Kolja Kleebergs Piratensehnsucht

 

"Sicht auf das Meer, Piratensehnsucht, blauer Himmel, weiße Gischt und tagsüber immer wieder neue Städte und Landschaften." So beschreibt Kolja Kleeberg seine Gefühle auf einem Kreuzfahrtschiff. Schon zum zweiten Mal ist der Berliner Michelinstern-gekrönte Koch auf einem Schiff der italienischen Reederei MSC zu gast. Dieses Mal mit den Häfen Hamburg, Helgoland, Dover, Amsterdam. Kochshows sind im Fernsehen oder auf Messen wie etwa der Funkausstellung oder in Küchenabteilungen von Möbelhäusern allgegenwärtig. Seit einigen Jahren auch auf Kreuzfahrtschiffen und Ferienclubs. "Wir haben die Reise extra wegen Kleeberg gebucht", erzählt ein sächsisches Ehepaar gleich zu Beginn der Reise. "Mein Mann ist Hobbykoch. Er freut sich schon Kolja Kleeberg mal live erleben zu können."

Dieser versammelt in den fünf Tagen der Reise zwei Mal seine Jünger in einem der vielen Salons des riesigen Schiffes. 3.223 Passiere ist die maximale Gästezahl des fast 300 Meter langen Ozeanriesen namens Magnifica. Schiff kann man eigentlich nicht mehr sagen. Es ist eher eine gesamte schwimmende Stadt. Stadtwerk, Hotel, Freizeiteinrichtungen, Restaurants - alles ist da. Ein Kreuzfahrtschiff ist eine Welt für sich. "Genau das ist der Unterschied zu einem normalen Hotel", erzählt die Guest-Relations-Managerin. "Wenn Du irgendwo auf dem Meer bist muss alles genau so klappen wie in einem Hotel an Land. Nur dass man eben mal nicht so schnell etwas nachbestellen kann, wenn beispielsweise ein bestimmter Wein fehlt."



Dazu käme, dass wohl kaum ein Hotelmanager so viele Gäste zu betreuen hat. Von großen Themenhotels in Las Vegas oder sonst wo mal abgesehen. Trotzdem findet man sich in dieser Kleinstadt relativ schnell zurecht. Und trotz der mehr als 3000 Bewohner fragt man sich mitunter: Wo sind die alle? Etliche Cafés, Restaurants, Fitness, Spa, Theater, Kino, Disco, Shopping, Pools, Spielcasino saugen die Gäste auf. Und eben auf dieser Reise Kolja Kleeberg, den die meisten sicherlich aus dem TV kennen.



Jedoch ist sein Hauptwerk das eigene Restaurant Vau, welches zu den besten der Hauptstadt gehört. So hat er denn auch zwei seiner Köche mit an Bord gebracht. Gemeinsam zeigt er den Freunden der guten Küche, wie er Safranrisotto bereitet oder auch Venusmuscheln mit Schweinebauch. Davon kann man ansonsten kulinarisch auf dem Schiff nur träumen. Das Angebot reicht von den normalen im Reisepreis enthaltenen Restaurants, die ordentlich Arbeiten. Jedoch ist bei dieser Menge kaum Sterneniveau zu erwarten.

Wer es individueller mag hat jedoch die Möglichkeit in einem der frei verfügbaren Restaurants zu tafeln. Übrigens zu sehr moderaten Preisen. Bargeld ist auf einem Kreuzfahrtschiff übrigens völlig unnötig. Man zahlt alles mit seiner Bordkarte oder es ist eben bereits im Reisepreis enthalten. Normal ist die gesamte Verpflegung im Preis inbegriffen. Vom Frühstück, über das mittägliche ausgesprochene üppige Büffet bis zum Abendessen. Lediglich Getränke zum Essen oder Cocktails später in einer der Bars schlagen extra zu Buche.

Doch auch dafür gibt es Pakete, die erstens die Übersicht behalten lassen und zweitens günstiger sind. Und dann sind da noch die Ausflüge. Auf dieser Reise die drei Landgänge. Helgoland, Dover, Amsterdam. Hierbei lohnt es sich vorher zu schauen, wie die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten sind. Benötigt man den vom schiffseigenen Ausflugsbüro angebotenen Service oder kommt man etwa auch mit Taxi, Bus oder Bahn zu den Sehenswürdigkeiten des jeweiligen Hafens?

Doch Obacht. Die Zeit für "Alle an Bord" sollte eingehalten werden. Es ist schon vorgekommen dass Gäste am leeren Kai standen, als sie von einem Ausflug zurück kamen. Es kann indes auch vorkommen dass diese Zeit wetterbedingt nicht eingehalten wird. So wie bei dieser Tour vor Helgoland. "Es kommt eher selten vor, dass wir den Ausflug nach Helgoland überhaupt machen", erzählte ein Mitarbeiter des Ausflugsbüros tags zuvor. Oft sei dort das Meer zu rau. Denn die Insel verfügt über keinen Anleger. Die Magnifica muss auf Reede vor Deutschlands einziger Hochseeinsel liegen.



Mit kleinen Tenderbooten werden die Gäste auf den Felsen gebracht. "Nun gut, waren wir mal auf Helgoland", so die Reaktion der meisten Gäste nach der Tour. Das Eiland ist wirklich unspektakulär. Einzig etliche zollfreie Angebote (Zigaretten, Alkohol, Kosmetik) sorgen für volle Tüten der Besucher. Und Tüten sind mitunter wichtig. So wie an diesem Nachmittag als es einigen Tenderboten, die normalerweise 20 Minuten benötigen, mehr als eineinhalb Stunden lang nicht gelingt, die Passagiere wieder an Bord der Magnifica zu bringen. Jetzt versteht man, warum der Helgolandausflug so selten möglich ist. Zum Glück hat man ja seine Shoppingtüte.

Wesentlich angenehmer waren da Dover und Amsterdam. Sofort fester Boden unter den Füssen und jede Menge Möglichkeiten. London oder wer es nicht so weit mag Canterbury, Dover zu Fuß, einfach in einen Pub am Hafen. Ebenso in Amsterdam wo das Schiff fast mitten in der Stadt anlegt. Wie gesagt - es lohnt sich vorher zu schauen, ob man individuell oder mit einen extra Ausflugsprogramm an Land geht. Genau das macht den Reiz solcher einer Reise aus. Man hat je nach Dauer der Reise immer das gleiche Hotelzimmer, sieht aber jeden Tag eine neue Stadt. Und an Bord erwarten einen immer wieder neue Eindrücke. Wohl kaum ein Gast wird all die Angebote nutzen.

Auf dieser Reise indes wollten viele zu Kleeberg

Etwas verwundert schaut an diesem Nachmittag nach dem Auslaufen aus Amsterdam manch Gast als er in den schon gut gefüllten Salon auf Deck sieben kommt. Da ist zwar eine Küche aufgebaut und es duftet schon verführerisch. Doch davor stehen ein Mikrofon und eine Gitarre. "Wenn ich reise, nehme ich immer eine Gitarre mit", erzählt Kleeberg als wir am Mittag zuvor beim Mittagsbuffet sitzen. Immerhin hat er in seiner Heimatstadt Koblenz mal am Theater gearbeitet, wäre fast Schauspieler und Sänger geworden.

Aus seiner Heimat hat er auch seine Lust zum Reisen auf dem Wasser. "Die Schiffe auf dem Rhein haben in mir immer das Fernweh geweckt", erinnert er sich. Nun ja und ein wenig ist er ja Schauspieler und Sänger geblieben, wie er bei seiner Show später beweist. "Kochen und Musik haben viel miteinander zu tun", sagt Kleeberg. "Beides benötigt viel Kreativität."

An Bord der Magnifica zeigt er die Interpretationen italienischer Gerichte. "Wir sind schließlich auf einem italienischen Schiff. Aber ich habe meinen besonderen Vau-Stil", lacht er. Den meisten Gästen ist das aber fast egal. Sie wollen vor allem unterhalten werden. So wie bei den meisten Kochshows. Heißen sie nun Lafer, Lichter, Lecker, Kochduell oder wie auch immer. "Ich glaube, dass all die Kochshows wirklich mehr Unterhaltung als Anleitung zum guten Kochen sind", meint Kleeberg.

Und so ist der Meister der Töpfe und Pfannen an diesem Nachmittag auch eher Herr der Gitarre und des Mikrofons. Zwischendurch zeigt er ein wenig, wie eines der Gerichte bereitet wird, dass seine Jungs für alle bereits vorbereitet haben. Die Gäste sind glücklich. Fast wie bei einem Popstar gerät der Schluss. Autogramme werden geschrieben, Fotos gemacht, hier und da mal eine Fachfrage eines ambitionierten Hobbykochs. Vielleicht ist die Erinnerung daran für machen Gast größer als die Stationen der Reise.

So ist es verständlich dass MSC im nächsten Jahr wieder mit Kleeberg an Bord ablegen wird. Ein Termin steht allerdings noch nicht fest. Wie auch immer: es ist eine außergewöhnliche Art des Reisens. Ob nun mit oder ohne Sternekoch an Bord. Mit Blick auf das im Schein des Mondes schimmernde Meer gleitet man durch die Nacht. Alles fast wie in einem normalen Hotel. Nur vielleicht etwas romantischer ... (msc-kreuzfahrten.de)

 

Ich bin dann mal wieder unterwegs

Euer Honza