Portwein eignet sich nur in Ausnahmefällen zum längeren Lagern. Die meisten dieser portugiesischen Süßweine seien zum direkten Verbrauch abgefüllt, so der Portwein-Experte Axel Probst. «Nur Vintage Port profitiert von der Flaschenlagerung», erklärte er auf der internationalen Fachmesse ProWein (noch bis 25. März) in Düsseldorf.
Dabei handelt es sich um die höchste Qualitätsstufe der in Flaschen gereiften Portweine. Der Vintage-Port-Jahrgang 2011 sei gerade auf den Markt gekommen und könne wie alle Weine dieser Stufe 10 bis 50 oder mehr Jahre ungeöffnet aufbewahrt werden. Grundsätzlich sollte er liegend, dunkel und erschütterungsfrei bei gleichbleibender Temperatur gelagert werden.
Probst rät davon ab, schon jetzt Vintage Port aus Mitte der 1980er Jahre oder jünger, erst recht zum Beispiel keinen von 2000 zu trinken. Diese seien noch wie die Raupen eines Schmetterlings: Sie müssten sich erst noch «verpuppen» und seien erst danach schön. Trinkbar sei dagegen bereits der Jahrgang 1982. Er selbst greife derzeit gern zu Vintage Ports aus den 1960er Jahren.
Zwei Typen Portwein gibt es: in der Flasche und im Fass gereifte. Ganz unten in der Hierarchie der in Flaschen gereiften Portweine stehen die mit «Standard Ruby» bezeichneten. Sie kommen nach zwei bis drei Jahren trinkreif in den Handel und haben ein typisches kräftiges, schokoladiges Aroma. Ihr Pendant bei den im Holzfass gelagerten Portweinen ist der «Standard Tawny», der drei bis sechs Jahre vor der Abfüllung im Fass verbringt. Laut Probst sind diese Weine für etwa 10 Euro pro Flasche im Handel zu finden.
Auf der mittleren Stufe bei den Flaschen-Ports finden sich die Bezeichnungen «Special» und «Late Bottled Vintage». Bei den Fass-Ports mittlerer Qualität sollten Verbraucher nach «10 years Tawny» (für etwa 20 Euro pro Flasche) oder «20 years Tawny» (etwa 40 Euro pro Flasche) Ausschau halten. Ganz oben in der Hierarchie der im Fass gereiften Ports stehen die 30- und 40-jährigen Tawnys sowie der Colheita, die gut 100 Euro oder mehr pro Flasche kosten können.
Ein Colheita ist Probst zufolge der einzige reine Jahrgangswein aus dem Fass, bei den anderen dürfen die Kellermeister verschiedene Jahrgänge innerhalb derselben Alterstufe verschneiden. Ein «40 years Tawny» kann auch Port enthalten, der älter als 40 Jahre ist. Bei den in Flaschen gereiften Ports kommt der Vintage ebenfalls jahrgangsrein in die Flasche.
«Bei Tawnys steht vorn auf der Flasche der Jahrgang, wann die Traube an der Rebe hing, und hinten das Abfülljahr», erläuterte der Experte, der auch im Studienbereich Weinbau der Hochschule Geisenheim lehrt. Und daran sollten Verbraucher sich orientieren, denn zu alt sollten diese Portweine zum Trinken nicht sein, «weil sie über die Jahre an Frische einbüßen». Ein Tawny-Port habe einen nussigen, würzigen Geschmack, der an Trockenfrüchte erinnert.
Vor allem für hochwertige Portweine würden die Trauben beim Keltern noch immer mit den Füßen getreten, meist in Granittrögen, sagte Probst. Der Rebsaft solle möglichst lange mit den Schalen in Kontakt sein. Anschließend kommt geschmacks- und geruchsloster 77-prozentiger Branntwein hinzu. «Dieser tötet die Bierhefen ab und stoppt den Gärungsprozess.» Dadurch bleibt die Restsüße im Wein erhalten und gibt ihm zugleich einen höheren Alkoholgehalt. Der kann bei Port bei 19 bis 22 Prozent liegen, die meisten haben laut Probst 20 Prozent.
Mehr als 100 Rebsorten sind für die Produktion von Port zugelassen, die meisten davon sind ursprünglich nur in Portugal heimische (autochthone) Sorten. Vor allem aber sind es Probst zufolge Tinta Roriz, Touriga Nacional, Touriga Franca und Tinta Cao, die den Weg in den Wein finden.
Sie werden oft in einer Mischpflanzung angebaut, von Hand gelesen und gemeinsam verarbeitet. «Das macht die Weine komplexer und gehaltvoller», erklärte er. dpa
ProWein-Spezial: Weinland Brasilien