Jubiläum bei Procigar-Festival Zigarrenrauch in karibischen Nächten

75.000 Hotelbetten stehen zur Verfügung und mit zuletzt sechs Milliarden Euro ist er wichtigster Wirtschaftsfaktor des Landes. Gefolgt vom Tabak. Reisen und rauchen kann man also als lebendige Entwicklungshilfe für das Land bezeichnen. Die diversen Tabakfirmen lassen sich übrigens auch alle außerhalb des Festivals besichtigen. Darüber hinaus sollte man bei einem Besuch des Landes mehr einplanen als Strand und Meer. Es gibt grandiose Naturparks, Karneval und Fiestas, ein Besuch bei Brugal in Puerto Plato ist etwas für Rumfreunde, es gibt Musikfestivals und vieles mehr.

Jubiläum bei Procigar-Festival | Zigarrenrauch in karibischen Nächten, Foto © Honza Klein

Allein 45 Flüge gibt es wöchentlich aus Deutschland. Es ist also ganz einfach in die Karibik zu kommen. Sonne, Zigarren, gute Stimmung - so könnte ein Webespruch für die Dominikanische Republik sein. Fast sechs Millionen Touristen kamen 2016 in die Dominikanische Republik. Vor allem an die Strände bei Punta Cana und Puerto Plata. Aber auch die Halbinsel Samaná zieht viele mit (fast) unberührten Stränden an. Sonne, Meer und Erholung sind wohl der Hauptgrund für die meisten.

Gut 300 Gäste haben jedoch ganz anderes im Sinn. Blauen Dunst und braunes Gold. Nun schon zum zehnten Mal versammelten sie sich zum Procigar-Festival. Die Vereinigung wurde einst gegründet, um das Potential der Zigarrenproduzenten zu bündeln. Mit sechs Firmen startet dann 2007 das erste Festival. Inzwischen sind es ein Dutzend Produzenten und das Festival hat sich zum Besten der Branche weltweit gemausert. Kein Wunder also, dass auch der Durchgang 2017 wieder ein gut besuchter Höhepunkt wurde.

Jubiläum bei Procigar-Festival | Zigarrenrauch in karibischen Nächten, Foto © Honza Klein

Start wie immer in der Region um Punta Cana. Ist doch nur einige Kilometer entfernt Tabacalera de Garcia beheimatet. Mit mehr als 5000 Mitarbeitern weltgrößte Zigarrenfabrik. Marken wie Montecristo, H.Upmann, Romeo y Juileta, Vega Fina und Santa Damiana, um nur einige zu nennen, kommen aus dem Haus. 30 Millionen handgerollte Zigarren pro Jahr. Täglich sind das 120.000 Zigarren. Jede Rollerin - es sind hauptsächlich Frauen - fertigt um die 300 Zigarren pro Tag Tendenz steigend.

Jubiläum bei Procigar-Festival | Zigarrenrauch in karibischen Nächten, Foto © Honza Klein

Insgesamt liefert die Dominikanische Republik 220 Millionen Zigarren pro Jahr und ist damit weltgrößter Produzent. Vor Nikaragua mit gut 130 Millionen und Kuba wo um die 80 Millionen Stück gefertigt werden. Apropos Frauen. Zigarren sind in der Tat nur zu sehr geringem Anteil Männerarbeit. Und vor allem beim Sortieren der Tabakblätter fehlen Männer ganz. Dabei muss die Qualität, Größe und Farbe der Blätter eingeteilt werden. "Das können Männer einfach nicht. Frauen sind da sensibler", hört man immer wieder.

Wie erwähnt war auch in diesem Jahr der Star wieder in Punta Cana. Doch leider nicht wie in der Vergangenheit in einem der schönsten Resorts der Karibik Casa de Campo. Immerhin ging es nach der Besichtigung der Tabacalera de Garcia noch zum Lunch an den wunderschönen Privatstrand des exklusiven Resorts. Dafür hatten die Procigar Verantwortlichen dieses Mal das Hard Rock Hotel als Partner gewonnen. Dort passt haargenau die Definition Massentourismus. 1700 Hotelzimmer, etliche Restaurants und Pools, fast überall Musikbeschallung, Shows am Abend und nicht zuletzt ein Casino.

Jubiläum bei Procigar-Festival | Zigarrenrauch in karibischen Nächten, Foto © Honza Klein

Nicht unbedingt der Ort für Genuss liebende Zigarrenfreunde. Eher Las Vegas am Strand. So eine Art Las Vegas war auch der erste Abend. Es ging ins Coco Bongo. Ein Club bzw. eine Show, die sich mit dem Wort Hexenkessel wohl gut beschreiben lässt. Drei Stunden Show, Musik, Artistik bei ohrenbetäubenden Lärm und entfesselten Gästen. Auch in Cancun und Playa del Carmen in Mexico kann man dies erleben. Doch zurück zum eigentlich. Zigarren.

Es ist auch für Wiederholunsgäste jedes Mal aufs Neue interessant eine Tour durch Tabacalera de Garcia zu machen . Tabake kommen aus der ganzen Welt. Nikaragua, Kamerun, USA, Mexiko, Peru und Ekuador und nicht zuletzt aus dem eigenen Land. Daraus kreieren Blender die verschieden Sorten. "Diese große Auswahl an Tabaken erlaubt es uns, von allem nur das Beste zu nehmen", so der Chef der Firma Javier Elmudesi. So ist sein Zigarren, die er fast immer dabei hat auch immer so eine Art Qualitätskontrolle. Doch auch mache Rollerin oder Roller hüllt die riesigen Hallen in wohligen Tabakduft. Drei bis vier Blätter werden unter den geübten Händler der Torcedores zu einer Zigarrenfüllung. Dazu kommt ein Umblatt und schließlich das Deckblatt.

Jubiläum bei Procigar-Festival | Zigarrenrauch in karibischen Nächten, Foto © Honza Klein

Gerade letzteres ist von enormer Bedeutung, macht es doch ca. 65 Prozent des Geschmacks aus. Dies kann man leicht einmal probieren, indem man es mal entfernt. Interessant auch zu sehen, dass selbst der Kistenbau, das Anbringen der Zigarrenringe, das Bedrucken der Kisten komplett Handarbeit ist. Doch bist die Zigarren ihren Weg zu den Aficionados der Welt antreten - hauptsächlich in den USA, Spanien und Deutschland - brauchen sie Ruhe. Viereinhalb Millionen Stück liegen immer sechs bis sieben Wochen im Lager der Manufaktur. Elmudesi zeigt dies nicht ohne Stolz.

Jubiläum bei Procigar-Festival | Zigarrenrauch in karibischen Nächten, Foto © Honza Klein

Wie immer nach diesen Tagen ganz im Südosten des Landes ging es dann fast sechs Stunden per Bus in den Nordwesten nach Santiago de Companeros. Die Stadt kann man mit Fug und Recht Zigarrenhauptstadt der Welt nennen. In und um Santiago sind etwa Davidoff, Aurora, Quesada, La Flor Dominicana und etliche andere beheimatet. In den Tälern der Region herrschen beste Bedingungen für das Gedeihen der Tabakpflanzen. Dies alles lässt sich beim Prociar-Festival besichtigen.

Jubiläum bei Procigar-Festival | Zigarrenrauch in karibischen Nächten, Foto © Honza Klein

Nun ja fast alles. Ist es doch mit der gestiegen Anzahl der Zigarrenfirmen auch die Zahl der Touren gestiegen. Täglich kann man zwischen mehreren Fabrik- oder Feldtouren wählen, dazu gibt es ein Pokertournier, sogar einen Merenguekursus und einen wunderbaren Beach-Day. Da hat man die Qual der Wahl. Zum Glück kann man sich bei den abendlichen Parties mit den anderen Teilnehmern über das Erlebte austauschen.

Jubiläum bei Procigar-Festival | Zigarrenrauch in karibischen Nächten, Foto © Honza Klein

Viele kommen seit Jahren, es sind etliche Freundschaften entstanden und ob der vielen Angebote lohnt auch ein Wiederkommen im nächsten Jahr oder eben später mal wieder. Es gibt immer wieder neues zu entdecken. Dies alles zu einem durchaus angemessenen Preis. So kann man als Gast aus Deutschland für die gesamte Festivalzeit inklusive Flug mit nicht ganz 2000 Euro rechnen. Indes hat allein das Begrüßungspacket einen Wert von etwa 250 Euro, alle Veranstaltungen und alle Getränke und Essen sind inklusive und die Zigarren, die man raucht und mit heim nimmt liegen bei einem ordentlichen Betrag.

Ein Kanadischer Teilnehmer postete nach diesem Festival stolz seine Ausbeute. Zirka 160 Zigarren. Bei einem Durchschnittspreis von sieben Euro macht dies 1120 Euro. Man kann also von einem guten Preis-Leistung-Verhältnis sprechen. Doch das ist schnöder Mammon. Die Stimmung beim Festival und die Erfahrungen sind unbezahlbar. Dazu zählte etwa auch der diesjährige Beach Day. Genau das Gegenteil des anfangs genannten Hard Rock Hotels. Klein, fein, exklusiv, mit grandiosem Pool direkt am kleinen menschenleeren Strand. Das Gansevoort Hotel Playa Imbert östlich von Puerto Plata. Viel schöner kann die Karibik nicht sein.

Jubiläum bei Procigar-Festival | Zigarrenrauch in karibischen Nächten, Foto © Honza Klein

Auch solche Momente bietet Procigar. Bis hin zum schon obligatorischen Abschlussband, an dem immer auch ein wenig Wehmut mitschwingt. "Wie ist die Woche schon wieder vorbei", ist das vorherrschende Gefühl. Und auch in diesem Jahr verlor - fast auch schon traditionell - Litto Gomez wieder Teile seiner Kleidung zugunsten der Charityauktion. Hut und Krawatte gingen ebenso wie etliche gespendete großartige Humidore zu Höchstpreisen weg. Für die Unterstützung einer Kinderhilfsorganisation und für die Restaurierung des Monuments in Santiago an dessen Fuß traditionell die White Party gefeiert wird. Für viele der Gäste war klar: Wir kommen wieder! www.procigar.org, www.godominicanrepublic.com

Jubiläum bei Procigar-Festival | Zigarrenrauch in karibischen Nächten, Foto © Honza Klein

Bin dann mal wieder unterwegs