Ein Wein aus Chile in der „Hall of Fame“ der größten Weine aller Zeiten – das hätte sich Aurelio Montes Sr. nicht träumen lassen. Dass der Jahrgang 1999 ganz besonders herausragend war, darüber herrschte in Chile allerdings schon damals Einigkeit. Vor allem der Cabernet Sauvignon profitierte von einem Witterungsverlauf, der den Trauben ein langes Ausreifen ermöglichte. Zugleich bildeten sie dank kühler Nächte dicke Schalen aus, die Voraussetzung für komplexe Aromen. Anfang März konnte eine Ernte von außergewöhnlicher Qualität eingebracht werden – das Jahr fing gut an.
Auch der aufstrebende Weinmacher Aurelio Montes Sr., der den Weinberg 1990 auspflanzte, war sehr zufrieden mit den Trauben, die er auf seinem Weingut im Colchagua-Tal in Chile geerntet hatte. Dass er im Begriff war, eine Weinlegende zu schaffen, wäre ihm nicht im Traum eingefallen.
Enormes Lagerpotenzial
Tatsächlich genossen die 1999er-Weine – nicht nur in Chile – lange Zeit nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdienten, sie standen im Schatten des Millenniumjahrgangs 2000 mit seinem magischen Datum. Als der Alpha M 1999 im Jahr 2002 auf den Markt kam, vermerkte das offizielle Weindatenblatt ganz bescheiden, der Wein hätte ein Lagerpotenzial von „mehr als zehn Jahren.“Die Geschichte hat gezeigt: Erst jetzt, 20 Jahre nach der Lese, zeigt sich der Wein auf seinem genussvollen Höhepunkt.
Immerhin erahnte die internationale Weinkritik bereits sehr früh, was im Alpha M 1999 steckt: Weinexperte James Suckling und der Decanter gaben ihm schon damals jeweils 94 Punkte, das US-Magazin Wine Spectator 92 Punkte. Dabei war das erst der vierte Jahrgang eines Weines, den Aurelio Montes im Jahr 1996 kreierte. Der Name für diesen Ausnahmewein wurde in Anlehnung, an die bereits erfolgreiche „Montes Alpha“ Linie gewählt. Das M bezieht sich auf Douglas Murray, neben Alfredo Vidaurre und Pedro Grand, einer der drei Gründungspartner von Aurelio Montes Sr., der sich als Marketinggenie entpuppte und die Montes-Weine weltweit bekannt machte.
Pionierarbeit – Wein aus Steillagen
Schon immer wollte Aurelio Montes Sr. eine Cuvée nach Bordeaux-Vorbild kreieren, die sich mit den größten Gewächsen aus Frankreich und Kalifornien messen könnte. Durch seine langjährige Erfahrung im Weingeschäft wusste er: Wirklich großer Wein stammt aus Trauben, die in rauen Bedingungen heranwachsen. Also wählte er nicht die satten flachen Böden, sondern die kargen Steillagen der Apalta Hills für sein Prestigeprojekt. Der Hang ist nach Süden ausgerichtet, das ist auf der südlichen Erdhalbkugel die kühlere, sonnenabgewandte Seite. Die Trauben reifen langsamer, in der Nacht wehen kühle Winde von den Bergen, zudem stehen die Rebstöcke sehr dicht, müssen also um Wasser und Nährstoffe kämpfen.
Montes Alpha M – bis heute unverändert
An der Traubenzusammensetzung des Montes Alpha M hat sich bis heute wenig verändert. Die einzelnen Sorten werden nach der Lese getrennt vinifiziert. Die Komposition besteht aus 80 % Cabernet Sauvignon, 10 % Cabernet Franc, 5 % Merlot und seit dem Jahrgang 2000 auch 5 % Petit Verdot. Die Assemblage erfolgt rund 3 Monate nach der Ernte, danach kommt der Wein für 18 Monate in neue Fässer aus französischer Eiche.
Die Gesamtproduktion ist angesichts der weltweiten Nachfrage immer noch recht gering: Pro Jahr werden von dieser Prestige-Cuvée zwischen 25.000 und 26.000 Flaschen abgefüllt. Er war der erste Winzer Chiles, der vor 30 Jahren auf steilen Hügeln Rebstöcke anpflanzte, und wurde von den Kollegen prompt dafür belächelt (um nicht zu sagen, verspottet). Sieben Jahre musste er warten, bis er 1996 erstmals Wein von den neuen Rebanlagen abfüllen konnte – und wusste, dass er auf dem richtigen Weg war.