Von Silvia Kusidlo
Seit Jahrzehnten behalte die Queen ihre Würde, ihr Pflichtgefühl und ihre Frisur, sagte einmal Schauspielerin Helen Mirren. «Die Königin steht mit den Füßen fest auf dem Boden, trägt den Hut auf dem Kopf, ihre Handtasche am Arm und sie hat viele, viele Stürme durchgemacht. Ich verneige mich vor ihrem Mut und ihrer Beständigkeit.» Mirren spielte die Hauptrolle im Film «The Queen».
Königin Elizabeth II. erlebte schon zwölf Premierminister und einige politische Krisen - und herrscht nach wie vor wie ein Fels in der Brandung. Dabei hat die 92-Jährige eigentlich nur symbolische Macht und mischt sich nie in die Politik ein. Am Samstag begeht die Queen bereits ihr 65-jähriges Krönungsjubiläum - kein britischer Monarch kann das toppen. Besondere Feierlichkeiten sind zu diesem Jahrestag nicht geplant, wie ein Sprecher des Buckingham-Palastes sagte. «Die Königin verbringt den Tag privat.»
Als Kind schaute Elizabeth der Krönung ihres Vaters Georg VI. zu. Als er am 6. Februar 1952 starb, folgte sie ihm auf den Thron. Die Krönungszeremonie fand aber erst 16 Monate später statt, am 2. Juni 1953 in der Londoner Westminster Abbey - sie war damals 27 Jahre alt. «Bei einer Krönung war ich Zuschauerin, bei der anderen Empfängerin. Sehr bemerkenswert», sagte die Queen in einer BBC-Dokumentation zum Krönungsjubiläum. «Das Drumherum nimmt man selbst kaum wahr.»
Mehr als 8200 Gäste, darunter Scheichs, Sultane, Maharadschas und der europäische Hochadel, waren in der Westminster Abbey anwesend. Das Herzstück der Zeremonie war die Überreichung der mehr als 350 Jahre alten St.-Edwards-Krone: etwa zwei Kilogramm schwer und mit 444 Saphiren, Smaragden, Rubinen und Diamanten besetzt. «Das wiegt gefühlt eine Tonne», sagte die für ihren trockenen Humor bekannte Königin der BBC.
Pannen blieben dank der akribischen Vorbereitung nahezu aus - sieht man von den Putzfrauen ab, die nur nochmal schnell den Teppich vor Ankunft der Queen säubern wollten und für die alle Gäste irrtümlich aufstanden. Zwei Millionen Zuschauer säumten die Straßen und feierten den Beginn einer neuen Ära, 30 000 Soldaten begleiteten die Queen in ihrer historischen, aber unbequemen Kutsche auf der Fahrt durch London. Selbst die Ehrendamen der 27-Jährigen wurden vergöttert. «Wir waren so etwas wie die Spice Girls heute», sagte eine von ihnen.
Die Queen erlebte in den folgenden Jahrzehnten viele Veränderungen. Zu Beginn ihrer Regentschaft stand sie an der Spitze eines Empires mit mehr als 70 Kolonien. Davon ist kaum noch etwas übrig.
Trotz aller Umbrüche blieb sie sich stets treu und ist extrem pflichtbewusst: Das Gehen fällt der 92-Jährigen inzwischen schwerer, aber sie hat weiter viele offizielle Termine. Allerdings nehmen die jüngeren Royals - dazu gehört nun auch Prinz Harrys Ehefrau Meghan - ihr zunehmend Verpflichtungen ab. Ehemann Philip (96), der kürzlich ein neues Hüftgelenk bekam, ist voriges Jahr in Rente gegangen.
Nicht immer war das Königshaus im eigenen Land beliebt. Der Tiefpunkt war vor 21 Jahren erreicht, als Diana, die Ex-Schwiegertochter der Königin, bei einem Autounfall in Paris starb. Die Queen schwieg zunächst, als die Nation in Trauer versank. Das nahmen ihr die Briten sehr übel. Auch dank einer PR-Kampagne stieg die Popularität wieder.
Und gerade jetzt scheint das Königshaus - allen voran die Queen - wichtiger denn je zu sein. Denn in Großbritannien ist es nicht zum Besten bestellt. «Der Premierministerin fehlt Autorität. Das Parlament ist durch Sex- und Mobbing-Skandale erschüttert», schrieb das britische Magazin «The Economist». Und die zerstrittene Regierung müsse die «komplizierteste Aufgabe seit dem Zweiten Weltkrieg vorbereiten» - den Brexit. Im Gegensatz dazu «präsentiert die Queen Stabilität in einer instabilen Welt», betonte das Magazin. dpa