Die Stellungnahme von Paul Graf von Schönborn zum Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft Wiesbaden auf den GOURMETWELTEN im Wortlaut:
"Nach den unerfreulichen Ereignissen der letzten Jahre um meine Weingüter im Rheingau (Domänenweingut Schloss Schönborn in Hattenheim) und Franken (Weingut Graf von Schönborn, Schloss Hallburg) gebe ich, Paul Graf von Schönborn, hiermit bekannt, dass das gegen mich geführte Ermittlungsverfahren gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt wurde.
Die Geldauflage i.H.v. Euro 35.000 habe ich akzeptiert, damit das Ermittlungsverfahren umgehend beendet werden kann. Beide Weingüter sollen unbelastet von der Vergangenheit am Markt teilnehmen und sich entsprechend neu positionieren können. Ich habe als Arbeitgeber und Betriebsinhaber Mitverantwortung übernommen, weil ich meine Mitarbeiter besser hätte kontrollieren müssen. Dies, obwohl die Taten in den Verantwortungsbereichen angestellter und entsprechend bezahlter Fach- und Führungskräfte geschahen.
Welche Motive Herrn Peter Barth (ehemals Betriebsleiter Domänenweingut Schloss Schönborn) auch bewogen haben, so zu handeln, wie er gehandelt hat, kann ich nicht nachvollziehen und hinterlassen weiterhin ein großes Fragezeichen. Ich bedauere die Vorgänge zutiefst und ich habe bereits bei Bekanntwerden der Vorwürfe entsprechende Konsequenzen für das Domänenweingut Schloss Schönborn in Hattenheim gezogen.
In den letzten beiden Jahren seit Bekanntwerden der Vorwürfe wurde das Rheingauer Weingut durch den Berater Herrn Steffen Röll unter meiner Aufsicht geführt. Er hatte die Aufgabe, den Außenbetrieb und den Keller zu reorganisieren und erste Investitionen zu tätigen.
Mit einem neuen Führungsteam, das mit Florian Franke als Kellermeister und Christian Valk (Foto) als Gesamtleitung des Weingutes seit Dezember 2014 vollständig ist, und meiner regelmäßigen Anwesenheit in Hattenheim steuern wir das Weingut in eine neue kreative Phase, die den Fortbestand unserer seit 1349 gelebten Tradition im Rheingau gewährleisten soll.
Damit das Domänenweingut Schloss Schönborn wieder die Bedeutung erhält, die es verdient, war insbesondere der Abschluss der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen mich erforderlich. Diese Voraussetzung ist nunmehr gegeben.
Mit dem neuen Team haben wir bereits größere Investitionen in den Um- und Ausbau des Weingutes in Hattenheim beschlossen. Das Weingut erhält eine neue Vinothek, in der man über dem Rhein sitzend in historischer Architektur und einmalig gemütlicher Atmosphäre unsere Weine probieren kann.
Den Neustart des Weingutes haben wir auf den 14. und 15. Mai 2015 datiert. An diesen Tagen öffnen wir für alle Kunden, Interessierten und Freunde des Hauses unsere Türen und laden alle herzlich ein, sich einen Eindruck vom neuen Domänenweingut Schloss Schönborn machen zu können.
Der nächste Schritt wird die Wiedererlangung der Mitgliedschaft beider Weingüter in den jeweiligen VDP Landesverbänden sein, zu deren Gründungsmitgliedern wir zählen."
Paul Graf von Schönborn-Wiesentheid
(Auf der ProWein in Halle 13 / C 47)
Hintergrund: Weinpanscherei bei Schloss Schönborn
Im Fall der mutmaßlichen Weinpanscherei im renommierten Rheingauer Weingut Schloss Schönborn hat die Staatsanwaltschaft Wiesbaden das Verfahren gegen den Inhaber eingestellt. Paul Graf von Schönborn sei zuvor einer Geldauflage nachgekommen, bestätigte am Mittwoch der Sprecher der Anklagebehörde, Andreas Winkelmann. Gegen Schönborns früheren Betriebsleiter im Rheingauort Hattenheim werde jedoch weiter ermittelt.
Das Verfahren gegen den Betriebsleiter von Schloss Schönborn war im Oktober 2012 ins Rollen gekommen. Ihm werden Verstöße gegen das Weingesetz und Betrug vorgeworfen. Im Mai vergangenen Jahres hatte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen auf den bei Würzburg lebenden Domänen-Inhaber ausgeweitet. Schönborn besitzt Weingüter in Franken, im Rheingau und in Portugal.
Graf von Schönborn teilte am Mittwoch mit, dass er der Zahlung von 35 000 Euro zugestimmt habe, um die traditionsreichen Weingüter wieder zurück in den Markt zu bringen. Er übernehme die Mitverantwortung für die Affäre, weil er von Franken aus sein Rheingauer Weingut nicht sorgfältig genug kontrolliert habe.
Der neue Leiter der Hattenheimer Domäne, Christian Valk, kündigte an, man wolle schnellst möglich wieder Mitglied im Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) werden. Wegen der Ermittlungen ruhe derzeit die Mitgliedschaft, sagte er. Schönborn gehört zu den Gründungsmitgliedern des VDP. Die Ermittlungen hätten Schloss Schonbörn «immens» geschadet, räumte Valk ein.
Wann die Staatsanwaltschaft ihre seit zweieinhalb Jahren dauernden Ermittlungen gegen den früheren Betriebsleiter abschließt, ist noch unklar. Dies könne «in nächster Zeit» sein, sagte Winkelmann. dpa