Die aktuellen Probleme sind mit gestiegenen Kosten bei sinkender Kaufkraft, der grassierenden Personalknappheit, Corona-Nachwehen wie Rückzahlungen und vor allem mit dem drohenden Ende der Mehrwertsteuer-Senkung für die Gastronomie komplex: Die Dehoga geht von 2500 Betriebsschließungen in Deutschland aus, sollte wieder der 19 Prozent Mehrwertsteuersatz eingeführt werden.
Den Anfang macht das ERNST in Berlin, Gastgeber Dylan Watson-Brawn (Foto) hat angekündigt, sein ERNST im Wedding Ende 2024 zu schließen. Auf Instagram schreibt er: „As you may have already read, ernst as we know it will come to an end at the end of 2024. It was not an easy decision to make and it is not due to any one factor. Ernst was never intended to be a permanent project, and for us it is time to move forward and make a change.“
Das Sterne-Restaurant Irma la Douce hat sein Konzept verschlankt, andere wie das Horvath und Nobelhart & Schmutig setzen auf Schnitzelmittwoche oder Schweinebratendonnerstage, auch Tim Raue reagiert mit einem "Berlin-Menü" und die pulsierende Chefs-Messe Rolling Pin Convention hat zum Entsetzen der Hauptstadt-Köche Berlin verlassen.
Der Berliner Gastro-Experte Bernhard Moser beschreibt die Situation drastisch: „Berlin rast auf eine Katastrophe zu, die Lage ist besorgniserregend. Die Branche braucht dringend Hilfe: steigende Personalkosten, Energiekrise, explodierende Kosten für Wareneinsatz, faktisch alle Nebenkosten steigen massiv im Preis. Das alles stößt auf ein Umfeld, das von fehlenden Fernflügen, nicht gut funktionierenden ICE Bahnverbindungen, immer strenger werdenden Complianceregeln bei Bewirtungskosten und eingeschränkter Kaufkraft durch Inflation. Hinzu kommt, dass die aktuelle Angst vor Kaufkraftverlust für eine deutlich schlechtere Stimmung sorgt, als vor drei Jahren Corona. Die anstehende Mehrwertsteuererhöhung wirkt an dieser Stelle wie ein Brandbeschleuniger“
Aber es gibt auch positive Nachrichten aus dem Lande:
Residenz Heinz Winkler in Aschau neu aufgestellt
Gleich zwei Spitzenköche konnte die Residenz Heinz Winkler gewinnen, um gemeinsam in die Zukunft zu starten. Stefan Barnhusen und Daniel Pape werden kulinarische Höhepunkte setzen und diese mit dem Erbe von Heinz Winkler verknüpfen, die Besitzer schreiben auf Facebook: „Wir begrüßen herzlich Stefan Barnhusen und Daniel Pape. Stefan kommt aus München und hat mit seinem dortigen Team einen Stern für das Mountain Hub Gourmet erkocht. Er blickt auf Stationen wie das Restaurant „Überfahrt“ bei Christian Jürgens, das „Bareiss“ bei Claus-Peter Lumpp und das „Gästehaus Klaus Erfort“ bei Klaus Erfort zurück. Daniel kochte unter anderem in seiner Laufbahn ebenfalls im Restaurant „Überfahrt“ bei Christian Jürgens, im „Vendome“ bei Joachim Wissler, im „La Vie“ bei Thomas Bühner und kann sich auch den Erfolg zuschreiben mit seinem letzten Team einen Stern für das „Da Vinci“ in Koblenz erkocht zu haben.“
Sternerestaurant Under in Norwegen
Auch die trendige nordische Küche scheint von den Problemen nicht verschont zu bleiben. Das norwegische Sternerestaurant Under hat eine Änderung seines Konzepts angekündigt. Sterne-Cchef Nicolai Ellitsgaard Pedersen und sein Team werden dort nur noch bis zum 16. Dezember 2023 arbeiten, danach werden die Karten mit einem einfacheren Konzept neu gemischt.