Eiswein fällt durch Prüfung

War es zwischen dem 16. und 18. Januar frostig genug für die Eisweinlese in Rheinland-Pfalz? Die Weinkontrolleure des Landes sagen: Nein. Und selbst wenn an diesem und einem weiteren Lesetermin im Februar das Thermometer tatsächlich weniger als minus sieben Grad anzeigte, so seien die meisten Trauben zu faul gewesen.

Deshalb fällt fast der gesamte Eisweinjahrgang 2011 durch die Kontrolle. Knapp 200 Betriebe hatten insgesamt rund 468 000 Liter der Spezialität angemeldet. Nur fünf Prozent der Weine wurden von den Weinprüfern durchgewunken.

Haben Winzer im großen Stil getrickst oder gar betrogen? Soweit wollte Weinbauministerin Ulrike Höfken (Grüne) am Dienstag in Mainz nicht gehen. Die detaillierte Auswertung der Kontrollen laufe schließlich noch. Sollte sich jedoch ergeben, dass ein Weingut mit Vorsatz ein minderwertiges Produkt als Eiswein durchmogeln wollte, dann drohten womöglich Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.

90 Prozent der angemeldeten Eisweine stammen laut Ministerium aus Rheinhessen, allerdings bestanden nur Weine aus kleineren Partien der Anbaugebiete Mosel, Pfalz und Nahe die Prüfung. Höfken will nun das Verfahren bei der Kontrolle ändern. Winzer sollen demnach künftig im Herbst ihre Flächen melden, von denen sie die edelsüße Rarität ernten wollen.

«Eiswein ist ein Renommierprodukt», sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Einige Weingüter versuchten, jedes Jahr einen eigenen Eiswein zu machen. In manchen Fällen gebe es auch Liefervereinbarungen mit Kunden.

Eiswein ist zwar auf dem Weinmarkt ein eher kleines Segment - läuft nach den Worten von Büscher aber gut im Export, etwa nach Asien und US-Amerika. «Deutschland ist neben Kanada eine der wenigen Weinbaunationen, wo überhaupt Eiswein produziert werden kann», betont der Experte. Noch. Denn mit dem Klimawandel sind die Bedingungen schwieriger geworden.

Laut Weingesetz müssen Trauben für Eiswein bei der Lese und anschließend in der Kelter komplett durchgefroren sein. In der Regel werden sie daher erst bei einer Temperatur von mindestens minus sieben Grad gelesen. Dieser deutlich niedrigere Gefrierpunkt als etwa bei Wasser rührt daher, dass die Flüssigkeit in den Trauben hochkonzentriert ist. Diese Süße und das Aroma machen den Eiswein zur Spezialität. «Je kälter, umso höher der gewünschte Konzentrationsprozess», erklärt Büscher.

Normalerweise werden die gefrorenen Trauben schon im Dezember oder Januar geerntet. Der Winter 2011/2012 war jedoch lange Zeit zu mild. Es sah danach aus, als würde die Eisweinernte komplett ins Wasser fallen. Im Januar und Februar holten einige Winzer dann doch noch Trauben in den Keller - und nahmen es eventuell mit der Temperatur und dem Übermaß an faulen Beeren nicht so genau. Dass so viele Weine durch die Kontrolle fielen, das habe es noch nie gegeben, sagt Walter Reineck, Referent im Weinbauministerium.

Sie wolle nicht nur Weinkäufer schützen, sondern auch Winzer im Wettbewerb, die bei schlechten Bedingungen auf ihren Eiswein verzichten, sagt Ministerin Höfken. «Den Ruf der rheinland-pfälzischen Qualitätsweine dürfen wir nicht aufs Spiel setzen.» In den vergangenen Jahren waren je nach Witterung zwischen 80 000 Liter (2006) und 2,4 Millionen Liter (2004) Eiswein in den sechs Anbaugebieten geerntet worden. dpa

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