Von Christiane Gläser
Bayern ist nicht unbedingt berühmt für seine großen Rotweine. Stattdessen begeistern die Franken mit ihren Weißweinen. 80 Prozent des vergorenen Saftes im Freistaat kommt aus weißen Trauben. Doch die Winzer der roten Traube scheinen auf dem Vormarsch - wenn auch langsam. Bei einem internationalen Weinwettbewerb in Asien hat sich ein unterfränkischer Winzer mit seinem Spätburgunder gegen 39 andere Rotweine durchgesetzt. Die Konkurrenz kam unter anderem aus Frankreich und den USA - den großen Spätburgunder-Nationen der Welt vor Deutschland.
Der beste Pinot Noir des Wettbewerbs «Germany vs. the World» kommt aus Bürgstadt (Landkreis Miltenberg) vom Weingut Fürst. Sein Spätburgunder des Jahrgangs 2006 begeisterte die asiatischen Weinexperten der Jury. Sie verkosteten 20 deutsche und 20 internationale Weine. Die deutschen Tropfen wählte das deutsche Weininstitut aus, das die Blindverkostung initiierte. Die internationalen Weine hingegen wählte die Jury selbst und entschied sich für Rotweine, die bereits bei vielen Wettbewerben punkteten.
«Wir freuen uns wahnsinnig über diesen Preis - zumal es eine sehr ernstzunehmende Probe mit hochklassigen Weinen war», sagte Paul Fürst. Sein Geheimrezept ist schnell beschrieben: «Es braucht die richtige Rebsorte, den richtigen Boden, man muss sehr fleißig sein, viel im Weinberg arbeiten, gute Fässer haben, fachliches Know-how mitbringen und kompetente Mitarbeiter haben. Wenn das alles passt, dann wird es auch ein guter Wein», so Fürst, der gemeinsam mit seinem Sohn und seiner Frau das Weingut betreibt. Er gewinnt seit vielen Jahren renommierte Wettbewerbe mit seinen Weinen, 2003 wurde er vom Restaurantführer Gault Millau zum «Winzer des Jahres» gekürt.
Für den fränkischen Weinbauverband sind Fürst und seine Familie «wertvolle Vordenker und Vorbilder für die ganze Region», sagt Präsident Artur Steinmann. Auch Weinfachberater Hermann Mengler vom Bezirk Unterfranken spricht von einem wichtigen Achtungserfolg. Er könne sogar eine Initialzündung für den Rotwein in Franken auslösen. Allerdings nicht in ganz Franken, sondern nur westlich des Spessarts, also am Untermain.
«Östlich des Spessarts hat der Franke ein Weißwein-Gen in sich», so der Weinexperte. Das liegt vor allem am Boden und dem Klima. Westlich des Spessarts gibt es vor allem Buntsandstein, der ist sehr sandig und erwärmt sich leichter. Dadurch gibt er mehr Wärme an die Rebstöcke ab. Hinzu kommt, dass das Klima am Untermain mediterraner ist als jenseits des Spessarts. «Und Rotweinsorten sind de facto Kinder der Sonne.»
In den vergangenen Jahren hat sich der Anteil der Rotweine in Bayern leicht gesteigert. Vor zehn Jahren lag der Anteil an der Anbaufläche noch bei rund 13 Prozent, mittlerweile sind es bereits 20 Prozent. Dabei setzen die Winzer vor allem auf die Sorten Domina und Spätburgunder. Dass der Anteil noch stärker wächst, glaubt Mengler indes nicht. «Ich würde das als Strohfeuer bezeichnen. Es gibt hier in Sachen Rotwein schon einige gute Sachen und am Untermain schlägt das Herz nach wie vor rot. Aber der Weißwein bleibt die Sorte Frankens.» dpa
Mehr zum Spätburgunder
Spätburger ist die weltweit bekannteste Rotwein-Sorte. Der größte Produzent des Pinot Noir oder auch Pinot Nero ist Frankreich, es folgen die USA und an dritter Stelle schon Deutschland. Dem deutschen Weininstitut zufolge bauen französische Winzer auf 30 000 Hektar, US-amerikanische auf 21 000 Hektar und deutsche auf 11 500 Hektar Spätburgunder an. Baden-Württemberg ist in Deutschland laut Statistischem Bundesarbeit mit einer Anbaufläche von mindestens 6500 Hektar tonangebend. Bayern kommt auf mindestens 260 Hektar.
Der Geschmack des Spätburgunders zeichnet sich Experten zufolge durch eine eher fruchtbetonte und nicht sehr bittere Note aus. Er hat eine feine Fruchtsäure, die ihn leichter erscheinen lässt, und ist leicht würzig. Mutterland der edlen Rebsorte ist Frankreich und dort die Region Burgund im Zentrum des Landes.