Der Beweis: ein Eintrag im Geschäftsbuch des Hauses vom 14. März 1764. Dort steht zu lesen, dass „ein Korb mit 120 Flaschen, 60 davon OEil de Perdrix“, versandt worden sei. Was aber ist ein „OEil de Perdrix“, wörtlich Rebhuhnauge? Als OEil de Perdrix wird ein Wein in zartem Rosa mit kupferroten Reflexen bezeichnet. Damit steht fest: Ruinart verkaufte die ersten Flaschen Rosé-Champagner im Jahre 1764.
Die Geschäftsbücher, Handelskorrespondenzen und Niederschriften von Direktoren des Hauses geben Aufschluss über die vielen Varianten und önologischen Experimente auf der Suche nach dem idealen Geschmack und der schönsten Farbe. Wurde der Rosé anfangs vermutlich durch kurze Mazeration gewonnen, ging man später allmählich zur Verschnittmethode über. Ruinart testete mehrere Möglichkeiten, die Farbe von Champagner zu verändern, so zum Beispiel durch Zugabe von Holunderbeeren. Entsprechend groß war die Farbpalette der Weine – und damit auch die Zahl der französischen Bezeichnungen, mit denen man sie charakterisierte: roset, oeil de perdrix, rozet, paillé (strohgelb), clairet (hellrot) und sogar cerise (kirschfarben).
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts verschwand die Bezeichnung OEil de Perdrix und machte einem Namen Platz, aus dem sich schließlich die heutige Bezeichnung herauskristallisierte: zuerst rozet und später rosé.
In den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts gab François-Irénée Ruinart, der Enkel des Gründers, sein gesamtes Wissen in einem Handbuch an seine Söhne weiter. In diesem Werk pries er Rosé-Champagner als kostbaren Schatz, den das Haus nur den größten Weinkennern seines Kundenstamms anbot.
Mitte des 19. Jahrhunderts setzte sich schließlich die Verschnittmethode durch. Mehrere Önologen des Hauses hatten die Erfahrung gemacht, dass weder durch Mazeration noch durch Einfärbung ein in Farbe, Geschmack und Aroma zufriedenstellendes Ergebnis erreicht werden konnte.
Ihren Anfang nahm die Erfolgswelle in Deutschland, denn am 14. März 1764 ging die berühmte erste Lieferung, bestehend aus 60 Flaschen Ruinart OEil de Perdrix, an den Baron de Welzel. Er orderte den Rosé für Seine Hoheit den Herzog zu Mecklenburg-Strelitz.
Bald schickte man weitere Posten ins Ausland, beispielsweise nach Wien, wo ein gewisser Herr von Neni, seines Zeichens Privatsekretär Ihrer Kaiserlichen Hoheit Maria Theresia von Österreich, am 9. Oktober 1764 insgesamt 60 Flaschen in Empfang nahm. Auch aus den Niederlanden und aus Polen erhielt man Bestellungen. 1765 gingen Lieferungen nach Dänemark und Böhmen, 1767 nach Italien, 1768 nach Schweden, 1775 nach England, 1795 in die Schweiz und 1814 nach Belgien, Luxemburg und Irland. 1838 ist sogar eine Lieferung in die Ukraine verzeichnet.
Der Ruinart Rosé in der 250-Jahre-Geschenkpackung ist ab April 2014 in ausgewählten Kauf- und Warenhäusern sowie bei Fachhändlern zum Preis von ca. 65 Euro erhältlich.