Gründe nach Budapest zu reisen gibt es viele. Die Stadt an der Donau zählt zu den schönsten Europas, es gibt Czardas und Tokajer, traditionsreiche Kaffeehäuser aus der K&K-Zeit, man kann sich mit Gulasch Feuer in die Kehle holen oder auch bei einer Fahrt auf der Donau etwa das imposante Parlamentsgebäude bestaunen. Und es gibt das Corvinus Kempinski. Am 11. September 1992 wurde es eröffnet. Genau drei Jahre nachdem Ungarn seine Grenzen öffnete und damit einen wichtigen Baustein zur deutschen Einheit lieferte. Doch zurück zu den Sehenswürdigkeiten der Donaumetropole.
Unzählige Museen laden ein. Als Museum kann man auch das Kempinski bezeichnen. Mehr als 1.000 Werke umfasst die hauseigene Sammlung. "Ein Prozent der jährlichen Investitionen geben wir für Kunst aus", erzählt Stephan Interthal, General Manager des Hauses. "Wir sammeln nur ungarische Künstler", fügte er hinzu, als er am 11. September 2018, also genau zum Geburtstag des Hauses, einen Ausstellung mit Werken der Corvinus-Sammlung in der Ungarischen Botschaft in Berlin eröffnete. Zusammen mit Botschafter Péter Györkös, Adlon-Chef Matthias Al-Amiry und Hoteleigentümer René Frischknecht.
Sehr unterschiedliche Arbeiten sind in der Schau nun bis zum 18. November zu sehen. Unter anderem auch ein Bild der Straße Unter den Linden, wo ja Botschaft und Hotel ansässig sind. Der Sammlerinstinkt, der sich hinter dem Hotelschatz verbirgt, ist moderat progressiv. Zu Beginn der Sammlung in den frühen 90er Jahren wurden zunächst klassische, traditionelle Stücke erworben, während zum Beginn des neuen Jahrtausends das aufkommende Interesse an zeitgemäßer Kunst deutlich überwog, welches auch noch heute den Fokus ausmacht. Die Corvinus Collection versteht sich weniger als Investition und kann sich somit das Risiko künstlerischer Entdeckungen erlauben. Durch die baulichen Gegebenheiten des Hotels wird der verfügbare Ausstellungsraum primär an Serien einzelner Künstler vergeben, umrahmt von ausgewählten Skulpturen.
Zwei Aspekte unterscheiden die Corvinus Collection von ähnlichen Firmensammlungen. Zum Ersten ist die Qualität der zeitgemäßen Werke höher, die Zusammenstellung konzeptioneller, da das Hotel eine enge Verbindung zur lokalen Kunstszene pflegt. In der hoteleigenen Galerie im Erdgeschoss befinden sich zeitgenössische Werke, die in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden. Zum Zweiten wurden einige der besten Stücke der Sammlung speziell für das Hotel geschaffen. Diesen Werken bietet das Hotel einen permanenten Ausstellungsraum.
So ist ein Besuch im Corvinus zugleich ein Kunsterlebnis. Für Interthal war der Besuch übrigens auch so eine Art Rückbesinnung. War er doch vor einigen Jahren selbst GM des Adlon. "Es ist immer wieder schön hier zu sein. Inzwischen bin ich aber auch ein wenig Ungar", lachte er.