Günstiges Weinbau-Bewässerungssystem aus Israel Wasser marsch im Weinberg

Von Bastian Benrath

Die mit Rebstöcken bepflanzten Hänge des Thüngersheimer Scharlachbergs im Landkreis Würzburg sind bis zu 45 Grad steil. Unter glühender Sonne inspiziert Daniel Heßdörfer die Schläuche der neuen Bewässerungsanlage. Er zeigt auf einen schwarzen Schlauch mit schmalen, pinken Streifen. Alle 50 Zentimeter ist ein kleines Loch im Schlauch. Genau 1,6 Liter Wasser kommen aus jedem dieser Löcher pro Stunde. Tropfenweise wird die Erde an den Wurzeln der Rebstöcke befeuchtet.

Unterfranken ist die trockenste Region Bayerns. Wasser ist hier kostbar - im Weinbau genauso wie in der übrigen Landwirtschaft. Während in Südbayern im Durchschnitt 1000 bis 1200 Millimeter Regen im Jahr fallen, sind es in Unterfranken gerade einmal 550. Wenn kein Regen aufzufangen ist, muss das Wasser anderswo herkommen.

Bei der von der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) entwickelten Pilotanlage in Thüngersheim kommt das Wasser aus einem Brunnen. Einzigartig in Deutschland macht das Projekt jedoch etwas anderes: Sie speichert das Wasser kostengünstig im wasserreichen Winter, im wasserarmen Sommer werden die Reben gewässert. Die Anlage kostet rund 8000 Euro pro Hektar Reben - bestehende Techniken schlagen mit bis zu 100.000 Euro pro Hektar zu Buche.

Heßdörfer ist als Sachgebietsleiter für Weinbau und Qualitätsmanagement bei der LWG zuständig für das Projekt. Das Herzstück steht 100 Höhenmeter über dem Brunnen. Auf einem kleinen Plateau über den Weinhängen haben die Techniker der LWG einen kreisrunden Wellblechtank errichtet. 250 Kubikmeter Wasser fasst er, das reicht für acht Hektar Reben. Damit das Wasser nicht verdunstet, ist eine schwarze Plastikfolie über den Tank gespannt. Heißt es im Sommer "Wasser marsch", fließt das Nass getrieben von der Schwerkraft in Leitungen den Berg hinab und wässert die Reben.

Für Planung und Bau haben sich die LWG-Ingenieure Hilfe aus einer Wüstenregion geholt: "Das Know-how ist in Israel", erklärt Heßdörfer. Schon seit Jahrzehnten beschäftigten sich Fachleute dort mit dem sparsamen Wassereinsatz.

Dass Unterfranken auf israelische Methoden zurückgreift, liegt auch am Klimawandel. Die Rieslingtrauben zum Beispiel seien früher in Franken nie ganz reif geworden, sagt Heßdörfer. Inzwischen reiften sie jedes Jahr ganz aus - und bekämen im Sommer teils massiven "Trockenstress", wie es im Fachjargon heißt. Kann ein Winzer dann kein Wasser etwa aus dem Main nehmen, weil der Pegel zu niedrig ist, drohen Ernteausfälle. dpa