Black Tap New York verrückt nach Milkshakes

Von Christina Horsten

Die Schlange reicht bis um die Straßenecke. «Wir sind um 8 Uhr morgens aufgestanden und warten jetzt hier seit anderthalb Stunden», erzählen die Freundinnen Sarah und Meredith, die in Philadelphia leben und gerade gemeinsam mit Sarahs Mutter New York besuchen. Immerhin stehen die drei ganz vorne in der Schlange - aber das Ziel ihrer Träume, das Restaurant «Black Tap» im New Yorker Szene-Viertel SoHo, hat noch gar nicht aufgemacht.

«Ich bin wegen Instagram hier», sagt eine junge Studentin, die weiter hinten in der Schlange wartet. «Da habe ich Fotos von den Riesen-Milchshakes gefunden, die sehen wahnsinnig gut aus. Das ist natürlich irgendwie schon ein bisschen merkwürdig, dass ich wegen Instagram hierher gekommen bin, aber alle sagen, es ist es wert. Und selbstverständlich werde ich mein Milchshake-Foto dann auch posten.»

Die Riesen-Milchshakes aus dem «Black Tap» sind New Yorks neuester Food-Trend, berühmt geworden dank ihres spektakulären Aussehens auf Fotos in sozialen Medien wie Facebook, Instagram und Twitter. Die zu Kunstwerken aufgetürmten Kalorienbomben aus Eiscreme, Milch, Sirup und jeder Menge Süßigkeiten haben Vorgänger wie Cronut, Ramen-Burger oder Rainbow-Bagel abgelöst. Stundenlange Wartezeiten für die Eisdrinks, die mit stolzen 15 Dollar (etwa 13 Euro) das Vielfache eines normalen Milkshakes kosten, sind längst Alltag.

«So etwas kann man nicht planen», sagt Erfinder Joe Isidori. «Wir haben das nicht absichtlich gemacht. Ich habe einfach eines Tages mit meiner Assistentin Brittany rumgealbert, wir haben einen Milchshake gemacht und ihn auf Instagram gepostet - der Rest ist Geschichte. Anfangs gab es den bei uns gar nicht zu kaufen, das haben wir nur geändert, weil Hunderte ins Restaurant gekommen sind, uns ihre Handys ins Gesicht gehalten haben und die Milchshakes verlangt haben.»

Das war im November, eigentlich so gar nicht die richtige Zeit für Milchshakes. Inzwischen hat das Restaurant mehr als 140 000 Fans bei Instagram und verkauft allein in SoHo in Manhattan bis zu 400 Shakes am Tag, eine weitere Filiale ist dazugekommen und noch mehr sind in Planung.

«Diese Schlangen sind doch verrückt, das ist doch unhöflich», sagt Isidori. «Ich gehe manchmal raus und kann den Menschen gar nicht richtig in die Augen schauen, weil ich sie in der Kälte warten lasse.»

Der 38-Jährige stammt aus der New Yorker Bronx, schon seine Großmutter und sein Vater waren Köche und auch er hat viel Erfahrung - und sogar einen Michelin-Stern in seinem Lebenslauf. «Den habe ich allerdings schon vor langer Zeit wieder aufgegeben. Ich bin nicht hier, um Restaurantkritikern zu gefallen. Ich bin durch und durch New Yorker und wollte ein authentisches Diner eröffnen, mit Cheeseburgern und Milchshakes.»

Dieser Tage wird Isidori aber neben den Riesen-Milchshakes vor allem nach einem ganz speziellen anderen Thema befragt: Donald Trump. Sechs Jahre lang hat Isidori als persönlicher Koch des jetzigen republikanischen Präsidentschaftsbewerbers gearbeitet, unter anderem wenn Stars wie Mariah Carey oder Oprah Winfrey zu Gast waren. «Das war großartig, er hat mich wie einen Sohn behandelt, er ist ein toller Typ.»

Zu dessen Kandidatur will Isidori sich aber nicht äußern («Das ist seine Sache»), aber er verrät ein paar kulinarische Vorlieben seines früheren Arbeitgebers. «Trump ist ein Amerikaner alter Schule, er mag simples amerikanisches Essen, nichts Schickes. Fleisch, Kartoffeln, ganz normale Sachen.» Und hat Trump schon die Riesen-Milchshakes probiert? «Aber sicher. Er ist ein Eiscreme-Freak, am liebsten Kirsch-Vanille.»

Isidoris Assistentin Brittany Stark arbeitet unterdessen am nächsten Milchshake, diesmal in der Version «Cotton Candy» mit Lutschern und Zuckerwatte. Vier verschiedene Milkshakes stehen auf der Karte, immer wieder kommen kurzzeitig neue dazu.

«Ich bin die Milchshake-Königin hier», sagt die 23-Jährige und lacht. Über die sozialen Netzwerke hat die frühere Marketingstudentin den Trend gestartet und dann nach und nach die Mitarbeiter in der Kunst der Riesen-Milkshake-Zubereitung geschult.

«Ich würde immer raten, sich einen zu teilen. Am besten man fängt mit dem Strohhalm an zu trinken und lässt dann nach und nach alles in das Glas fallen. Einige versuchen es alleine, aber die Shakes sind so groß, dass es schwer ist, sie auszutrinken», sagt Stark. «Oft kommen sogar Leute, die einen Shake bestellen und ihn dann gar nicht trinken, nur fotografieren und ins Netz laden - das 15-Dollar-Foto. Sie bestellen ihn und sagen dann, sie seien lactoseintolerant.»

Sarah und Meredith, die ersten Gäste an diesem Tag, haben ihre Shakes ausgetrunken. «Großartig! Das Anstehen war es komplett wert, wir hätten noch länger gewartet», schwärmen sie. Bei Instagram haben sie das Ganze natürlich auch schon dokumentiert. «Wir haben so viele Fotos gemacht und schon total viele Kommentare bekommen. Alle wollen wissen, wo wir den Shake herhaben, und wollen ihn auch probieren.» dpa

Black Tap, 529 Broome St, New York, NY 10013, USA, blacktapnyc.com