Dieter Meier Family Wines Eleonore Meier übernimmt

Bei euch in der Dieter Meier Family Group ist der Generationen-Wechsel eingeleitet, Du hast die Führung des Family Office übernommen. Was ist eure Unternehmens-Philosophie?

Eleonore Meier, Geschäftsführerin KATE Family Office: „Ich bin sehr stolz auf das, was meine Eltern geschaffen haben. Wie sie immer sagen: “To the future, through the past”. Für mich ist es sehr wichtig, die Unternehmensgeschicke in ihrem Sinne weiterzuführen. Gleichzeitig möchte ich dafür sorgen, dass sich die Unternehmen weiterentwickeln. Aus meiner Sicht ist es in Familienunternehmen unerlässlich, dass sich die nächste Generation auch ein Stück weit emanzipiert und neue Wege geht.

Wir sind insgesamt vier Geschwister. Gemeinsam mit unseren Eltern haben wir uns entschieden, sämtliche Unternehmensbeteiligungen im Family Office KATE zusammenzuführen. So können wir gemeinsam strategische Entscheidungen nachhaltig treffen. Nachhaltigkeit hat für uns einen sehr hohen Stellenwert. Dabei ist uns bewusst, dass es sich hierbei um einen Prozess und keinen Status Quo handelt. Wir müssen uns und unsere Unternehmen immer weiterentwickeln.

Zusammen mit unserem Team haben wir den Anspruch, qualitativ hochwertige Produkte zu produzieren. Das geht aus meiner Sicht nur, wenn Nachhaltigkeit ein fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie ist. Wir produzieren unsere Produkte dort, wo die besten Bedingungen hinsichtlich Klima, Wasser und Boden herrschen. Unsere Rinder fühlen sich in der Pampa Humeda sehr wohl. Sie sind das ganze Jahr in der freien Natur und ernähren sich größtenteils von den natürlichen Gräsern auf den endlosen Weiden Argentiniens. Unsere Weine erzeugen wir in Argentinien von Patagonien bis nach Salta sowie im Norden Ibizas. Sämtliche Weine sind bio-zertifiziert. Darüber hinaus haben wir beschlossen, im Süden von Argentinien ein großes Stück Land in ein Naturreservat umzuwandeln. Wir wollen der Natur hier etwas zurückgeben.“

Was sind die größten Herausforderungen dabei?

„Die letzten Jahre haben uns gezeigt, dass Resilienz und das Entwickeln kreativer Lösungen zwei wesentliche Erfolgsfaktoren für Unternehmen sind. Wir wollen als Family Office in Zukunft so aufgestellt sein, dass wir jederzeit flexibel, proaktiv und innovativ agieren können. Die Wege sollen kurz bleiben, damit Entscheidungen schnell getroffen werden können. Dafür arbeite ich eng mit unseren Geschäftsführungsteams der einzelnen Bereiche zusammen.“

Gibt es neue Rindersorten oder Wein-Typen aus Argentinien?

„In Argentinien gibt es immer wieder Versuche mit verschiedenen Kreuzungen von Rinderrassen, z.B. Limousin. Wir setzen jedoch weiterhin auf Black und Red Angus sowie Hereford Rinder, die sich bei uns sehr wohl fühlen und die Grasfütterung zu schätzen wissen. Die Genetik unserer Rodeos ist ein Markenzeichen für unsere Qualität aus Argentinien und bereits über 100 Jahre alt.

Bezüglich unserer Weine haben wir neue Reben in Patagonien gepflanzt. Wir bewirtschaften hier einen der südlichsten Weinberge der Welt mit Rebsorten wie Malbec, Cabernet Franc oder Merlot. Für uns war es spannend, einen Malbec in Patagonien zu machen, da Argentinien in vielen Köpfen für Malbec aus Mendoza steht. Mir persönlich gefällt der patagonische Malbec sehr gut – durch das kühlere Klima ist er elegant mit einer feinen, wunderbar eingearbeiteten Säure. Die Idee meines Vaters, an diesem verrückten Ort am Ufer des Rio Negro einen grossen Wein zu produzieren, hat uns alle sehr fasziniert.“

Wie läuft es mit dem neuen Weingut auf Ibiza?

„Ein neues Weingut ist immer eine besondere Herausforderung, die Zeit braucht. Die Idee, auf der Sommerinsel Ibiza neben tollen Rotweinen auch einen Rosé und einen Weißwein zu produzieren, hat sich bewährt. Der Rosé war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Ich bin sehr stolz auf dieses Projekt, denn es ist das Ergebnis der visionären Idee meines Vaters und der Arbeit der neuen Generation. Ab dem nächsten Jahr wird es von allen Weinen größere Mengen geben.

Solche Weine zu erzeugen, ist nur möglich, weil wir auch auf Ibiza ein wunderbares Team haben. Wir legen in diesem Zusammenhang auch großen Wert auf den Wissensaustausch zwischen den Teams aus Spanien und Argentinien. Da wir Weine auf beiden Halbkugeln kreieren, können die Önologen beider Kontinente einander bei den jeweiligen Ernten unterstützen.“

Ihr steigt intensiv in die Gastronomie ein, welche Richtung verfolgen die beiden Restaurants Bostich und TorBar in Berlin?

„Ziel ist es, schöne Sehnsuchtsorte mit einzigartigem Ambiente zu schaffen, an denen sich Menschen aus Berlin und aller Welt wohlfühlen. Die Gastronomien in Berlin versuchen sich nicht an neuen Trends, sondern bieten Bewährtes in Perfektion mit einer guten Prise Humor und Kunst versetzt. Die Briten würden es vermutlich als „Quirkiness“ bezeichnen. Es sind Orte, an denen man die Leichtigkeit des Lebens genießen kann – mit hochwertigen Produkten und guten Gesprächen. Mein Vater sagte vor einigen Jahren: „Da fehlt allein noch der Blick aufs Meer". Stimmt, macht aber nix.“

Habt ihr auch ein Gourmet-Restaurant am Start, mit dem ihr auf Sterne-Jagd geht?

„Nein, grundsätzlich lieben wir die einfache Küche, bei der die Qualität der Produkte für sich spricht. Ein gutes Steak, ein lecker angemachtes Tatar, frische Austern. Aber in unserer Familie sollte man niemals „nie“ sagen. Es gibt bei uns so viele kreative Köpfe. Wer weiss, vielleicht machen wir irgendwann ein Gourmetrestaurant auf.“

Erzähle ein wenig über euer neues Schokoladen-Projekt

„Es ist schön zu sehen, wenn aus dem Zusammenspiel von Wissenschaft, Technologie, Innovation, Inspiration und Kreativität etwas völlig Neues entsteht. Das Projekt „Oro de Cacao“ ist so etwas – eine echte Innovation für ein völlig neues Schokoladenerlebnis. Durch das weltweit patentierte Kalt-Extraktionsverfahren bleiben die natürlichen Aromen aus der Kakaobohne zu 100% erhalten. So entsteht diese revolutionäre, einzigartige und vollaromatische Schokolade.“

Gibt es weitere Projekte in der Pipeline? Willst Du selbst ein Lifestyle-Produkt kreieren?

„Das angesprochene Naturreservat in Patagonien liegt mir sehr am Herzen. Darüber hinaus entwickeln wir immer wieder gemeinsam Ideen für neue Projekte. Manche nehmen ihren Lauf, andere verwerfen wir oder geben uns Zeit, sie auf uns wirken zu lassen. Im Moment haben wir in der Tat interessante neue Ideen, die jedoch noch ganz am Anfang stehen. Zu viel kann ich noch nicht verraten.

Zum Thema Lifestyle: In unserem Unternehmen enSoie entstehen unter der Leitung meiner Schwestern Anna und Sophie täglich neue tolle Produkte.

Kreativität steht bei uns in der Familie im Zentrum. Sie ist die Triebfeder unseres Family Offices und der Anfang einer jeden Geschäftsidee. Ich sehe meine Aufgabe als Geschäftsführerin unseres Unternehmens vor allem darin, einen Rahmen zu bieten, in dem wir diese Ideen austauschen, diskutieren und erfolgreich umsetzen können.“

Dieter Meier & Family Wines