Die EU hat in ihrer Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) 2013 rechtsverbindlich beschlossen, bis 2020 alle EU-Fischbestände schrittweise wiederaufzufüllen und auf einem ökologisch vertretbaren Niveau zu bewirtschaften. Gegenläufig zu diesem Prozess ist die jüngst getroffene Entscheidung des EU-Fischereiministerrats, immer noch etliche Fanggrenzen für 2019 für den Nordostatlantik und die Nordsee jenseits der im Rahmen der GFP vereinbarten Nachhaltigkeitsgrenzen festzulegen.
Diese Entscheidung hat vor allem im Angesicht der Tatsache Bedeutung, dass vier der fünf Millionen Tonnen Anlandungen von Fisch in Europa aus diesen Gewässern stammen, die Entscheidung also das Gros der dem Meer durch EU-Fischer entnommenen Fischmengen betrifft. "Der Fischereirat, an dem für Deutschland das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft beteiligt war, wird seiner Verantwortung für gesunde Fischbestände nicht gerecht. Nachdem die schrittweisen Verbesserungen des Zustands der Fischbestände in vergangenen Ratsentscheidungen bereits kläglich ausgefallen sind, muss nun bei einigen Beständen sogar von Rückschritten die Rede sein. Das übergeordnete Ziel gesunder Fischbestände bis 2020 schlägt sich gerade bei den für Deutschland wichtigsten Bestände nicht nieder", so Nina Wolff, Fischerei-Expertin von Slow Food Deutschland.
Sowohl für den Kabeljau und den Hering in der Nordsee als auch für die Makrele im Nordwestatlantik wurden die Fanggrenzen deutlich oberhalb der wissenschaftlichen Empfehlungen des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES) festgelegt.
Und dies sind nur Beispiele. "Die Entscheidung des EU-Fischereiministerrats über einige der Fangquoten für die Gewässer des Nordostatlantik und der Nordsee attestiert einen unverantwortlichen Umgang mit der Nahrungsquelle Meer, denn sie gefährdet den Nachhaltigkeitskurs für so wichtige Arten wie Kabeljau, Hering und Makrele. Damit sich diese Politik nicht in unvernünftigem Konsum fortsetzt, kann Slow Food nur einen reduzierten Fischgenuss empfehlen, bei dem Verbraucherinnen und Verbraucher möglichst auf Fisch aus regionaler und nachhaltiger Bewirtschaftung zurückgreifen - im Binnenland etwa auf Karpfen oder Zander aus Seen, Flüssen oder Teichwirtschaften - und gefährdete Arten gänzlich vermeiden", kommentierte Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland, die aktuelle Entscheidung.