Eiswein! Eiswein?

Bei der diesjährigen Eisweinernte in Rheinland-Pfalz ist möglicherweise getrickst worden. Wie der Südwestrundfunk (SWR) am Donnerstag berichtete, kündigte das Weinbauministerium in einem entsprechenden Schreiben umfangreiche Kontrollen in den Betrieben an. Während in Trittenheim an der Mosel am Donnerstag bei minus elf Grad noch Eiswein des Jahrgangs 2011 gelesen wurde, war es in den Wochen zuvor dafür eventuell gar nicht kalt genug.

Normalerweise werden die gefrorenen Trauben schon im Dezember oder Januar geerntet. Dieser Winter war dazu jedoch lange Zeit viel zu mild, so dass zunächst befürchtet wurde, es werde gar keinen Eiswein geben. Vor zwei Wochen konnten einige Winzer die begehrte Rarität dann doch noch ernten. Obwohl die Bedingungen für Eiswein wegen der milden Wintertemperaturen schlecht waren, hätten 150 Betriebe rund 408 000 Liter Eiswein gelesen, teilte Walter Reineck, Referent im Weinbauministerium, mit.

Laut Weingesetz müssen Trauben für Eiswein bei der Lese und anschließend in der Kelter komplett durchgefroren sein. In der Regel werden die Eisweintrauben daher erst bei einer Temperatur von mindestens minus sieben Grad gelesen. Nun gebe es anhand der Wetterdaten Zweifel, ob es zu diesem Zeitpunkt dazu überall in Rheinland-Pfalz kalt genug gewesen sei, sagte Reineck.

Nach Ansicht der Weinkontrolle stehe der gute Ruf des Eisweins auf dem Spiel, berichtete der SWR. Darum solle nun jeder Einzelfall überprüft werden, sagte Reineck. Erst danach entscheide sich, ob das Produkt als Eiswein auf den Markt darf. Es werde auch geprüft, ob eine Ordnungswidrigkeit vorliegt. «Wir wollen die Betriebe schützen, die sich gegen eine Lese entschieden haben», betonte der Experte.

Die Trittenheimer Eisweinlese Anfang Februar nannte ein Sprecher des Deutschen Weininstituts in Mainz «historisch spät». Eiswein wird aus überreifen Trauben hergestellt, die gefroren gelesen und gepresst werden. Er ist besonders süß, weil ein Großteil des Wassers in den Früchten zurückbleibt und der Zuckergehalt sehr hoch ist. dpa

Winzer im Rheingau lesen letzten Eiswein

Letzte Chance auf Eiswein: Winzer im Rheingau sind am Donnerstag zu einer ungewöhnlich späten Lese gefrorener Weintrauben aufgebrochen. «Diese kalte Ostluft hat uns die paar Grad Minus mehr gebracht, die wir gebraucht haben», sagte Rowald Hepp vom Schloss Vollrads in Oestrich-Winkel. Mit rund zwei Dutzend Helfern erntete auch das Weingut Robert Weil am Kiedricher Gräfenberg die letzten Trauben des Jahrgangs 2011. Die Winzergenossenschaft an der Bergstraße wollte am Freitag Eiswein lesen - bei noch kälteren Temperaturen. Ein erster Versuch Mitte Januar war gescheitert.

Eiswein wird aus überreifen Trauben hergestellt, die bei minus sieben Grad oder kälter gelesen und gepresst werden. Normalerweise werden die gefrorenen Trauben im Dezember oder Januar geerntet. «Eine Eisweinlese Anfang Februar ist definitiv ein sehr später Zeitpunkt», sagte ein Sprecher des Deutschen Weininstituts in Mainz, Frank Schulz. «Historisch spät.» Für die Winzergenossenschaft Bergstraße ist die geplante Lese am Freitag der späteste Termin seit rund 30 Jahren. «Wir sind guter Dinge, dass das gut geht», sagte Geschäftsführer Otto Guthier. «Wir hoffen schon auf 150 Liter.»

Bei eiskaltem Wind standen die Mitarbeiter von Schloss Vollrads im Weinberg. Gutsleiter Hepp erwartete rund 250 bis 300 Liter Ertrag bei einem Mostgehalt von etwa 150 Grad Oechsle. «Der mengenmäßige Ertrag ist eher niedrig, weil wir in der langen Zeit, die wir gewartet haben, viele Trauben verloren haben», berichtete er. Das Kiedricher Weingut Robert Weil hoffte auf gut 100 Liter. Einer der Kellermeister erwartete ein Mostgewicht von etwa 204 Grad Oechsle. «Das ist ein richtig schöner, sauberer Most», sagte er. dpa

Besonders späte Eiswein-Lese an der Mosel

Historisch späte Eisweinlese: Im Weinort Trittenheim an der Mosel sind am Donnerstag bei minus elf Grad noch tiefgefrorene Trauben des Jahrgangs 2011 geerntet worden. «Das lange Warten hat sich gelohnt», sagte Winzer Gerhard Eifel vom Weingut Clüsserath-Eifel der dpa. Die in Folien eingepackten Trauben an den rund 600 Riesling-Rebstöcken der Lage «Trittenheimer Apotheke» seien noch in einem guten Zustand gewesen. «Das ist die Krönung eines Spitzenjahrgangs», sagte Eifel. Er rechnete damit, dass er zwischen 50 und 100 Liter des süßen und edelen Weins abfüllen wird.

«Eine Eisweinlese Anfang Februar ist definitiv ein sehr später Zeitpunkt», sagte ein Sprecher des Deutschen Weininstituts in Mainz, Frank Schulz. «Historisch spät.» Im Anbaugebiet Saale-Unstrut sei am 31. Januar noch Eiswein gelesen worden. Normalerweise werden die gefrorenen Trauben im Dezember oder Januar geerntet. Wegen des zunächst milden Winters war zuvor befürchtet worden, es werde keinen Eiswein geben. Einige Winzer in Rheinland-Pfalz hatten bereits Mitte Januar die begehrte Rarität abgefüllt.

Für Winzer Eifel ist es die bislang späteste Eisweinlese seines 200-jährigen Weingutes. Der Oechsle-Grad bei den am Donnerstag gepressten Trauben lag bei 195. Für den Eiswein gebe es bereits Kunden in Europa und in China, sagte Eifel, der auf seinem Gut vier Hektar Riesling-Weinberge in Steillagen bewirtschaftet. Die Eiswein-Rebstöcke hatte Eifel im Oktober am Einzelpfahl mit Folien verpackt, um sie vor schlechtem Wetter zu schützen. dpa

Frostige Nächte in Baden

Der Kälterekord macht es möglich: Badens Winzer haben in der Nacht auf Freitag Eiswein geerntet - bei frostigen minus 14,5 Grad. Mitarbeiter der Winzergenossenschaft Waldulm in Kappelrodeck (Ortenaukreis) holten die gefrorenen Trauben von den Weinstöcken. Der Zuckergehalt der Spätburgundertrauben betrug mehr als 200 Grad Oechsle. Die Winzergenossenschaft Waldulm ist damit in dieser Saison nach eigenen Angaben einer der wenigen Eiswein-Anbieter.

In Baden und Württemberg gebe es in diesem Jahr so gut wie keinen Eiswein, bestätigten die beiden Weinbauverbände am Freitag. Weil es im Dezember und im Januar vergleichsweise warm war, wollten die meisten Winzer nicht warten. Sie holten die Trauben vom Stock, bevor sie zu Eiswein hätten werden können. Eiswein wird wegen seiner extremen Süße besonders als Dessertwein geschätzt. dpa