Das Essen der Zukunft

Von Lea Sibbel

Glaubt man den Experten, wird das Essen in Zukunft functional und smooth - zumindest für Teile der Bevölkerung. Ein Überblick über Ernährungstrends, die künftig womöglich eine größere Rolle spielen werden:

FUNCTIONAL FOOD

Gesünder, schöner, leistungsfähiger - diese drei Attribute beschreiben, was Functional Food die Menschen machen soll. Es gebe einen ganz klaren Trend zu mehr Ergänzungsmitteln, sagt der Trendforscher Sven Gabor Janszky aus Leipzig. Er geht davon aus, dass es in ein paar Jahren zum Beispiel Joghurt geben wird, der verspricht, für die nächsten paar Stunden leistungsfähiger zu machen. Und Drinks, die versprechen, kreativer zu machen. Energydrinks oder Anti-Aging-Drinks sind Beispiele für Functional Food, die es schon heute gibt.

ELEKTRONISCHE ASSISTENZSYSTEME

In Zukunft könnten Smartphone, Tablet und andere elektronische Geräte Auskunft darüber geben, was der Nutzer essen sollte. Sie messen, was dem Körper fehlt, und geben Tipps, mit welchen Lebensmitteln das Manko ausgeglichen werden kann, beschreibt der Trendforscher Sven Gabor Janszky. Und er geht noch weiter: Künftig hat vielleicht auch der Herd etwas zu sagen. Er kann zum Beispiel Hinweise darauf geben, was der erwartete Besuch gerne mag - wenn dieser vorab über eine entsprechende Software seine Essensvorlieben vermerkt hat.

SMOOTH FOOD

Die demografische Entwicklung verstärkt den Trend zum Smooth Food - Essen, das auf die Bedürfnisse älterer Menschen abgestimmt ist. Sie hätten andere Ansprüche, sagt Christian Schindler, der sich mit diesen Szenarien beschäftigt. Die Geschmacksknospen nähmen im Alter ab, es werde gerne mehr Salz gegessen, die Gerichte müssten kaubar sein. Bei Smooth Food werden Lebensmittel durch Schneiden, Mixen, Pürieren, Passieren oder Aufschäumen in eine geschmeidige Konsistenz gebracht, beschreibt der Buchautor Herbert Thill auf seiner Webseite.

AQUAPONICS FARMING

Das Aquaponic Farming produziert gleichzeitig Fisch und Gemüse in einem geschlossenen Gewächshaus. Das Wort setzt sich zusammen aus Aquakultur (Fischproduktion) und Hydroponic (Pflanzenproduktion in Nährlösungen ohne Boden). Man mache sich dabei die Tatsache zunutze, dass Fische und Pflanzen ganz ähnliche Umweltbedürfnisse für ihr Wachstum haben, so das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), das ein Verfahren zum Aquaponic Farming entwickelt hat.

URBAN GARDENING 

Immer mehr Menschen in der Stadt bauen in Zukunft wieder selber an, glaubt Szenarienentwickler Christian Schindler. Schon jetzt mieten einige Städter eine Parzelle, wo sie ihre eigenen Karotten, Kohlköpfe und Co. züchten können. Das Urban Gardening gibt es auch als Gemeinschaftsprojekte, in denen brachliegende Flächen in der Stadt in Gärten umgewandelt werden. Ein Beispiel ist der Prinzessinnengarten mitten in Berlin-Kreuzberg. Das dort produzierte Gemüse geht entweder direkt in die Küche des Gartencafés oder die Besucher können es selber ernten und kaufen.

EXOTISCHES

Was exotisch ist, das liegt wohl auch in Zukunft im Auge des Betrachters. Trendforscher Sven Gabor Janszky nimmt an, dass Gerichte aus der Ferne hierzulande zunehmen. Grund dafür sei die Globalisierung mit ihren weltumspannenden Netzwerken für die Produktion und den Transport von Lebensmittel. Außerdem gebe es immer mehr Informationen und größere Transparenz darüber, was eigentlich andernorts gegessen werde. Ein Vorschlag vom virtuellen Einkaufszettel könne künftig einen Impuls dafür geben, etwas zu probieren, das bis dahin noch unbekannt war, erklärt Janszky.

REUSE (engl. für Wiederverwendung)

Das Wegschmeißen von Lebensmitteln sei ein hochemotionales Thema, sagt Hanni Rützler, Autorin des «Foodreports 2014». Deshalb verstärke sich auch das Bestreben, weniger Nahrung in den Müll zu werfen. Auf Internetplattformen können sich Verbraucher schon regional kurzschließen, welche Lebensmittel sie zum Beispiel abgeben wollen, weil sie spontan verreisen. Ein Beispiel dafür ist «Reusemarkeptlace.org» aus Amerika. Und auf «culinarymisfits.de» handeln Berliner mit Gemüse, das wegen seiner Form aus den Handelsklassen herausfällt.

FLEXITARIER

«Das ist ein neuer Esstyp, der nicht prinzipiell auf Fleisch verzichtet», erklärt Autorin Hanni Rützler. Aber der Fleisch nicht mehr um jeden Preis konsumieren möchte. Flexitarier essen also insgesamt weniger Fleisch und wenn, dann muss es qualitativ hochwertig sein, beschreibt die Ernährungswissenschaftlerin.

VERPACKUNGSDESIGN

In Zukunft werde auch das Design von Lebensmittelverpackungen eine noch größere Rolle spielen, sagt Szenarienentwickler Christian Schindler. Insbesondere die Lebensmittelindustrie habe großes Interesse daran. Denn über das Produktdesign werde ein bestimmtes Image transportiert. Eine gutes Design könne dazu beitragen, das Produkt teurer zu verkaufen. Schon heute widmen sich Blogs wie «The Dieline» nur dem Thema Produktdesign. Verbraucherzentralen bemängeln regelmäßig die Verpackungen von Lebensmitteln, weil sie die Käufer täuschen können. Die Webseite «lebensmittelklarheit.de» berichtet über irreführende Aufmachungen und Aussagen. dpa

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