Slow Food aus Rheinland-Pfalz

Die Schnecke steht bei der «Slow Food»-Bewegung als Symbol für bewusstes, genussvolles Essen und Lebensmittel aus der Region. Und die Idee macht seit rund 20 Jahren auch in Rheinland-Pfalz Schule. Derzeit gibt es laut Ernährungsministerium vier regionale Tafelrunden, sogenannte Convivien.

«Die Aktivitäten von Slow Food und unsere Ernährungspolitik zeigen viele Parallelen», sagt Ministerin Ulrike Höfken (Grüne) im dpa-Interview. Angesichts der jüngsten Lebensmittelskandale müsse der globalen Anonymisierung von Lebensmitteln entgegen gewirkt werden. Rund 40 Anbieter aus Rheinland-Pfalz präsentieren sich von 11. bis 14. April auf der «Slow-Food»-Messe «Der Markt des guten Geschmacks» in Stuttgart.

Was macht Slow Food aus und warum unterstützen Sie diese Bewegung?

Höfken: «Wir wollen, dass die Menschen so früh wie möglich Geschmack und Gespür für Qualität, Herkunft und Saisonalität entwickeln. Wir möchten das Wissen über Erzeugung und Zubereitung von Lebensmitteln vermehren. Dafür haben wir in Rheinland-Pfalz zum Beispiel die Kampagne "Rheinland-Pfalz isst besser" gestartet. Wir zeigen Wege zur Bekämpfung der ausufernden Lebensmittelverschwendung. Angesichts von Noroviren in chinesischen Erdbeeren und giftigen Schimmelpilzen im Tierfutter, die dann in der Milch landen, geht es auch darum, der globalen Anonymisierung von Lebensmitteln entgegen zu wirken. Deshalb setzen wir uns auf Bundesebene für eine Kennzeichnung regionaler Produkte ein, die nicht nur für Handelsketten geeignet ist wie bei Frau Aigner, sondern auch für Initiativen wie unsere rheinland-pfälzischen Regionalmarken.»

Was will das Land tun, um Slow Food zu unterstützen?

Höfken: «Wir können und wollen nicht die laufenden Kosten der Vereine bezuschussen, sondern nur einzelne Projekte unterstützen. Rheinland-Pfalz wird bei der Slow-Food-Messe vom 11. bis 14. April in Stuttgart eine zentrale Rolle spielen. Die Besucher können sich auf rheinland-pfälzische Weine, Digestifs, Essige, Käsespezialitäten und viele andere kulinarische Köstlichkeiten freuen. Allein an unserem Gemeinschaftsstand in Halle 5 sind rund 20 der über 40 rheinland-pfälzischen Aussteller vertreten. Als zukünftiges Projekt könnte ich mir einen gemeinsamen Slow-Food-Führer für Rheinland-Pfalz oder eine App vorstellen, aber solche Initiativen müssen aus den Reihen der Akteure kommen.»

Warum passt Slow Food gut zu RLP?

Höfken: «Unsere vom Weinbau geprägten Regionen haben ein reiches kulinarisches Erbe, um das sich Slow Food, aber auch viele andere Erzeuger, Verarbeiter und Gastronomen kümmern. Kulinarische Verarmung und Fehlernährung haben interessanterweise häufig dieselbe Ursache - es wird am falschen Ende gespart. Dabei müssen wir schnelles und billiges Essen langfristig meist teuer bezahlen, sei es mit der Umwelt, der Gesundheit oder mit Vertrauensschwund. Die jüngsten Lebensmittelskandale lassen grüßen. Daher setzen wir regionale Originalität gegen globales Einerlei, handwerkliches Können gegen industrielle Massenware und sehen in Slow Food eine Gruppierung mit ähnlichen Zielen. «Buono, pulito e giusto» - gut, sauber und fair: Diesen von Carlo Petrini, dem Slow- Food-Gründer und internationalen Vorsitzenden, definierten Maßstab für Essen und Trinken kann ich uneingeschränkt unterschreiben.»

Die Slow-Food-Bewegung in Rheinland-Pfalz:

In Rheinland-Pfalz gibt es derzeit vier regionale Tafelrunden, sogenannte Convivien. Hier engagieren sich Menschen ehrenamtlich für die Pflege und Weiterentwicklung des regionalen kulinarischen Erbes, wie das Ernährungsministerium in Mainz mitteilte. Es gibt einfache Mitglieder sowie Unterstützer, die Slow Food finanziell stärken und dies in der eigenen Kommunikation einsetzen, etwa Weingüter. Hier taucht die Schnecke als Slow-Food-Symbol zwar nicht auf den Etiketten, aber auf den Internetseiten oder Weinkarten auf.

Das 1995 gegründete Convivium Pfalz ist mit 350 Mitgliedern und 62 Unterstützern die älteste Vereinigung in Rheinland-Pfalz. Der Verein engagiert sich unter anderem für den Erhalt seltener Nutztier- und Nutzpflanzenarten. Im Gebiet des früheren Regierungsbezirkes Trier ist das 2001 gegründete Convivium Mosel-Hunsrück-Eifel mit 88 Mitgliedern und 24 Unterstützern aktiv. Das Convivium Rhein-Mosel zählt 110 Mitglieder und zehn Unterstützer. Es wurde 2008 gegründet, und umfasst die Regionen Westerwald, Untermosel, Teile des Hunsrücks und der Vordereifel.

Das Convivium Rheinhessen ist der jüngste Spross der rheinland-pfälzischen Slow-Food-Familie. Im Mai 2012 gegründet hat das Convivium mittlerweile rund 65 Mitglieder und zehn Unterstützer. Weitere Mitglieder und Unterstützer aus Rheinland-Pfalz sind in den benachbarten Convivien Bonn, Frankfurt und Saarland engagiert. dpa