Zacapa Room im Ritz-Carlton Hotel

Wo einst Thomas Kellermann am Herd des Restaurants Vitrum stand, kann man nun das Beste aus Zuckerrohr genießen - den Rum. Lange stand der Raum im Hotel Ritz-Carlton leer. Das Vitrum ist längst Geschichte. Zwar ist dort irgendwann mal wieder ein Restaurant geplant. Doch bis dahin ist nun erst einmal eine Bar eingezogen. Mit dem Rum aus Guatemala. Sein Name: Zacapa.

Umgeben von ausgedehnter Urwaldlandschaft in 2300 Metern Höhe am Rande der Karibik gelegen, der Wind kommt mal vom Pazifik, mal vom Atlantik. Dort oben in den Bergen Guatemalas reift eines der besten Destillate, welches den Namen Rum trägt. Rum aus den Wolken sozusagen.

Für dieses himmlisches Getränk ist seit mehr als einem Vierteljahrhundert Anna Lorena Vasques Ampie (Foto) verantwortlich. Sie ist die Masterblenderin des Unternehmens. „Ich bin eigentlich durch Zufall zum Rum gekommen“, erzählt sie, als ich sie bei einem Tasting in Berlin treffe. Nach dem Chemiestudium suchte sie Arbeit und fand sie in der Qualitätskontrolle von Ron Zacapa. Und was macht man in dieser Funktion? Klar – kosten. So entwickelte sich ihr Geschmackssinn für das Zuckerrohrdestillat.

Den ausgeprägten Geschmack- oder besser Geruchssinn hat Anna Lorena schon als Kind gehabt. „Es gab eine Zeit, da konnte ich keine Milch trinken“, erinnert sie sich. „Meine Eltern fanden heraus, dass ein bestimmtes Gras blühte, welches die Kühe fraßen. Und diesen Geruch mochte ich nicht. So ist es auch als ich mit Ihr bei einer Zigarre zusammen sitzt, die übrigens hervorragend zum Zacapa passt.

Aber umgekehrt. Für mich duften die Zedernhölzchen für die Zigarre eben nach Zeder. Klar! Sie inhaliert den Duft des Holzes wie Jean-Baptiste Grenouille in Patrick Süskinds Das Parfüm und zählt eine Unzahl von Aromen auf, die ihre Nase umschwirren. In Südfrankreich geboren wäre sie vielleicht Parfumeurin geworden. „Gut möglich“, lacht sie. „Manchmal ist es aber auch eine wenig anstrengend so gut riechen zu können“, fügt sie verschmitzt hinzu. Aber lassen wir das. Sie hat ihre Bestimmung gefunden. So testet sie nun Tag für Tag die unterschiedlichen Destillate. „Das ist mit viel Gefühl verbunden.“

Hier kurz die Evolution des Ron Zacapa: Der Virgin Cane Honey (die erste Pressung des Zuckerrohrsaftes) kommt in Fässer aus amerikanischer Eiche. Zacapa ist übrigens eine der wenigen Destillen die dies so machen. Die meisten anderen verwenden die Melasse des Zuckerrohrs. In den Bourbon-Fässern reift der Saft etwa drei Jahre lang. Dann wird umgefüllt. Für weitere Jahre in gebrannten Bourbon-Fässern. Nun folgt ein Sherry-Fass und schließlich spanische Weinfässer von Pedro Jiménez. Der Zacapa XO ruht zusätzlich noch einige Jahre in Cognac-Fässern.

So einfach, wie sich diese Schritte anhören, sind sie indes längst nicht. Zwar ist drei Jahre pro Schritt ein Richtwert, „es kann aber auch länger dauern oder schneller gehen“, sagt die Masterblenderin. „Außerdem werden bei jedem Schritt Destillate unterschiedlicher Fässer vereinigt. Das ist eine Kunst, die viel Erfahrung benötigt.“ Für sie sei das jedes mal als würde sie im Rum lesen, meint sie. „es ist ein unheimlich kreativer Vorgang, Das bedeutet Luxus für mich. Die Eleganz und Komplexität des Naturproduktes Rum zu erfahren.“

Diesen Luxus spürt dann jeder Genießer, wo auch immer auf der Welt. Egal ob er Ron Centenario, 23, Eticeta Negra, Reserva Limitada oder XO probiert. Hauptabsatzmarkt ist übrigens Italien, in Deutschland traditionell der Norden. „Aber unsere Arbeit ist nicht nur für den Genuss wichtig“, erzählt Anna Lorena. „Wir leisten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung Guatemalas.“ So werden die Banderolen aus Palmplättern in einem Dorf hergestellt, welches fast ausschließlich davon legt. Aus diesen Palmblättern wurden zu Mayazeiten nach Matten gefertigt, auf denen nur Könige Platz nehmen durften. Die Legende sagt, dass sie darauf dem Himmel und den Göttern näher waren. Mit Ron Zacapa funktioniert das auch heute noch.

Nun eben auch im edlem Amiente des Ritz-Carlton am Potsdamer Platz welches gerade seinen zehnten Geburtstag feierte. „Für mich ist Rum immer wieder ein Genuss“, freute sich Hotelchef Robert Petrovic. Und besonders froh ist er wohl auch, weil wieder etwas mehr Leben ins Hotel Einzug hält. Bis Anfang März ist Zacapa dort nun zu Gast. „Wir werden aber vielleicht verlängern“, meinte augenzwinkernd Zacapa-Vertriebsmann Mike Meinke. Dann sollte man beim Ritz-Carlton jedoch vielleicht darüber nachdenken auch das Rauchen zu ermöglichen.

Rum und Zigarren. Was passt besser zusammen.

Bin dann mal wieder unterwegs

Euer Honza