Frostversicherung im Weinbau Interesse der Winzer steigt

Winzer können ihre Weinberge seit wenigen Jahren frostversichern. Doch die Bereitschaft sei normalerweise gering, sagt Heinzbert Hurtmanns, Weinbau-Experte bei der Vereinigten Hagelversicherung. Unter den größeren Betrieben hätten sich etwa 70 bis 80 Prozent gegen Hagel abgesichert, aber nur «ein Bruchteil» gegen Frost. «Hagel kann existenzgefährdend sein, da er in Nullkommanichts die ganze Lese zerstört. Davor hat der Winzer Angst. Bei Frost sagen sie: Das passiert nur in den Frostlagen, das Risiko nehme ich in Kauf», meint er.

Doch in diesem Jahr ist es anders: Die Kälte im April kam so früh in der Nacht und so massiv, dass nicht nur die Tallagen, sondern auch die Rebstöcke auf den Höhen etwas abbekamen. Winzer Rainer Porscha aus dem rheinhessischen Badenheim sagt, er habe seine 38 Hektar auf acht Gemeinden verteilt. «Trotzdem haben wir in diesem Jahr überall Ausfälle, mal mehr, mal weniger. In einem Wingert sind es 95 Prozent, woanders 55 bis 60 Prozent.» Er rechnet mit einem Schaden von 150 000 Euro. «Das kann ohne Versicherung an die Existenz gehen.»

Nach den Schock-Nächten im April sei die Nachfrage nach Spätfrostversicherungen unter Winzern «gigantisch», sagt Versicherer Hurtmanns. Nun bleibe anzuwarten, ob im Herbst, wenn die Abschlüsse gemacht würden, tatsächlich alle Interessenten unterschrieben.

Auch Peter Buchhierl, Vorstandsvorsitzender der Münchener und Magdeburger Agrarversicherung, sieht ein gesteigertes Interesse. Ursächlich sei auch der Klimawandel: Da es im Jahr früher warm sei, trieben die Pflanzen eher aus und würden dann von den eigentlich normalen April- und Maifrösten viel stärker getroffen.

«Kalkulatorisch rechnet sich die Frostversicherung für uns nicht», sagt Buchhierl. Um den Risikoausgleich überhaupt hinzubekommen, könnten Versicherungen gegen Frost nur als Kombi-Produkt zusammen mit Hagel abgeschlossen werden. Buchhierl fordert, die Prämien zur Ernteversicherung staatlich zu subventionieren, wie es in vielen anderen EU-Ländern üblich ist. «Deutschland hat da eine isolierte Position inne», kritisiert er.

Winzer Walter Wolf aus Bad Dürkheim-Ungstein hat seit diesem Jahr eine kombinierte Hagel-Frost-Versicherung für seine 34 Hektar Wein. Er habe beide Schadensfälle in einer Lage gehabt, erklärte er. «Die Versicherung sagte, so etwas gab es noch nie! Die wussten gar nicht, wie sie das schätzen sollen.» Er habe die Entscheidung auf jeden Fall nicht bereut. «Das lässt einen schon etwas ruhiger atmen.»

Eine Unterstützung der Agrarbetriebe wünscht sich auch Inge Sommergut von der Versicherungskammer Bayern. Die fehlenden staatlichen Gelder führten «zu einem deutlichen Wettbewerbsnachteil der im internationalen Wettbewerb stehenden deutschen Winzer». Hurtmanns von der Vereinigten Hagel glaubt, dass mit Förderung aus der öffentlichen Hand sogar eine Frostversicherung für die Obstbauern möglich wäre. Andernfalls werde seine Versicherung das nicht anbieten. «Da sind wir stur.»

Nach Auswertungen des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft betragen die Schäden durch Frost an landwirtschaftlichen Kulturen rund 42 Millionen Euro pro Jahr. Die Versicherer beobachten eine Zunahme von Wetterextremen. 2015 litten viele Landwirte unter einer extremen Trockenheit, 2016 unter langanhaltenden Niederschlägen, dann 2017 unter Frost. Norbert Schäfer von der Bundesfachgruppe Obstbau sagt, einige Bauern hätten nun genug. «Gerade in der Rheinschiene gibt es Betriebe, die sagen nach den vielen Leidensjahren: Wir machen das nur noch im Nebenerwerb oder steigen peu à peu aus.» dpa

Unwetter in Rheinland-Pfalz: leichte Schäden an den Weintrauben

Hagel und Gewitter haben in den Weinbaugebieten Mosel und Ahr großflächig zu geringen Schäden an den Weintrauben geführt. Ob und wo größere Schäden durch die Unwetter am frühen Dienstagmorgen aufgetreten sind, werde sich in den nächsten Tagen zeigen, sagte ein Pflanzenschutzberater des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) für die Region Mosel am Dienstag. Schon kleine Hagelkörner seien gefährlich. Sollte das Wetter in den nächsten Wochen feucht bleiben, bestehe zudem die Gefahr, dass beschädigte Trauben von Pilzen befallen werden.

Schäden habe man 2017 schon genug gehabt, sagte der Pflanzenschutzexperte. «Schäden sind dieses Jahr schon satt und genug durch den Frost.» Im April hatten rheinland-pfälzische Winzer mit frostreichen Nächten gekämpft.

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