hier."
Ein guter Ausgangsort
Das Maritim Hotel in der Pleichertorstraße, direkt am Main-Ufer gelegen, ist ein idealer Ausgangspunkt, um Würzburg per Fuß zu erkunden. In direkter Nähe befindet sich das Juliusspital, mit dem historischen Weinkeller aus dem Jahre 1699. Das Weingut ist mit 172 Hektar Rebflächen das zweitgrößte in Deutschland und stellt hervorragende Weine, wie z.B. Silvaner, Riesling oder Spätlese her. Bei einer Weinprobe blieb mir der Silvaner Kabinett 2011 als Biowein gut in Erinnerung, erdiges Bouquet, mild elegant und leicht am Gaumen, mit intensiver brillanter Fruchtaromatik.
Weine aus Franken
Sind weltweit bekannt, nicht zuletzt wegen den interessanten Flaschen, den so genannten Bocksbeuteln. Diese sind seit über 250 Jahren das typische Behältnis für die Frankenweine. Bereits im Jahre 1728 beschloss der Stadtrat von Würzburg, dass der beste Wein, "der Würzburger Stein" und später auch die besten Weinerzeugnisse des städtischen Bürgerspitals in diesen originellen Flaschen abgefüllt werden sollen. Noch heute werden die meisten guten Qualitätsweine aus Franken, stolz in diese flachbauchigen Flaschen abgefüllt.
Ein Spaziergang durch Würzburg gleicht mehr einer Wein-Wanderung, man könnte zwar den beschilderten Rundgang durch die Altstadt und den Rundgang um die Festung Marienberg wählen, aber dazwischen gibt es so viele Wein-Haltestellen, gute Kaffeehäuser und natürlich Wirtshäuser, die fränkische Spezialitäten, allem voran die guten fränkischen Würste servieren.
Im Hotel Maritim, im Restaurant Fränkischer Weinstube gab es ein hervorragendes Vier-Gänge-Menü, das die fränkische Regionalität kulinarisch wunderbar spiegelte: Eine Mainzanderterrine mit grüner Sauce und dazu einen Grünen Silvaner vom Weingut Schloss Sommerhausen, danach folgte der Wein in der Suppe als Scheurebensuppe mit Zimtcroutons serviert. Zum Hauptgang wurden Kalbsbäckchen in Dominasauce geschmort, die Domina Rebsorte ist eine Kreuzung aus Spätburgunder und Blauen Portugieser - und mündete/mundete vorzüglich. Zum Dessert mit Karthäuser Klössen in Vanillesauce schmeckte der Dittwarer Ölkuchen, ja das ist ein Wein, ein Schwarzriesling vom Becksteiner Winzer.
Auf der Mainbrücke stehen
Und bei schönstem Wetter ein Weinglas in der Hand haltend - ja das ist fränkische Lebensart, die Spaß macht. Ursprünglich gab es mal kein Gesetz, wie viele Weinglas haltende Menschen auf der Fußgängerbrücke so stehen dürfen. Dann gab es ein Gesetz, das besagte, dass nur 18 Weingläser von den Weinschänken im Umlauf sein dürfen. Mittlerweile sind es 44 Weingläser - laut Gesetz!
Ich lehne an der Mauer mit einem Glas Riesling vom Weingut am Stein - die Weine zählen zu den besten aus der Spitzenlage Würzburger Innere Leiste - mit Blick auf die allgegenwärtigen Rebstöcke an den Hängen, und grandioser Aussicht auf die Festung Marienberg. Ein Besuch auf dem Weingut am Stein ist nicht nur virtuell absolut empfehlenswert. Oder über den Stein-Wein-Pfad, einen vier Kilometer langen Panoramarundweg durch den Würzburger Stein wandern.
Apropos weinselig - Goethe, unser literarischer Schreibfürst - bezog auch gerne seinen Wein aus Würzburg. Auf die Frage, welche von seinen Leidenschaften - Poesie, Wein und Frauen - er sich vorstellen könnte, als erstes zu streichen, antwortete Goethe: "Die Poesie" Und was als Zweites? Goethe musste anscheinend lange überlegen und gab als Antwort: "Kommt auf den Jahrgang an". Diese nette Anekdote wird gerne bei der Führung im Staatlichen Weinkeller erzählt.
Oder was Gottfried Keller anscheinend äußerte, der auch dem Wein sehr zugetan war: "Wenn ich an einer Weinstube vorbeigehe, kann ich nicht widerstehen. Wenn ich herauskomme, kann ich wieder nicht stehen."
Besonderes Flair, auch in Sachen Kunst
Würzburg ist immer empfehlenswert, zu jeder Jahreszeit. Bequem mit der Bahn anreisen, keine 10 Minuten zu Fuß zum Hotel Maritim gehen und von dort aus die ganze Vielfalt von Würzburg erkunden. Einen schönen Kunstausflug bietet auch der nahe gelegene Kulturspeicher, ein umgebauter Getreidespeicher, in dem sich u.a. auch die Sammlung von Peter C. Ruppert "Konkrete Kunst in Europa nach 1945" befindet. Rundherum findet jeder Würzburg-Besucher seine persönlichen Favoriten und so wundert es nicht, dass jährlich bis zu 600 Flusskreuzfahrtschiffe in Würzburg ankern.