Michelin Rückkehr nach Österreich Falstaff bezieht Stellung

"Keine Frage: Die internationale »Währung« für Luxus-Restaurants und Top-Köche im obersten Segment sind die Michelin-Sterne. Der Michelin-Guide ist ein Unternehmen des französischen Milliarden-Reifenkonzerns Michelin. Schon 2005, also vor 18 Jahren, versuchte Michelin mit einem eigenen Österreich-Guide Fuß zu fassen. Allerdings mit wenig Erfolg, sodass sich Michelin aus Österreich 2009 bereits wieder zurückzog. In der Zwischenzeit hat Michelin seine Politik geändert: Wenn ein kleineres Land wie beispielsweise Slowenien, Kroatien oder eben auch Österreich möchte, dass der Michelin-Guide wieder seine Sterne unter den Top-Köchen verteilt, muss dafür bezahlt werden. Bis zu einer Million Euro pro Jahr.

Viel öffentliches Geld für Michelin in Österreich

Nun wird bejubelt, dass Michelin wieder nach Österreich zurückkehrt. Primär durch die politischen Bemühungen, allen voran den heimischen Tourismus-Organisationen. So weit, so gut. Nicht so gut finden die österreichischen Restaurantguides Gault&Millau und Falstaff, dass der Michelin-Guide des französischen Milliardenkonzerns mit Millionen Euro öffentlicher Gelder für die nächsten Jahre subventioniert wird. Sonst wäre er nämlich nicht nach Österreich zurückgekehrt. Während also die österreichischen Restaurantguides Gault&Millau und Falstaff keinen Euro Förderung bekommen und für jeden Umsatz-Euro ordentlich Steuer zahlen müssen, bekommt Michelin öffentliche Gelder, damit er wieder österreichische Restaurants testet.

Gute Sache, aber eigentlich ein Skandal

Wolfgang Rosam, Herausgeber von Falstaff, und Martina und Karl Hohenlohe, Herausgeber von Gault&Millau, befinden das eine Ungleichbehandlung in einem freien Markt: »Grundsätzlich finden wir es sehr gut, wenn Michelin wieder in Österreich testet. International ist es ein ganz wichtiges Asset. Es geht aber gar nicht, dass Michelin keinen einzigen Euro selbst investieren muss, sondern öffentliche Gelder garantiert bekommt, während die heimischen Restaurantguides null Förderung bekommen und die gesamte Basisarbeit in den vergangenen Jahren für eine bessere Restaurantqualität auf eigene Kosten und eigenes Unternehmerrisiko realisieren mussten. Das ist weder fair noch entspricht es den EU-Gleichbehandlungskriterien. Es ist die Aufgabe der Politik, hier gleiche und faire Voraussetzungen für alle Marktteilnehmer zu schaffen. Für uns ist das in diesem Ungleichgewicht inakzeptabel«, sagen Rosam und Hohenlohe unisono."

Kommentar von Wolfgang M. Rosam

HINTERGRUND:

Wie die Parlamentsdirektion am Dienstag Abend in einer Presseaussendung bekannt gab, wurde die Rückkehr des Gastronomieführers Guide Michelin in Österreich nun auch politisch im Tourismusausschuss beschlossen. Für den Herausgeber und Chefredakteur des Gastronomie-Fachmagazins KALK&KEGEL ist dies ein Gewinn für den gesamten heimischen Tourismus: „Ein Lotto Sechser für die Tourismus-Wirtschaft. Beispiele aus anderen Ländern zeigen, dass es durch den Guide Michelin in den kulinarisch starken Regionen zu einem Nächtigungs-Plus von rund 16 Prozent gekommen ist. Hochgerechnet wird, dass es zu Mehreinnahmen im österreichischen Tourismus von etwa 48 Millionen Euro pro Jahr kommen könnte.“

Das Comeback des weltweit bekanntesten Restaurant Guides, der 2009 zum letzten Mal in Österreich erschien, ist auch ein Erfolg für KALK&KEGEL: Das Gastronomie-Fachmagazin startete im Feber eine Petition zur Rückkehr des Guide Michelin, hinter der rund 20.000 Menschen aus der Gastronomie und aus dem Tourismus stehen. Das brachte neuen Schwung in die Sache: Geführt wurden zahlreiche Hintergrundgespräche mit den politischen Verantwortlichen im Bund und in den Bundesländern, um deutlich zu machen, dass der Guide Michelin als internationales Marketingtool für den heimischen Tourismus einen enormen Wert hat. Ein dazugehöriges Strategiepapier von KALK&KEGEL diente zudem auch als wertvolle Argumentationsunterlage für Politik und Institutionen wie der WKO oder dem Tourismus der Bundesländer.

„Letztendlich kann der Guide Michelin auch dem Personalmangel entgegenwirken, weil die Abwanderung vieler Top-Köchinnen und Köche verhindert wird“, sagt KALK&KEGEL Herausgeber Michael Pöcheim-Pech.

Anzunehmen sei zudem, dass Österreich auf Anhieb zu den erfolgreichsten Ländern im Guide Michelin zählen würde. Hochrechnungen der KALK&KEGEL Redaktion lassen auf Folgendes hoffen: Mindestens ein 3-Sterne-Restaurant, dazu rund 13 2-Sterner und mehr als 50 Restaurants mit einem Stern. Dazu könnten rund 180 sogenannte „Bib Gourmands“ kommen, das sind die begehrten Preis-Leistungs-Empfehlungen des Michelin. Maßgeblich zu dieser Qualitätssteigerung und zur Anerkennung dieser Qualität in der öffentlichen Wahrnehmung haben die für Österreich unverzichtbaren Restaurantführer beigetragen, allen voran der Gault&Millau, der Falstaff sowie der Guide von A la Carte.