Charles Schumann Barmann der Nation wird 75

Von Ute Wessels

Das «Schumann's»: Seit mehr als 30 Jahren ist die Bar Anziehungspunkt für Künstler, Schauspieler und Politiker, für Münchner und Touristen. Inhaber Charles Schumann hat die Bar berühmt gemacht - und sie ihn. Am Donnerstag (15.9.) wird Schumann, der eigentlich Karl Georg Schuhmann heißt, 75 Jahre alt. Seinen Geburtstag feiert er aber nicht in seiner Bar.

Charles Schumann gilt als Eigenbrötler. Weltläufig, eitel. Mal zuvorkommend, mal divenhaft, aber immer ziemlich lässig. Zu seinem 75. Geburtstag hat das Bayerische Fernsehen ein Porträt über den Barkeeper gedreht. «Charles Schumann - Von Kirchenthumbach in die Welt» heißt der Beitrag (Sendetermin: 19. September um 20.15 Uhr).

Bei der Premiere kurz vor seinem Geburtstag ist der Protagonist ganz schön nervös. Das Leben so Revue passieren zu lassen, sei nicht einfach, er habe jedoch ein «gewisses Wurschtigkeitsgefühl» entwickelt, sagt er.

Barmann zu werden, war dem kleinen Karl nicht in die Wiege gelegt. Im Gegenteil. Seine Eltern wollten, dass er Priester wird. Und so probiert er verschiedene Dinge aus, um seinen eigenen Weg zu finden. In Kirchenthumbach in der Oberpfalz wächst Schumann auf dem Bauernhof der Eltern auf. Mit neun Jahren kommt er nach Regensburg ins Priesterseminar. «Ich war wirklich vom ersten Tag an unglücklich», erinnert er sich im Film. Nach fast sechs Jahren hält er es nicht mehr aus und verlässt die Schule. Endlich weg.

Schumann geht zum Bundesgrenzschutz ins niederbayerische Deggendorf, dann nach München. «Da habe ich ein bisschen Büroarbeit und viel Sport gemacht.» Polizist will er aber nicht werden, er macht eine Ausbildung im Auswärtigen Amt und besucht eine Hotelfachschule in der Schweiz.

Schumann zieht es in die Welt hinaus. Nach Italien, Südfrankreich, Amerika. Er jobbt in Bars und Nachtclubs und entdeckt seine Passion. 1973 kehrt er nach München zurück, holt das Abitur nach, studiert, wird Barkeeper und eröffnet 1982 schließlich sein eigenes Lokal. Die Schumann's American Bar. Der Laden brummt.

«Ich war so fertig, dass ich oft in meinem Büro auf dem Tisch geschlafen habe.» Filmproduzent Bernd Eichinger gehört zu den Stammgästen, mit Schriftsteller Wolf Wondratschek geht Schumann zum Boxen und seinen Sohn Marvin zieht er alleine groß.

Zusammen mit Marvin fährt Schumann für den Film in seine Heimat. Den elterlichen Hof hat Bruder Wolfgang übernommen. Der erinnert sich lachend: Gegen das Landleben habe sich Karl/Charles immer gesträubt, aber trotzdem im Stall geholfen. Die Szenen in der Heimat machen Schumanns Zerrissenheit spürbar. «Ich muss vor mir selber flüchten, darum bin ich so unruhig.»

Schumann schreibt ein Cocktailbuch, das weltweit als Bibel der Barkeeper gilt. In elf Sprachen wird das Buch übersetzt. Nebenbei wird er zum Werbegesicht unter anderem für Mode und Bürostühle.

Die «Schumann's»-Bar musste 2003 umziehen. Seitdem befindet sie sich am mondänen Odeonsplatz. Viel zu groß sei der Laden, klagt Schumann. Die Mieten in München seien zu hoch, das Geschäft schwierig.

Aufhören kommt für ihn aber nicht infrage. «Ich werde immer in diesem Beruf tätig sein.» Wie es einmal mit dem «Schumann's» weitergehen wird? Vielleicht übernehmen ein paar seiner Mitarbeiter gemeinsam den Laden. «Ich kann es nicht ewig machen.»

An seinem Geburtstag jedenfalls wird er nicht in seiner Bar anzutreffen sein. Er flüchtet mal wieder: nach Tokio. dpa