Glänzt da wieder ein junges Talent aus der Reihe heraus? Ich glaube schon. Der Jungwinzer Johannes Balzhäuser hat 2014 das Weingut von seinem Vater übernommen und ist dabei, die Weine nach seinem Ermessen und Geschmack zu verändern. Bei der Vertretung seines Weinguts auf Messen und Wettbewerben sorgt er für Aufsehen.
Seit über 280 Jahren beschäftigt sich die Familie Balzhäuser mit Wein, Vieh- und Agrarwirtschaft. Die dokumentierte Geschichte reicht bis zum Geburtsjahr 1732 von Jost-Peter Balzhäuser. Er war es nämlich, der alles in Bewegung setze. Von Vater zu Sohn wurde wie üblich alles weitergegeben, bis es heute Johannes erreicht hat. Aber nicht Johannes, sondern sein Vater Herbert Balzhäuser war es, der einen Schlussstrich zog und sich nur noch auf den Wein konzentrierte. Er kehrte der Fassweinproduktion für die Kellereien den Rücken, in der Qualitätsaspekte eine untergeordnete Rolle spielten. Stattdessen setzte er auf hochwertige Flaschenweine mit verbesserten Keller- und Weinbergstechniken wie Gärkontrolle, neuen Tanks und Holzfässer, gründlichem Laubwandmanagement und Ertragsreduzierung.
Heute besitzt die Familie 10 Hektar Rebfläche aus der heraus sie jährlich 70.000 Flaschen produzieren. Das Weingut befindet sich in dem größten Weinanbaugebiet Deutschlands, also in Rheinhessen. Um genauer zu sein, in Alsheim. Dort wo Qualität und Quantität aufeinander treffen.
Jetzt kommt Johannes Balzhäuser ins Spiel, denn es ist seine Zeit. Er ist schließlich die 9. Generation. Der 32 jährige Winzer hatte logischerweise immer mit Wein zu tun. "Als Kind habe ich bei der Lese mitgeholfen und pro gefülltem Eimer 50 Pfennig bekommen" sagt er, "Natürlich war das mehr eine Beschäftigungsmaßnahme als Hilfe für meinen Vater". Doch mit zunehmendem Alter wurden die Aufgaben sicher immer verantwortungsvoller. Nachdem er sein Abitur absolvierte, sammelte er Erfahrung im Wormeldange, an der luxemburgischen Mosel und in Australien, in der Nähe von Melbourne.
Wann und wo hast Du mit Deinem Studium begonnen?
Im Jahre 2006 in der Hohenheimer-Uni in Stuttgart. Mein Bachelor in Pflanzenwissenschaften endete 2009. Direkt danach machte ich meinen Master in Agrartechnik von 2009 bis Ende 2011.
Wieso hast Du nicht Weinbau oder Önologie wie üblich studiert?
Die Uni in Stuttgart-Hohenheim ist eine Familientradition. Mein Opa mütterlicherseits hat dort studiert und später doziert. Meine Mutter ist sogar auf dem Campus geboren. Mein Vater hat sie bei seinem Studium dort kennengelernt. Ich habe mich auch für Agrarwissenschaften entschieden, weil das Themengebiet weiter gefasst ist. Für Technik/Maschinenbau habe ich mich schon von Anfang an interessiert. So konnte ich das ideal verbinden. Meine Abschlussarbeiten habe ich über Ertragsregulierung mit dem Vollernter und über Unkrautregulierung mittels Heißwasser geschrieben.
Seit 2012 ist Johannes wieder im Betrieb vollständig mit dabei und übernahm zwei Jahre später die Führung des Weinguts. Das erste, was er getan hat, als er wieder daheim war, war, seine Lieblings-rote-Rebsorte Shiraz/Syrah, die er zuvor in Australien näher kennenlernte, anzupflanzen. Bereits 2015 hat er die ersten Früchte gelesen und sie mit der französischen Rebsorte Cabernet Sauvignon verschnitten. Eine interessante Cuvée. Außerdem hat er im selbem Jahr den Titel "Bester Jungwinzer 2015" der Kategorie trockene Weißweine erhalten. Die Produktion des Weingutes werden unter zwei Label vermarktet. Der Linie des Vaters "Dr. Balzhäuser" ist für direkt Vermarktung und mit seinem "Johannes Balzhäuser 9. Generation" Label, will Johannes die Gastronomie und den Fachhandel direkt bedienen.
Warum die Idee mit der eigenen Wein-Linie?
Ich wollte mein eigenes Label haben, weil die Weine die ich produziere, sich von dem meines Vaters unterscheiden. Sie haben meine Handschrift. Mein Vater arbeitet gerne mit Erntemaschinen, Reinzuchthefen und mit weniger Holzfässern. Ich hingegen lese traditionell mit der Hand, verwende bis auf Riesling nur französische Rebsorten und nutze gerne Holzfässer. Eine andere Wahl als mein Bestes zu geben, habe ich nicht. Denn die neue Generation muss die alte immer übertreffen!
Was war das für ein Gefühl, als Du als Jungwinzer des Jahres für die trockenen Weißweine gewählt wurdest?
Das war, als ich gerade meine Linie startete. Die Auszeichnung war direkt eine Bestätigung, dass ich den richtigen Schritt gemacht habe und gab mir das nötige Selbstvertrauen.
Aktuelle Weine unter dem Label 9. Generation:
Gutsweine: Riesling, Chardonnay, Grau- und Weissburgunder
Ortswein: Alsheimer Grauburgunder
Lagenwein: Kälbchen Riesling
Rotwein: Shiraz & Cabernet
Demnächst kommt auch ein Alsheimer Chardonnay dazu.
Weingut Dr. Balzhäuser, Mittelgasse 25 in 67577 Alsheim, Tel.: +49 (0) 6249 / 945130, www.balzhaeuser.de
Autor Serhat Aktas ist IHK & WSET Sommelier