Bocca di Bacco in Berlin

Denke ich an den Tag zurück, an dem ich erstmals das neue Bocca di Bacco betrat, fällt mir sofort der begehbare Weinklima-Schrank ein. Nicht nur, weil dort meine Lieblingsweine standen und heute noch stehen - aus anderen Jahrgängen natürlich. Es war die Größe der Präsentation, die mich damals beeindruckte.

Auch für Berlin war die begehbare Enoteca auf Natursteinbasis ungewöhnlich. 500 Weine warten sehnsüchtig darauf, von den Gästen entdeckt und auserwählt zu werden. Hat nicht heute jedes bessere Gourmetrestaurant solch einen Schrank? Dazu noch einen viel größeren!

Die Küchenchefs wechselten. Eines war ihnen aber gemeinsam: sie arbeiteten alle mit großer Handwerkskunst und Liebe an den klassischen italienischen Spezialitäten und verpassten ihnen ein zeitgemäßen Gewand. Im Bocca di Bacco wurde und wird immer authentisch gekocht. Das ist eine unumstößliche Konstante.

Die Genießer verzehren die Köstlichkeiten schnell, weil sie ihrem Gegenüber viel zu erzählen haben. Eines ist auch den Gästen gemeinsam: Die Leidenschaft, mit der sie es zusammen tun, wie das Abhalten eines gemeinsamen Abendmahls. Sie teilen den Geschmack und die Düfte der Toskana - und die Sehnsucht nach der Lust auf dem Gaumen. Die Jagd auf die Essenz Italiens.

Wenn ich selbst im Bocca di Bacco speise, dann fast immer Pasta. Eine hausgemachte Spaghetti Vongole oder die Kartoffel-Gnocchi mit Wachtel-Pistazien-Ragout. Vorher eine Burrata aus Apulien mit Dattel-Tomaten und Basilikum oder den Klassiker, Carpaccio von der Krake mit rosa Pfeffer und Frühlingszwiebeln. Herrlich! Herrlich, jeder einzelne Gang, der Gast kommt immer wieder.

Dafür sorgt auch die Fröhlichkeit, die legere Eleganz im Bocca di Bacco, die Leichtigkeit der farbenfrohen Gemälde - selbst das Auftreten der Gäste ändert sich, der Staub des Alltags fällt an ihnen ab, sobald sie die Tür durchschritten haben.

Hindurch unter dem stilisierten, lachenden Männerkopf über dem Haupteingang. Der weit geöffnete Mund des Bacchus. Neben akkuraten künstlerischen Fassadenelemente, wie die drei nackte Figuren über den Schaufenstern. Hier trifft die Strenge des wilhelminischen Historismus Berlins auf die heitere Seele Italiens.

Genug parliert. All dies wäre nicht denkbar, nicht vorstellbar ohne diesen einen Wahnsinnigen, ohne Alessandro Mannozzi. Ja, er ist ein Besessener, der uns diese mediterrane Spiritualität greifbar macht, ihr Leben und Aromen einhaucht. Seine Passion ist das Bocca di Bacco.

Das ist die eigentliche Botschaft, die Reduktion auf das Wesentliche. Ohne Alessandro würde dieses Restaurant nicht leben, weder für weitere zehn Jahre, noch für einen einzigen Tag. Ohne ihn sind wir nicht glücklich im Bocca di Bacco.

Alessandro hat den Blick für den Moment, in dem alles zusammenbrechen könnte. Bevor eine Kleinigkeit, die am Tisch zu stören scheint, größere Bedeutung und Gewicht annehmen könnte und die Situation ins Chaos stürzen lässt.

Alessandro kennt diesen Moment und schreitet ein. Der Gast darf sich fallen lassen.

Viel Glück und Erfolg für die nächsten 10 Jahre!

wünscht

Niko Rechenberg