Von Sebastian Kunigkeit
Seit dem 8. Jahrhundert wird in Franken Wein angebaut. Und lange vor seiner Konkurrenz von Rhein und Mosel sei er eine Marke gewesen, sagt der Präsident der Gesellschaft für Geschichte des Weines, Hans Reinhard Seeliger, im Interview. Der Verein beschäftigt sich an diesem Wochenende bei seiner Herbsttagung in Bad Kissingen mit dem Weinbau in Franken.
Was sagt der Blick ins Geschichtsbuch über den Frankenwein?
Franken hat ganz früh einen großen Ruf gehabt. Wenn Sie sich die Konsumgeschichte des Weins anschauen, waren Würzburger Weine längst berühmt, bevor Rheinweine und Moselweine modern wurden. Ende des 17. und im 18. Jahrhundert waren vor allem Frankenweine begehrt. Das können Sie schon daran ablesen, dass die Franken sich aus dieser Zeit eine ganz eigene Flasche bewahrt haben, den Bocksbeutel. Ganz früh haben die sich quasi ein Marketing-mäßiges Alleinstellungsmerkmal geschaffen.
Haben Sie ein Beispiel für diese frühe Beliebtheit?
In den vielen Dingen, die von Goethe überliefert sind, haben sich 23 Weinbestellungen erhalten. Davon bestellt er 17 Mal Wein aus Franken. Goethe hatte ein eindeutiges Faible für Frankenwein - daran sieht man, was für einen guten Ruf er immer hatte. Es gab sicher in der jüngeren Geschichte mal so einen Durchhänger, aber das hat man nach dem Zweiten Weltkrieg dann doch sehr eifrig aufgearbeitet. Also heute ist da wieder sehr viel Glanz, und man verdient auch gut mit Frankenwein - das sind im Schnitt die teuersten Weine in Deutschland.
Sie widmen sich auf Ihrer Tagung dem Weinbau im fränkischen Kloster Ebrach. Warum waren Mönche so wichtig für den Weinbau?
Die Klöster haben ja sehr viel Grundbesitz gehabt. Und solche Institutionen bewahren das über Hunderte von Jahren. Klöster stehen für Kontinuität und dafür, dass sie solche Dinge langfristig planen und auch wesentlich besser können als Private. Außerdem steckt dort auch immer ein intellektuelles Potenzial dahinter.
Warum befasst man sich überhaupt mit der Geschichte des Weins?
Weil das ein Teil der Kulturgeschichte ist. Im jüdisch-christlichen Westen ist Wein immer etwas Sakrales gewesen, und er ist auf der anderen Seite auch ein schwierig zu produzierendes Genussmittel. Das hat seine Geschichte: Herstellungsmethoden, Anbaumethoden - Wein schmeckt heute ganz anders als vor 300 Jahren. dpa