Einfaches richtig gut machen Starköchin Léa Linster wird 60

Von Birgit Reichert

Sie hat schon für Lady Di, den spanischen König Felipe, Bundeskanzlerin Angela Merkel, den US-Rapper Snoop Dogg und Luxemburgs großherzogliche Familie gekocht. Auch Alfred Biolek und Schauspieler Michael Caine zählt die Sterneköchin Léa Linster in ihrem Restaurant im luxemburgischen Frisingen zu ihren Gästen.

Léa Linster führt seit fast 30 Jahren ein Sterne-Restaurant in Luxemburg

"Das Besondere meiner Küche ist, dass ich nur das koche, was ich auch selbst liebe", sagt Linster, die seit fast 30 Jahren einen Michelin-Stern hält. Am 27. April feiert die Luxemburgerin, die bislang als weltweit einzige Frau die Kochtrophäe "Bocuse d'Or" gewonnen hat, ihren 60. Geburtstag.

Ob Lammrücken in Kartoffelkruste, Crème brûlée oder Madeleines: "Bei mir muss alles Weltklasse sein", sagt sie, legt ihre Schürze um und beginnt Teig inFormen zu füllen. Ihr Stil sei "léalinsterisch" - und der bedeute "Einfaches richtig gut machen". Das sei ihre luxemburgische Seite. "Ich habe lieber ein perfektes Butterbrot als mittelmäßigen Hummer."

Den Küchenduft hat Linster schon als Kind aufgesogen. Ihre Eltern hatten in Frisingen ein Café, das Restaurant, Kegelbahn, Gasthaus, Tanzlokal und Tankstelle in einem war. "Ich weiß, es klingt hart, aber als kleines Mädchen freute ich mich immer auf Beerdigungen", erzählt sie. Denn da sei immer das ganze Dorf ins Lokal ihrer Familie gekommen. "Es gab ein Festmahl und am Ende viel Schnaps und alle wurden lustig."

Ihren Eltern schaute sie die Kniffe in der Küche ab. "Ich konnte schon als Kind alles kochen." Sie sei das einzige von vier Kindern gewesen, das immer alles probiert habe. Auch heute wisse sie sofort, wenn etwas fehle. "Ich bin im Restaurant die Geschmacksbank."

Ihr erstes größeres Essen zauberte sie demnach als Teenager und mit 19 Jahren servierte sie ein Hochzeitsmenü für 45 Leute. Mit 25 Jahren übernahm sie nach dem Tod ihres Vaters das Café. "Mir war klar, ich wollte ein Sternelokal daraus machen." 1987 war es dann soweit.

Zwei Jahre später kochte sie sich dann in Lyon bei einem nach der französischen Kochlegende Paul Bocuse benannten Wettkampf an die Spitze. Über die Jahre gewann sie viele Auszeichnungen: "Aber der Bocuse d'Or ist meine wichtigste."

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Léa Linster führt seit fast 30 Jahren ein Sterne-Restaurant in Luxemburg

In ihrer Küche, in der sie immer ohne Rezept kocht, sei Qualität das A und O, sagt sie. "Das fängt bei der Butter an und hört nie auf." Inzwischen betreibt Linster auch ein Café in Luxemburg-Stadt, in dem sie auch ihre Madeleines, Quiches und andere Delikatessen verkauft.

"Ich finde es besonders, bei einer luxemburgischen Sterneköchin mal eben einen Kaffee zu trinken", sagt der 64 Jahre alte Gast Joachim Friess aus dem hessischen Geisenheim.

"Wenn man in Luxemburg ist, muss man einfach hier herkommen", meint die Luxemburgerin Mara Cruciani. Auch wenn die Köchin nicht immer persönlich an der Theke steht oder im Hintergrund Madeleines bäckt. In Frisingen sei Linsters Restaurant "das Aushängeschild des Dorfes", sagt eine gute Freundin der Köchin.

In vielen TV-Sendungen ("The Taste", "Die Küchenschlacht", "ZDF-Fernsehgarten") ist Linster bereits aufgetreten. Sie hat zig Kochbücher geschrieben und jüngst eine Autobiografie herausgebracht ("Mein Weg zu den Sternen").

"Ich habe noch so viele Ideen", sagt sie. Gerne würde sie sich auch in anderen Ländern geschäftlich niederlassen. "Mit einem Hotel oder Restaurant, in Berlin, Düsseldorf oder New York. Ich bin da offen", sagt sie. Konkrete Pläne gebe es aber noch nicht.

Vor ein paar Jahren ist Linster zudem unter die Winzer gegangen. Ein rund ein Hektar großer Weinberg, der an ihr Wohnhaus im luxemburgischen Remich grenzt, wirft im Jahr etwa 1500 Flaschen Elblingwein ab. Und mit dem deutschen Winzer Maximilian von Kunow aus Konz-Oberemmel (Weingut von Hövel, Mosel) macht sie einen gemeinsamen Crémant aus Rieslingtrauben von beiden Seiten der Mosel ("Crossmosel"). Er solle demnächst auch in New York verkauft werden, sagt Linster.

Was denn bei großem Hunger ihr Lieblingsessen sei? "Ich liebe Kartoffeln", verrät sie. Und zwar am liebsten "mit einem Klecks dicker Sahne" und wenn möglich ein bisschen Kaviar darauf. Anstelle des Kaviars sei auch gute Butter mit ein bisschen Salz und Schnittlauch möglich. In ihren runden Geburtstag werde sie mit vielen Weggefährten in Frisingen reinfeiern. "Das wird eine super Fête." dpa