Klassiker aus Österreich Hedi Klingers Familienküche

Rund vierzigmal erwähnt Thomas Bernhards "Theatermacher" den kleinen Ort Gaspoltshofen im oberösterreichischen Hausruckviertel. Grund dafür: der dort ansässige Gasthof Klinger, Bernhards Stammlokal. Schenkt man dem Hauptdarsteller Bruscon Glauben, gehört die Frittatensuppe aus diesem "guten Dorf" zu den besten ihrer Art.

Nach der Uraufführung des Stückes bei den Salzburger Festspielen entwickelte sich tatsächlich so etwas wie ein "Frittatensuppen-Tourismus" zum Wirtshaus Klinger in Gaspoltshofen, der sich nach Bernhards Tod noch verstärkte.

Dort stand zu Bernhards Zeiten Hedi Klinger am Herd, Gastwirtin in vierter Generation. Ihre feine bodenständige Küche wurde vielfach mit Hauben und Sternen ausgezeichnet, ein Höhepunkt war die Ehrung für Verdienste um das "Kulinarische Erbe Österreichs". Heute wird der Gasthof von der nächsten Generation in diesem Geist liebevoll weitergeführt.

Willi Klinger hat den Rezeptschatz seiner Mutter gesammelt und kommentiert, von feinen Suppen über Hausmannskost-Schmankerl und große Braten bis zu Hedi Klingers Wildküche und der "Original Klingertorte". Was für ein einzigartiges Juwel der österreichischen Küche hier geborgen wurde, ahnt man spätestens, wenn man erfährt, wie die Belegschaft des Münchner Nobel-Restaurants Tantris zum Betriebsausflug kam, um sich von Hedi Klinger verwöhnen zu lassen. Das Beste daran: Die Rezepte sind ebenso gut wie gelingsicher, viele sind verblüffend einfach und alle gut nachzukochen.

Willi Klinger: Der Gastwirtssohn aus Oberösterreich studierte Französisch und Italienisch und entdeckte seine Leidenschaft für Weinbau beim renommierten Weinhändler A.V. Stangl in Salzburg. Später war er maßgeblich beim Aufbau der Weinhandelskette Wein&Co beteiligt, bevor er als Geschäftsführer der Freien Weingärtner Wachau Pionierarbeit für den Österreichischen Wein auch am internationalen Parkett leistete. Zuletzt war er als rechte Hand des italienischen Kultwinzers Angelo Gaja für mehr als 50 Exportmärkte verantwortlich. Seit 2007 ist er Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing.

Aus dem Vorwort von Hedi Klinger:

Als mein Sohn Willi dann vor drei Jahren mit dieser Idee daherkam, war ich eher skeptisch. "Es gibt schon so viele Kochbücher auf der Welt, da muss ich nicht auch noch eines machen!", dachte ich. Doch Willi ließ nicht locker und fing an, Rezept für Rezept mit mir durchzuarbeiten. Das war für mich manchmal sehr anstrengend, denn ich koche viel nach Gefühl und weiß außer beim Backen meistens keine exakten Mengen auswendig. Vieles mussten wir erst genau abwiegen. Mir geht das einigermaßen gegen den Strich, weil man beim Kochen manchmal einfach nicht sagen kann, wie viel man von einer Zutat braucht.

Jedes Fleischstück ist anders, auch Saucen reagieren nicht immer gleich. Kochen ist eben keine exakte Wissenschaft. Und doch ist es nicht schlecht, etwas genauer zu sein, öfter zu wiegen oder Temperaturangaben zu beachten. Viele Rezepte der österreichischen Familienküche schmecken in einem Privathaushalt besser als im Restaurant, weil man daheim meistens weiß, wann wie viele Personen bei Tisch sitzen.

Im Gasthaus mit einer Speisekarte und stark wechselndem Geschäftsgang wie bei uns am Land ist das fast immer ein Problem. Ganz besonders wichtig beim Kochen sind Erfahrung und Übung: Man muss Rezepte mehrfach ausprobieren und dann immer wieder zubereiten, bis man sie richtig beherrscht. Die Rezepte in diesem Buch sind genau so, wie ich sie koche.

Ich verstehe nicht, warum viele Köche aus ihren Rezepten ein Geheimnis machen. Die Gerichte werden ohnehin bei jedem, der sie nachkocht, ein wenig anders ausfallen, weil es im Endeffekt immer auf das Abschmecken ankommt. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Ausprobieren der Rezepte und dass es denen, die Sie bekochen, richtig gut schmeckt.

Herzlichst, Hedi Klinger

Willi Klinger, Hedi Klingers Familienküche. Klassiker aus Österreich

Mit Fotografien von Manfred Klimek und Weintipps von Thomas Klinger, Hardcover, 208 Seiten mit 120 Fotos, 29,90 Euro, Brandstätter